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Sport: Fünf Tore, keine Spannung

Von Klaus Rocca Berlin. Sie sprintete, den Arm jubelnd in die Höhe gestreckt, auf ihre Trainerin zu und rutschte bäuchlings auf dem nassen Rasen in deren Richtung.

Von Klaus Rocca

Berlin. Sie sprintete, den Arm jubelnd in die Höhe gestreckt, auf ihre Trainerin zu und rutschte bäuchlings auf dem nassen Rasen in deren Richtung. Wer sich so freut, muss gerade Großes vollbracht haben. Vielleicht ein Spiel in allerletzter Sekunde entschieden haben. Oder eine Wette gewonnen haben. Oder beides. Weder noch. Der 22-jährigen Studentin Nia Künzer war gerade etwas geglückt, was „ich ganz selten schaffe“, ein Tor. Noch dazu eines mit dem Kopf, „was mir so gut wie noch nie gelungen ist".

Es war ein Tor, das ihr so viel bedeutete, das aber eigentlich nur noch statistischen Wert hatte. Es war das letzte beim 5:0 (2:0) ihres 1. FFC Frankfurt im Berliner Pokalfinale gegen die hoffnungslos überforderten Fußballerinnen des Hamburger SV. Eigentlich hatte Nia Künzer mit ihrer Mannschaftskameradin Jennifer Meier eine besondere Jubelarie nach einem Tor vereinbart, doch die stand bei Künzers Treffer gar nicht auf dem Rasen. Und gemeinsames Feiern am Rande der Reservebank war nicht gestattet, „weil der DFB da so streng ist“ (Künzer).

Gebührend gefeiert wurde erst am Abend, in einem Berliner Hotel. Dort stand aber nicht Nia Künzer im Mittelpunkt, trotz ihres Tores und ihrer Funktion als Mannschaftskapitän. Nein, es drehte sich schon im Olympiastadion alles um Birgit Prinz. Die 92fache Nationalspielerin erzielte drei Tore, bereitete eines vor und war Dreh- und Angelpunkt. „Birgit hat sensationell gespielt“, befand Monika Staab, in Personalunion Trainerin und Präsidentin des 1. FFC Frankfurt. Lange wird sie auf die Tore ihrer Starspielerin allerdings nicht mehr bauen können. Birgit Prinz wechselt in die US-amerikanische Profiliga, so wie viele andere ihrer deutschen Kolleginnen. „Man kann es ihr doch nicht verübeln, dass sie ihr Können in mehr Geld umsetzen will“, sagte ihre Trainerin. Zwar arbeitet man beim 1. FFC, dem Nachfolger der SG Praunheim, auch schon semiprofessionell, aber das große Geld ist mit Frauenfußball in Deutschland eben nicht zu verdienen.

Das Pokalfinale in Berlin ist eines der wenigen Glanzlichter im Leben einer deutschen Fußballerin. „Es war ein tolles Erlebnis in einer fantastischen Atmosphäre“, sagte die Hamburgerin Silva Lone Saländer. Dabei hatten sich beim Anpfiff im Gewitterregen gerade mal 1000 Zuschauer in den Übergängen des Stadions versteckt, am Ende waren es höchstens 10000. Die Sprechchöre und Spruchbänder galten nur den Männern.

Und dann war dieses Finale auch nicht gerade Werbung. Zu einseitig war die Partie, als dass Spannung hätte aufkommen können. Der designierte Bundesliga-Absteiger Hamburger SV kam kaum einmal über die Mittellinie. In den gesamten 90 Minuten hatte der HSV nur zwei Torchancen. „Einige von uns hatten ihr Selbstvertrauen wohl im Bus gelassen. Hätte ich in der Halbzeitpause nicht ordentlich geschimpft, dann wäre es wohl noch schlimmer gekommen“, sagte ein sichtlich verärgerter Andrew Pfennig. Er war früher Vertragsamateur beim FC St. Pauli und ist jetzt Trainer der Hamburgerinnen.

So kam es, wie es zu erwarten war. Der 1. FFC Frankfurt kam in einem besseren Trainingsspiel zum erwartet klaren Endspiel-Erfolg, dem vierten in Folge. Und als Krönung der Saison soll nun am 23. Mai auch noch der neu geschaffene Uefa-Pokal geholt werden. Gespielt wird im heimischen Frankfurter Waldstadion.

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