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Kämpfen musste Fuchs Pettersson (l.) auch gegen Flensburg.

© Streubel

Füchse im Pokal gegen Kiel: Das Mögliche träumen

Nachdem die Füchse bereits Bundesliga-Tabellenführer HSV Hamburg eliminieren konnten, trauen ihnen nicht wenige auch den letzten Schritt zum Final Four zu. Der Gegner im Viertelfinale am Mittwoch ist jedoch kein geringerer als der THW Kiel.

Berlin - Es klingt geradezu trotzig, was Konrad Wilczynski sagt: „Wenn sich gegen Kiel dieselbe Situation ergibt, trete ich wieder an.“ Das ungebrochene Selbstvertrauen des Österreichers, der zuletzt gegen Flensburg-Handewitt mit einem verworfenen Siebenmeter in letzter Sekunde den Sieg vergeben hatte, kann durchaus für die Füchse verallgemeinert werden. Ihre Enttäuschung nach dem 24:24 im Bundesligaspiel am vergangenen Sonntag währte nur kurz, ihr Glaube an das eigene Vermögen ist geblieben. Das soll der THW Kiel heute zu spüren bekommen, im Viertelfinalspiel des DHB-Pokals (20.15 Uhr, live auf Sport1) in der wieder ausverkauften Schmeling-Halle.

„Der Pokal ist nun mal was Besonderes“, sagt Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning, „noch dazu, wenn du die große Chance hast, ins Final Four einzuziehen.“ Und besiegen können die Berliner den scheinbar übermächtigen Gegner, was sie mit dem 26:23 im September zuletzt bewiesen haben. Auch wenn Trainer Dagur Sigurdsson vorsorglich schon mal warnt: „Gegen Kiel gewinnt man eines von 15 Spielen.“

Nachdem die Füchse bereits Bundesliga-Tabellenführer HSV Hamburg eliminieren konnten, trauen ihnen nicht gerade wenige auch den letzten Schritt zum Final Four am 7. und 8. Mai in Hamburg zu. Es ist die 19. Auflage, Kiel war elf Mal dabei. Für die Füchse wäre es die Premiere, denn als ihr Vorgänger Reinickendorfer Füchse 1984 in den damals noch zwei Endspielen gegen Großwallstadt unterlag, gab es noch kein solches Finalturnier. Seit dem ersten Final Four 2003 hat sich die Veranstaltung zum absoluten Höhepunkt des deutschen Vereins-Handballs entwickelt. „Bei uns gibt es sonst keine Play-offs, das ist schon mal sehr reizvoll“, erklärt Frank Bohmann, der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga. Das schaffe eine besondere Atmosphäre, hinzu komme, dass das Final Four durch die Teilnahme von Bundesliga-Spitzenteams auch einen ziemlich sicheren Europacup-Platz bedeute. Und dann habe das Final Four ja schließlich neben der Reputation auch einen finanziellen Aspekt.

„Die vier Teams bekommen diesmal je 120 000 Euro“, erklärt Bohmann, das sind 30 000 weniger als im Vorjahr. „Wir haben uns mit den Vereinen geeinigt, dieses Geld in ein Frühwarnsystem zur Wettüberwachung zu stecken. Das ist für ein ziemlich aufwendiges und damit teures Verfahren nötig.“ Aber auch die geringere Summe werde von den Vereinen gern genommen. Schon heute sei die 13 000 Zuschauer fassende Halle in Hamburg an den zwei Tagen so gut wie ausverkauft. Und das, obwohl die einheimischen HSV-Stars fehlen werden.

Der Favorit aus dem Norden, der heute in der Schmeling-Halle sogar einen eigenen Fan-Stand aufbauen wird, möchte das jedoch mit aller Macht verhindern. In welcher Form die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason aktuell ist, zeigt das 43:27 in der Champions League zuletzt gegen RK Celje. Ihre Erfolgsquote für die Feldtore betrug außergewöhnliche 73 Prozent. Überragender Spieler war gegen Celje der französische Olympiasieger, Welt- und Europameister Jerome Fernandez mit acht Toren.

Dennoch zittern die Füchse vor der beeindruckenden Verfassung des THW Kiel keineswegs. „Erst einmal ist es doch für jeden Spieler eine besondere Freude, gegen eine solche mit Weltstars gespickte Mannschaft anzutreten“, sagt Bob Hanning. Und wenn man dann sogar noch die Chance habe, den Favoriten in Bedrängnis zu bringen, sei alles möglich. Von der Siebenmeterlinie jedoch gleichen die Füchse seit geraumer Zeit einer Glückslotterie mit zu vielen Nieten. Nur, so weit müssen die Füchse erst einmal gegen Kiel kommen, dass erneut dieser eine, letzte Wurf entscheidet. Ob Konrad Wilczynski dann wirklich noch einmal antreten dürfte?

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