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Der Schrei. Berlins Johannes Sellin beim Sprungwurf.

© dpa

Füchse erreichen 29:29 in Madrid: Macht mal langsamer!

Die Füchse Berlin bremsen Atletico Madrid mit 29:29 (10:13) im Viertelfinale der Handball-Champions League. Am Sonntag kommt es in der Max-Schmeling-Halle zum Rückspiel.

Auf dem Gebiet der taktischen Täuschung ist Angriff die beste Verteidigung, das weiß natürlich auch Talant Duschebajew. Entsprechend forsch hatte sich der Trainer von Atletico Madrid vor dem Achtelfinal-Hinspiel seines Teams in der Handball-Champions-League geäußert. Fünf, sechs Spieler würden gegen die Füchse Berlin ausfallen, so genau könne er das gar nicht sagen. Keine 48 Stunden später sollte sich Duschebajews Vorgehensweise als klassischer Bluff herausstellen. Kiril Lazarov, Ivano Balic, Jonas Källman, Julen Aguinagalde – bei den Spaniern liefen am Sonntag alle Stars auf. Zu einem Sieg gegen den Bundesligisten reichte es für den Vorjahresfinalisten trotzdem nicht. Vor 8000 Zuschauern im Palacio de Deportes trennten sich die Teams 29:29 (13:10). „Eine gute Ausgangssituation“, sagte Berlins Rückraumspieler Sven-Sören Christophersen. Am Sonntag kommt es in der Max-Schmeling-Halle zum Rückspiel.

Das Ergebnis überraschte umso mehr, weil die Berliner ohne ihren offensiv wichtigsten Akteur angereist waren. Spielmacher Bartlomiej Jaszka hatte sich am Freitag einer Operation am Blinddarm unterziehen müssen. Das Team von Trainer Dagur Sigurdsson löste dieses Problem jedoch mit einer altbekannten Stärke: dem Kollektiv. Börge Lund, Sven-Sören Christophersen und Iker Romero wechselten sich auf der Rückraum-Mitte ab, wobei Romero in seinem Heimatland einen grandiosen Tag erwischte. Mit acht Treffern war er bester Berliner Werfer.

Zunächst gerieten die Berliner allerdings schnell in Rückstand (5:8/17.), weil sie im Angriff nachlässig mit ihren Chancen umgingen. Überhaupt leisteten sich beide Teams in der ersten Halbzeit ungewöhnlich viele technische Fehler und Ballverluste, 17 an der Zahl. Weil die Defensive der Füchse mit zunehmender Spieldauer ihre Ordnung fand und Silvio Heinevetter im Tor zahlreiche Paraden zeigte, hielt sich der Rückstand zur Pause aber in Grenzen (10:13).

Nach der Pause dominierten die Berliner den Gegner bis in die Schlussphase hinein. Sie unterbanden den Hochgeschwindigkeitshandball der Madrilenen, die allein im ersten Durchgang sechs Gegenstoßtore erzielt hatten und brachten ihrerseits einige Kontertore ein. Vor allem aber variierten die Füchse im Allgemeinen und Iker Romero im Speziellen das Tempo, spielten die Angriffe lange aus – und schlossen wesentlich konzentrierter ab. Romero markierte in dieser Phase ebenso wichtige wie schöne Tore, darüber hinaus setzte er Evgeni Pevnon mehrfach glänzend in Szene. Der Kreisläufer steuerte sechs Treffer zum Unentschieden bei. Dabei hatte es bis zur 50. Minute noch nach dem ersten Europapokal-Sieg der Berliner auf spanischem Boden ausgesehen. Nach einem Treffer von Ivan Nincevic führte Sigurdssons Team sogar mit drei Toren Vorsprung (26:23/51.).

In einer hitzigen Schlussphase investierten die vom überragenden Joan Canellas angeführten Spanier noch einmal alle Kräfte, um das heimische Parkett nicht als Verlierer zu verlassen – mit bedingtem Erfolg. „Durch sind wir trotzdem noch lange nicht“, sagte Christophersen, „die Chancen stehen jetzt 50:50.“

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