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Petar Nenadic läuft zum letzten Mal für die Füchse auf.

© dpa

Füchse Berlin: Petar Nenadic ist alles in einer Person

Petar Nenadic ist Diva, Entertainer und überragender Spieler bei den Füchsen. Heute nimmt er im Spiel gegen Magdeburg Abschied.

Der erste Eindruck ist so naja. Als Petar Nenadic am 29. August 2014 das Spielfeld der Max-Schmeling-Halle betritt, fällt vor allem eines auf: dass der Serbe nicht sehr auffällig ist und nicht zwangsläufig wie ein professioneller Handballer aussieht. Nenadic hat ziemlich dünne Beine, seine Arme sind ebenfalls nicht muskelbepackt. Irgendwie fühlt man sich zwangsläufig an einen uralten Otto-Witz erinnert, der einen gesuchten Straftäter in einer polizeilichen Vernehmung so beschrieb: „Mittelscheitel, mittelgroß, mittelschwer, mittelmäßig...“

Mittelgroß und mittelschwer, das mag auf Petar Nenadic zutreffen. Wenn er aber in seinen gut drei Jahren bei den Füchsen Berlin eines nicht war, dann mittelmäßig. Nenadic hat das Spiel der Berliner geprägt wie wenige vor und wahrscheinlich auch nach ihm, er war Dreh- und Angelpunkt der Offensivabteilung, Torjäger, Spielgestalter, Exzentriker, Entertainer und Diva in einer Person. Ein absoluter Ausnahmekönner. Nun verlieren die Füchse ihren individuell besten Spieler: Wenn sie am zweiten Weihnachtsfeiertag zum Bundesliga-Spitzenspiel den SC Magdeburg empfangen (15 Uhr, Max-Schmeling-Halle und live bei Sky), läuft Nenadic zum letzten Mal auf. Nach der EM in Kroatien (12. bis 28. Januar) spielt der 31-Jährige beim ungarischen Spitzenklub Veszprem.

„Wir alle hätten Petar gerne über den Winter hinaus im Trikot der Füchse gesehen“, sagt Manager Bob Hanning, „aufgrund seiner Verdienste haben wir dem Wechsel aber zugestimmt.“ Bei der Entscheidungsfindung haben die Ungarn kräftig nachgeholfen und 500 000 Euro an die Füchse überwiesen, um den Spielmacher schon sechs Monate vor Ende seiner regulären Vertragslaufzeit präsentieren zu können – eine Rekordablösesumme für die Füchse. Der serbische Nationalspieler erzielte bisher 805 Treffer, 679 davon in der Bundesliga. 2016 gewann er mit einem Schnitt von über sieben Toren pro Spiel die Torjägerkanone. „Petar wird uns fehlen, gar keine Frage“, sagt Trainer Velimir Petkovic.

Petkovic und Nenadic: Das passte

Dabei war das Bündnis zwischen dem Rückraumspieler und den Füchsen Berlin zunächst eher eine Zweckgemeinschaft. Als sich der herausragende Mittelmann Bartlomiej Jaszka im Sommer 2014 eine schwere Schulterverletzung zuzog, musste Manager Hanning auf die Schnelle halbwegs adäquaten Ersatz aus dem Hut zaubern – eine vermeintlich unlösbare Aufgabe. Hanning präsentierte also diesen schlaksigen Kerl namens Petar Nenadic – und sollte nicht enttäuscht werden.

Sein erstes Heimspiel im Spätsommer 2014 war ein Sinnbild für spätere Auftritte. Nenadic kam nach einer Viertelstunde aufs Feld, zur Pause hatte er fünf Treffer erzielt und am Ende war er bester Berliner Werfer, wie so oft in den Jahren danach. Kaum ein Spielbericht kam ohne die ausdrückliche Erwähnung des Spielmachers aus – weil Nenadic von Beginn an polarisierte; mit seiner Torgefahr, seiner Übersicht und seiner Dynamik konnte er Spiele quasi im Alleingang entscheiden. Mit seiner Eigensinnigkeit und seiner Gier nach Toren konnte er Spiele aber ebenso gut fast im Alleingang verlieren. Manchmal warf Nenadic immer weiter aufs gegnerische Tor, auch wenn gar nichts zusammenging. Bisweilen war er ein Sicherheitsrisiko für die Statik seiner Mannschaft, zumal er in der Verteidigung kaum zu gebrauchen war.

Erst unter Trainer Petkovic, der mit Nenadics Vater befreundet ist, endeten die vogelwilden Auftritte . „Ich liebe Petar“, sagte Petkovic, „er ist stets mit dem Herzen dabei, gibt immer 100 Prozent.“ Tatsächlich konnte die Diva Nenadic ein harter Hund sein: Beim Finalturnier um den EHF-Cup 2017 lief er auf, obwohl er sich wenige Tage zuvor einen doppelten Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen hatte – und spielte, vermutlich schwer auf Schmerztabletten, als sei nichts passiert. Gerade unter Petkovic fühlte sich der Serbe in Berlin sichtlich wohl: „Ich war in keinem Verein so lange wie in Berlin. Das hat seine Gründe.“

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