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Sport: Für den Star eingesprungen

Sven Hannawald springt bei der Vierschanzentournee weiter hinterher, dafür wird Georg Späth Dritter – Norweger Pettersen gewinnt

Garmisch-Partenkirchen. An der Olympiaschanze von Garmisch-Partenkirchen prallten am Neujahrstag zwei Musikkulturen aufeinander. Erst marschierte die „Blasmusik Partenkirchen“ durch den Schnee, dann erschienen die so genannten Superstars aus der Fernsehshow „Deutschland sucht den Superstar“ in der Arena. Einige jüngere der 35 000 Zuschauer kannten die Sangesstreiter sogar mit Namen und riefen „Lorenzo“ oder „Aida“. Die Namen der Blasmusiker rief keiner, dabei schafften diese es immerhin, ihren Instrumenten auch Töne zu entlocken. Die Superstars hingegen hatten dergleichen zu Hause gelassen und bewegten lediglich den Mund, als vom Band das Lied „We all believe in miracles“ erschien. Mag sein, dass sie noch an Wunder glauben. Sven Hannawald tut das nach dem zweiten Springen bei der 52. Vierschanzentournee nicht mehr.

Nach seinem neunten Platz im Neujahrsspringen von Garmisch-Partenkirchen kann Sven Hannawald eine Spitzenplatzierung in der Gesamtwertung der Vierschanzentournee bereits abschreiben. Es sind andere Namen, die in diesem Jahr den Ton angeben: Georg Späth und Michael Uhrmann. Späth überraschte gestern nach Sprüngen auf 120.5 und 118,5 Meter mit einem dritten Platz und schob sich auch im Gesamtklassement auf Rang drei nach vorne. „Das ist keine Sensation“, sagte Bundestrainer Wolfgang Steiert, „er hat eine unheimlich gute Form und hätte heute sogar siegen können.“ Einen Platz hinter dem besten Deutschen im Gesamtklassement liegt Michael Uhrmann, der gestern auf Rang sieben landete. Absolute Favoriten auf den Gesamtsieg bei der Tournee sind jedoch die beiden Erstplatzierten von Garmisch-Partenkirchen, Sigurd Pettersen und Martin Höllwarth.

Der Norweger Pettersen verzeichnete nach Sprüngen auf 123 und 120,5 Meter bereits seinen zweiten Erfolg bei dieser Tournee. Schon in Oberstdorf ist der stille 23-Jährige gefragt worden, ob es für ihn möglich sei, die vier Erfolge von Sven Hannawald aus dem Jahr 2002 zu wiederholen. Pettersen sagte: „Es ist möglich.“ Auch Steiert glaubt, dass der momentan beste Springer das schaffen könnte: „Wenn die Wetterverhältnisse so bleiben.“

Der deutsche Bundestrainer konnte zwar weiterhin keinen Weltcupsieg verbuchen, dennoch war er an der Olympiaschanze zufrieden mit seinem Team. „Wir haben mit den Spitzenleuten einige Probleme“, sagte Wolfgang Steiert, „aber was die anderen zeigen, ist allererste Sahne.“ Martin Schmitt enttäuschte mit Platz 22, doch weil Maximilian Mechler auf Rang 12 sprang, konnte das deutsche Team insgesamt vier Springer unter den ersten zwölf platzieren. In der Breite überzeugt die deutsche Mannschaft. „Ich weiß im Moment gar nicht, wer der Beste ist“, sagte Steiert.

Sven Hannawald ist es jedenfalls nicht. Er hatte sich mit seinem ersten Sprung auf 114,5 Meter ein gutes Ergebnis verbaut. „Ich bin sprachlos“, hatte er nach diesem kurzen Flug gesagt. Am Ende gab er sich nach seinem zweiten Sprung auf 116 Meter mit seinem neunten Rang zufrieden. „Ich darf nicht zu viel von mir erwarten“, sagte der 28-Jährige, „es geht langsam ein bisschen aufwärts.“ Der Sensibelste im deutschen Team kann sich nicht richtig erklären, warum es gegenwärtig noch nicht klappt. „Ich habe noch kein Gefühl über mich.“ Auch der Bundestrainer hat seine Ansprüche an Sven Hannawald zurückgeschraubt. „Man kann bei ihm noch nicht von einem Sieg reden, das wäre jetzt Utopie.“

Für den 22-jährigen Sportsoldat Georg Späth wäre das allerdings fast schon Realität geworden. So gut wie in Garmisch-Partenkirchen war er in seiner Karriere noch nicht gesprungen. Bis zum gestrigen Tag bildete der siebte Platz von Oberstdorf sein bestes Weltcupergebnis. Es ist ein Kuriosum im Skispringen, dass auch diejenigen, die gut springen, nicht genau sagen können, warum es gerade so gut läuft. Georg Späth zum Beispiel sagt: „Ich muss zurzeit gar nicht viel nachdenken, ich springe einfach, und es klappt.“

Sven Hannawald dürfte dies momentan nicht weiterhelfen.

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