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Sport: FÜNFTER TURNIERSIEG IN LEIPZIG FÜR STEFFI GRAF: "Der verrückteste Erfolg, den ich je hatte"

LEIPZIG .Im Osten nichts Neues: Mit dem 25.

LEIPZIG .Im Osten nichts Neues: Mit dem 25.Sieg in ihrem 25.Leipziger Match hat sich die unverwüstliche Steffi Graf zum fünften Mal den WTA-Titel in der sächsischen Messestadt gesichert und sich zugleich bei ihrem vielbeachteten Comeback wieder als Machtfaktor im internationalen Damentennis etabliert."Das ist ein wunderbarer Moment für mich, nach all den Verletzungen und Enttäuschungen der letzten Monate", sagte die 29jährige Brühlerin nach ihrem mühelosen 6:3, 6:4-Erfolg über die Weltranglisten-Neunte Natalie Tauziat (Frankreich), "ich fühle mich, als wenn ich mit beiden Beinen über der Erde schwebe".

Der 105.Turniersieg im 134.Endspiel ihrer fünfzehnjährigen Karriere wurde der schwerelos leicht siegenden Deutschen nicht nur mit dem Preisgeld von 135000 Mark belohnt, sondern auch mit dem Sprung auf den 17.Platz der heute veröffentlichten WTA-Hitparade der Tennisstars.

Kaum zurück im Wanderzirkus, ist die überragende Spielerin dieser Epoche schon wieder drauf und dran, sich von Null auf Hundert zu katapultieren und für das spektakuläre Stelldichein der Branchengrößen im New Yorker Madison Square Garden zu qualifizieren: Nach ihrem Turniersieg in Leipzig rückte die 21malige Grand-Slam-Siegerin auf nur noch 36 Punkte an die Rumänin Irina Spirlea heran, die zurzeit mit 1572 Zählern den 16.und damit letzten zur Qualifikation berechtigenden Platz belegt.Auch in gräflicher Reichweite sind mit 1593 Punkten die Weißrussin Natascha Zwerewa und mit 1595 die Südafrikanerin Amanda Coetzer."Ich setze mich jetzt nicht wahnsinnig unter Druck und sage: Da mußt du unbedingt hin", sagte Graf am Sonntag, "aber es wäre ein schönes Geschenk, wenn ich noch ins Teilnehmerfeld rutschen würde".Die Entscheidung über die Masters-Zusammensetzung fällt in dieser Woche beim WTA-Turnier in Philadelphia, für das mit Ausnahme der Ranglisten-Königin Lindsay Davenport die gesamte Weltelite gemeldet hat.

Den zweiten Turniersieg in dieser von wenigen Höhen und vielen Tiefen geprägten Saison feierte Graf zum ersten Mal in ihrer langen Laufbahn aus einer krassen Außenseiterlage: Denn seit dem Einstieg in den professionellen Circuit hatte sie noch nie zuvor einen Erfolg als ungesetzte Spielerin errungen.Und auch nur drei der 105 Turniersiege gelangen der Deutschen aus einer niedrigeren Position in der Rangliste außer Nummer 1 und 2."Eigentlich ist das der verrückteste Erfolg, den ich je hatte", sagte die Siegerin, die sich erst 48 Stunden vor dem Turnierstart in einer Last-Minute-Aktion für einen Start entschieden hatte.Doch das intensive Training mit Coach Heinz Günthardt und die Arbeit der amerikanischen Physiotherapeutin Joanny Essenmacher in ihrem Heimatort Brühl zahlten sich letztlich segensreich für die frühere Ranglistenerste aus, die nach eigenem Eindruck "das perfekte Timing für die Rückkehr hatte".

Im Finale gegen die Top-ten-Spielerin Tauziat brauchte die über die Turnierwoche auch gelegentlich vom Glück verwöhnte Graf noch am wenigsten Fortune, um sich entschlossen gegen die diesjährige Wimbledon-Finalistin durchzusetzen.Mit einem starken, präzisen Aufschlag und wuchtigen Grundlinienbällen dominierte die 29jährige das Duell vor 4500 Zuschauern im Messepalast beinahe nach Belieben.Zwei Breaks zum 4:3 und zum 6:3 sorgten zeitig für den Gewinn des ersten Satzes.Der zweite Durchgang war bis in die Schlußminuten hartumkämpft, erst mit dem Graf-Break zum 6:4 kam das plötzliche, aber nicht unerwartete Aus für die wackere Französin."Es war mit Sicherheit die beste Turnierleistung von Steffi", sagte Coach Günthardt später, "wenn sie im nächsten Jahr endlich verletzungsfrei bleibt, kann sie auch in der Weltspitze noch einmal angreifen".

JÖRG ALLMEROTH

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