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Dienstältester im Anflug. Pascal Hens spielt bereits seit elf Jahren beim HSV.

© dpa

Füchse Berlin: HSV: Rückkehr als Feindbild

Nach einer turbulenten Sommerpause finden Hamburgs Handballer langsam wieder zueinander. Am Sonntag empfangen sie die Füchse aus Berlin.

Fortgeschrittenes Alter, was heißt das schon? Selbst bei Sportlern kann es hin und wieder von Vorteil sein, ein paar Tage mehr auf dem Buckel zu haben. „Für mich gab es im Sommer nur ein Thema“, sagt Pascal Hens, „was muss ich tun, um in Hamburg bleiben zu können?“ Mit anderen Vereinen, versichert der Handball-Profi, habe er sich gar nicht erst beschäftigt. „Aber das lag natürlich auch daran, dass ich nicht mehr 26 bin, sondern doch schon 34.“ Also auf der Schlussgeraden einer Karriere mit allen bedeutsamen Titeln: WM, EM, Deutsche Meisterschaft, DHB-Pokal, Champions League. Hens hat alles gewonnen, letztere drei Wettbewerbe eben mit dem HSV, dessen Trikot er nun schon seit elf Jahren trägt. „Für mich war deshalb klar, dass es entweder hier weitergeht oder gar nicht“, sagt der Dienstälteste im Hamburger Kader.

Nun, Pascal Hens und sein Klub spielen noch Handball. An diesem Sonntag empfangen sie in der Bundesliga die Füchse Berlin (17.15 Uhr). Im Verfolgerduell zwischen dem Siebten und dem Fünften geht es auch darum, wer den Anschluss auf die führenden vier Teams aus Kiel, Mannheim, Göppingen und Flensburg und damit verbunden die Champions-League-Plätze halten kann. So weit zur sportlichen Lage. Dass die Hamburger nach überaus turbulenten Monaten überhaupt in diese Situation gekommen sind, schmeckt hingegen längst nicht jedem. Im Spätsommer wurde dem schwer verschuldeten Klub bekanntlich erst in dritter juristischer Instanz eine gültige Lizenz für die laufende Spielzeit erteilt, infolgedessen startet die Bundesliga nun erstmalig mit 19 statt der gewohnten 18 Teams. „Für die Bundesliga und die Stadt Hamburg ist es aus meiner Sicht gut, dass der HSV drin geblieben ist“, sagt Hens.

In den Hallen der Republik wird diese Entscheidung dagegen kritisch betrachtet, der HSV taugt manchem gemeinhin friedfertigen Handball-Fan durchaus als Feindbild. Beim letzten Auswärtsspiel in Göppingen bekundeten Einheimische mit einem höchst fragwürdigen Plakat, was sie von den Hamburgern halten: „St. Paulis Huren mit mehr Ehre als Rudolphs Legionäre“, stand auf dem Banner. Eine Anspielung auf Andreas Rudolph, den langjährigen Mäzen des Klubs, für die sich der Göppinger Klub später öffentlich entschuldigte. „Lizenz, Abstieg, Nicht-Abstieg, das ist so oft durchgekaut worden, ich will da eigentlich gar nicht mehr viel zu sagen“, sagt Hens, darauf angesprochen, „wir blicken lieber nach vorn.“

Die chaotischen Tage im Sommer, als weder Spieler noch sonstige Mitarbeiter wussten, wie es weitergehen würde mit dem HSV, haben den Saisonverlauf ohnehin schon beeinflusst. „Wir hatten nur viereinhalb Wochen Vorbereitung, ziemlich wenig“, sagt Hens, „das hat es dem neuen Trainer auch nicht leichter gemacht.“ Zudem trennte sich der Klub aus wirtschaftlichen Zwängen von zahlreichen Leistungsträgern, der prominenteste unter ihnen: Welthandballer Domagoj Duvnjak, mittlerweile in Kiel aktiv. Entsprechend schwierig gestaltete sich der Start: Erst am achten Spieltag holte der HSV den ersten Sieg. Danach ließ das Team vom ehemaligen französischen Nationaltorhüter Christian Gaudin dann fünf Siege folgen, bis zum besagten Spiel in Göppingen. „Uns war klar, dass es ein bisschen holprig werden kann“, sagt Hens, „aber im Moment können wir zufrieden sein mit der Situation.“ Mit einem Sieg gegen die Füchse würden die HSV-Handballer in der Tabelle an Punkten gleichziehen mit den Berlinern.

Ach ja, die Füchse. Da könnte Hens noch ein paar Geschichten erzählen aus den letzten Jahren. „Wir haben uns viele Duelle geliefert, es ging immer heiß her“, sagt der Rückraumspieler. Neben den turnusmäßigen Bundesliga-Spielen trafen sich die Klubs auch zwei Mal international (mit Hin- und Rückspiel): 2012 im Achtelfinale der Champions League mit dem besseren Ende für die Füchse, eineinhalb Jahre später in der Qualifikation für den Wettbewerb, damals siegte der HSV. Unvergessen auch das bedeutungslose Punktspiel am Ende der Saison 2012/13: Damals hatte HSV-Außen Torsten Jansen den Berliner Ivan Nincevic mit einem Kopfstoß niedergestreckt, der Kroate erlitt eine schwere Hirnerschütterung. Vorkommnisse dieser Art sind seither zum Glück ausgeblieben zwischen den Teams.

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