zum Hauptinhalt
Wollen sich nicht aufhalten lassen. Iker Romero (links, hier gegen Magdeburg) strebt mit den Füchsen den Titel an.

© imago

Füchse Berlin vor dem Start ins EHF-Finalturnier: Bloß nicht überdrehen

Die Füchse wollen aus ihrem Heimvorteil im EHF-Finalturnier mehr machen. Es gilt ein ungeschriebenes Gesetz - und die Mannschaft von Trainer Dagur Sigurdsson zieht Lehren aus der Vergangenheit.

Es kommt nicht häufig vor, dass Dagur Sigurdsson dermaßen gereizt reagiert. In seiner sechsjährigen Tätigkeit als Trainer der Füchse Berlin hat er sich ein paar nette Methoden angeeignet, um – aus seiner Sicht – unangemessenen Formulierungen und deren Absendern zu begegnen. Mal kontert der Isländer mit Fragen, wahlweise mit oder ohne Augenzwinkern, mal hält er seine Antworten bewusst kurz, hin und wieder schweift er auch mal ab. Bei dieser einen Frage aber tat der 42-Jährige etwas, was er sonst nie tut: Er rollte, sichtlich genervt, mit den Augen.

Also: Wie viele Tore macht denn nun der Heimvorteil beim Finalturnier um den EHF-Pokal aus, das die Füchse Berlin an diesem Wochenende in der Max-Schmeling-Halle ausrichten? Die Frage ist schon deshalb berechtigt, weil das Heimrecht im Handball von so elementarer Bedeutung sein kann wie in kaum einer anderen Sportart. Besonders bei großen internationalen Turnieren sowie im Europapokal gilt das ungeschriebene Gesetz: Wer auswärts respektive beim Ausrichter mit einem Tor Differenz gewinnen will, muss im Regelfall drei bis fünf Tore besser sein – weil sich die Unparteiischen bei knappen Entscheidungen erfahrungsgemäß eher mal dem Druck des heimischen Publikums beugen. Siehe etwa die jüngste Handball-Weltmeisterschaft in Katar. Oder die WM 2007 in Deutschland.

"Über das ganze Wochenende eine gute Balance"

Bei den Füchsen scheinen sie trotzdem nicht besonders interessiert an einer Antwort auf diese Frage zu sein. Das Bewusstsein, in vertrauter Umgebung und ohne stressige An- und Abreise den ersten Europapokaltitel eines Berliner Handballvereins holen zu können, ist bei Spielern, Trainer und Verantwortlichen zwar ausgeprägt. „Aber wir dürfen jetzt deshalb nicht überdrehen“, sagt Trainer Sigurdsson. „Wichtig ist, dass wir über das gesamte Wochenende eine gute Balance finden müssen, wenn wir diesen Titel gewinnen wollen.“ Zumal die Fallhöhe vor dem heutigen Halbfinalspiel gegen RK Velenje (17.30 Uhr, live bei Sky) angesichts der Geschehnisse aus dem Vorjahr noch einmal deutlich größer ist.

2014 galten die Füchse, damals ebenfalls Ausrichter des Final Four, als Favorit auf den Turniersieg. Eine Woche nach dem Erfolg im DHB-Pokal – dem ersten Titel der Vereinsgeschichte – unterlagen sie allerdings in einer überaus hektischen und fehlerhaften Partie im Halbfinale dem späteren Sieger Pick Szeged. Weil sie eben genau das taten, wovor Sigurdsson nun erneut warnt: Sie überdrehten.

Die sportliche Mischung muss passen

„Das darf uns nicht noch einmal passieren“, sagt Kapitän Iker Romero. Durch den Ausfall von Spielmacher Bartlomiej Jaszka liegen besondere Erwartungen und Hoffnungen auf dem früheren spanischen Nationalspieler: Romero ist der mit Abstand erfahrenste Spieler im Berliner Kader, 2011 hat er mit dem FC Barcelona die Champions League gewonnen, beim DHB-Pokalsieg der Füchse führte er die Mannschaft ebenfalls an, sportlich wie emotional. Unter den Spielern weiß Romero also am Ehesten, worauf es ankommen wird an diesem Wochenende. „Wir müssen mit dem Kopf spielen“, sagt der 34-Jährige. „Ich bin hundert Prozent überzeugt, dass wir das schaffen können.“

Dazu muss auch die sportliche Mischung passen, sprich: das Zusammenwirken von Jung und Alt, von Romero und Paul Drux beispielsweise. Der 20 Jahre alte Nationalspieler, vor einem Jahr noch A-Junior, geht bei den Füchsen neuerdings auch verbal so voran, wie er es in den letzten Monaten auf dem Handballfeld getan hat. „Wir sind unfassbar motiviert“, sagt Drux, „wir wollen das Ding unbedingt nach Berlin holen.“ Beziehungsweise: in Berlin behalten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false