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Füchse-Präsident Steffel im Interview: "Wir wollen keinen Scheich"

Vor den Play-off-Spielen um den Champions-League-Einzug moniert Füchse-Präsident Frank Steffel das Mäzenatentum des HSV Hamburg und will den Weggang von Nationaltorhüters Silvio Heinevetter aus Berlin verhindern.

Diese Woche geht es gegen den HSV Hamburg in die Champions-League-Playoffs. Wie wichtig wäre es für die Füchse, zum dritten Mal in Serie in der Königsklasse zu spielen?

Für uns ist entscheidend, dass wir in Berlin internationalen Handball präsentieren können. Natürlich ist die Champions-League die Königsklasse. Wir würden uns riesig freuen, wenn wir als Mannschaft, die bis ins Final-Turnier eingezogen ist, wieder dort spielen können. Wenn wir es in zwei Spielen gegen Hamburg nicht schaffen, haben wir das ehrgeizige Ziel, dass Final-Turnier im EHF-Cup zu erreichen. Und wir haben die kleine Hoffnung, unseren Fans am Ende der Saison einen internationalen Pokal präsentieren zu können.

Was genau muss passieren, damit ein Titel nach Berlin kommt?

Wir sind national in der Spitzengruppe der Bundesliga, haben uns unter den besten fünf Mannschaften etabliert. Das bleibt auch unser Ziel. Und wenn dann im Pokal, in der Bundesliga oder in einem europäischen Wettbewerb ein Titel herausspringen sollte, dann müssen schon sehr viele Dinge perfekt zum richtigen Zeitpunkt passen. Aber man muss auch sagen: Vier Mannschaften haben deutlich bessere Möglichkeiten als wir, schon rein finanziell.

Heißt, Sie haben nicht das Geld, um beispielsweise Nationaltorhüter Silvio Heinevetter über die Saison hinaus zu halten? Der HSV Hamburg möchte ihn ja gern haben.

Was der HSV Hamburg hier tut und tun kann, wahrscheinlich als einziger Bundesligist, der sich nicht seriös refinanzieren muss, ist mit normalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht zu schlagen. Wenn sich Silvio für ein doppeltes oder deutlich höheres Gehalt entscheidet, dann wird er nach Hamburg gehen. Wir werden bis zur letzten Sekunde kämpfen.

Klingt nach Abschied.

Silvio weiß, dass der Präsident und alle Gesellschafter, der Manager und der Trainer hinter ihm stehen. Wir haben die letzten beiden Bundesliga-Jahre vor dem HSV beendet. Also aus nationaler Sicht muss er nicht wechseln. Er weiß, was er an Berlin hat. Ich habe ihm gesagt, bei uns kannst Du einen Zehnjahresvertrag bekommen, bei uns kannst Du langfristig verlängern. Bei der letzten Verlängerung hat sich Silvio ja auch für die Füchse entschieden, trotz eines damals unglaublichen Angebots der Rhein-Neckar Löwen.

Ähnlich geht der HSV jetzt vor. In der Hansestadt soll Heinevetter rund das doppelte Gehalt verdienen können.

Ich bin über das Vorgehen des HSV Hamburg ein Stück weit enttäuscht. Hier werden Gehälter aufgerufen, die ein Verein, der sich selbst refinanzieren muss, nicht aufbringen kann. Das ist schon eine Art Wettbewerbsverzerrung. Wir investieren in die Jugend, der HSV ließ diesen Bereich jahrelang brach liegen. Der HSV sollte das Geld lieber in eine eigene, vernünftige Jugendarbeit stecken und nicht den anderen Vereinen die besten Spieler wegkaufen. Das ist schlecht für den deutschen Handball.

Was sagen Sie, wenn morgen ein Scheich käme und groß bei den Füchsen einsteigen wollte?

Wir wollen keinen Scheich. Wir wollen keine Abhängigkeit von einem Mäzen oder einem einzigen Sponsor. Wir werden unsere Gesellschaftsanteile und damit unsere Seele nicht verkaufen. Wir setzen auf Jugendarbeit. Ich bin Präsident eines Breiten- und Jugendsportvereins mit 3000 Mitgliedern. Davon träumen die meisten Vereine, die von einem Scheich oder einem Mäzen wie Abramowitsch beim FC Chelsea oder Herrn Rudolph beim HSV Hamburg gefördert werden.

Welche Vereine verfolgen denn die „Ich-kauf-was-ich-brauch-Taktik“?

Der HSV ist mittlerweile der einzige Verein, wo Mäzenatentum und unseriöse Refinanzierung stattfindet. Das ist in Kiel und in Mannheim nicht mehr der Fall. Und warten wir doch einmal ab, wenn Herr Rudolph zum nächsten Mal den Spaß an seinem Spielzeug verliert. Das hat es ja schon einmal gegeben. Damals hat man den Spielern zehn bis 20 Prozent Gehaltskürzungen zugemutet.

Eine Personalie überstrahlt gerade alles beim HSV - die Causa um Manager Frank Rost.

Den Umgang, den die Brüder Rudolph als Geldgeber und Herr Schwalb als Trainer mit Frank Rost gepflegt haben, ist beispiellos im deutschen Sport. In einem seriös geführten Verein wäre solch ein Umgang undenkbar. Wenn man die Präsidentschaft zwischen zwei Brüdern tauscht, hat das mit demokratischen Gepflogenheiten nichts zu tun. (dpa)

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