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Wer will es mehr? Füchse-Zugang Michael Müller ist vielleicht nicht der beste Handballer, dafür zeichnet ihn sein Einsatz und seine Kampfstärke aus – zwei Punkte, in denen die Berliner in der vergangenen Saison Nachholbedarf hatten. Foto: Imago

© imago images / Beautiful Sports

Füchse Berlin vor dem Bundesliga-Start: Michael Müller und die Frage der Mentalität

Michael Müller soll den Füchsen in der neuen Bundesligasaison die nötige Aggressivität vermitteln. Am Sonntag reisen die Berliner zum SC DHfK Leipzig.

Regelmäßige Beobachter der Handball-Bundesliga werden sich die Frage garantiert schon einmal gestellt haben: Was passiert eigentlich, wenn Silvio Heinevetter und Michael Müller in einen Raum gesperrt werden?

Wie sieht das aus, wenn der Torhüter – bekannt für seine Standleitung zum Schiedsrichtergespann und mit einer ausgeprägten Vorliebe für Trashtalk ausgestattet – auf eben Müller trifft, den vielleicht größten Rüpel der Liga, der sich bei der MT Melsungen über Jahre einen Namen als aggressive leader gemacht hat? Hauen sie sich nicht zwangsläufig die Köpfe ein?

Die Antwort gibt es an einem sonnigen Augustvormittag im Trainingszentrum der Füchse Berlin in Hohenschönhausen. Müller, einer von drei Zugängen zur neuen Saison, die für die Füchse am Sonntag (13.30 Uhr, live bei Sky) mit dem Auswärtsspiel beim SC DHfK Leipzig beginnt, erzählt zunächst einen Schlag aus der Jugend.

Dann erinnert sich an seinen ersten Treffer in der Handball-Bundesliga. „Das war gegen Heine, ich hab’s noch vor Augen“, sagt Müller, „hab ihm den Ball schön am Kopf vorbeigezogen.“ Kurz darauf schaut Heinevetter vorbei, offenbar hat er im Nebenraum zugehört. „Erzähl keinen Blödsinn!“, sagt der Torhüter und setzt ein böses Gesicht auf, das Müller erwidert. Kurz darauf können die beiden ihr Lachen allerdings nicht mehr zurückhalten; sie klatschen freundschaftlich miteinander ab und grinsen.

On Fire. Torwart Silvio Heinevetter hat sich mit Michael Müller schon einige Duelle geliefert.
On Fire. Torwart Silvio Heinevetter hat sich mit Michael Müller schon einige Duelle geliefert.

© Andreas Gora/dpa

„Wir haben uns in den letzten Jahren immer schöne Schlachten geliefert und uns auch mal ein paar Sachen an den Kopf geworfen“, sagt Müller, „aber was viele Zuschauer nicht sehen und verstehen wollen: Nach dem Spiel haben wir uns immer die Hand gegeben – so wie das im Handball üblich ist.“ Bei den Füchsen sind Heinevetter und Müller nun sogar Zimmergenossen, wenn es auf Auswärtsfahrt geht. „So ein böser Kerl kann ich also nicht sein, oder?“, fragt Müller.

"Wir können einfach nicht verlieren"

In den Handball-Arenen des Landes jedenfalls genießt der Würzburger eher überschaubare Popularitätswerte, was aus der Zeit bei seinem nunmehr ehemaligen Verein rührt, dem MT Melsungen. Die Nordhessen waren lange Zeit für ihre extrem physische, für jeden Gegner unangenehme Spielweise bekannt – und das Herzstück dieses Teams bildeten: Michael Müller und sein fünf Minuten jüngerer Zwillingsbruder Philipp.

„Uns eilt ja der Ruf voraus, dass wir es hin und wieder übertreiben, dass wir einfach too much sind“, sagt Müller. „Aber wir haben diesen extremen inneren Antrieb: Wir können einfach nicht verlieren, wir hassen das wirklich.“

Andererseits hat genau diese Attitüde dazu geführt, dass Müller im fortgeschrittenen Sportleralter von 34 Jahren noch einmal bei einem deutschen Spitzenklub untergekommen ist. Als die Berliner Ende März seine Verpflichtung öffentlich machten, begründeten die Verantwortlichen diese Entscheidung vor allem mit einer Stärke ihres Neuzugangs: seiner Einstellung. „In der letzten Saison hat in dieser Hinsicht einiges gefehlt, was wir uns vorgestellt haben“, sagt Bob Hanning. „Es ging um das Thema Typen und Mentalität“, ergänzt der Füchse-Manager, „und da sind wir überzeugt, dass uns Michael sehr gut zu Gesicht steht.“

Große Konkurrenz auf seiner Position

Angesichts der Konkurrenz auf seiner Position dürfte Müller allerdings selten von Beginn an auflaufen: Im rechten Rückraum verfügen die Berliner in Fabian Wiede schließlich über einen der besten und kreativsten deutschen Handballer. Müller soll den Nationalspieler entlasten, ihm Verschnaufpausen geben – und natürlich in der Abwehr zupacken.

Wie es der Zufall so will, trifft Müller gleich in seinem ersten Bundesliga-Spiel für die Füchse auf seinen Bruder Michael, den es in der Sommerpause nach Leipzig verschlagen hat. Was er sich von diesem Duell erwartet? Müller grinst: „Er hat von mir fast 35 Jahre auf die Nuss bekommen“, sagt er, „daran wird sich auch diesmal nichts ändern.“

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