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Sport: „Für den Titel geben wir alles“

BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen über Kosten und Ziele in der Formel 1 – und den Ausraster seines Fahrers Montoya

Herr Theissen, die Formel1-Saison hat kaum begonnen, da gibt es schon Ärger bei BMW.

Ärger, wieso?

Weil Ihr Fahrer Juan Pablo Montoya bei einem Pressetermin ausgerastet ist.

Den Vorfall müssen wir in Ruhe prüfen. Juan Pablo wurde durch ein paar Komiker, die sich als Journalisten ausgaben, provoziert. Ich kann verstehen, dass er da wütend wird und geht. Ein Handgemenge gab es jedenfalls nicht – und das ist entscheidend.

Wenn Sie Pech haben, bekommen Sie in dieser Saison ein Imageproblem. Denn im Fünfjahresplan von BMW steht für 2004 der Titelgewinn.

Diesen Plan gibt es, ja. Und das ganze Team gibt alles, um diesmal den Titel zu holen.

Wie stehen die Chancen?

Wir wollen mit dem schnellsten Auto um den Titel fahren. Dazu gehört auch Glück. Das hat uns in der letzten Saison gefehlt.

Könnte die Tatsache, dass Juan Pablo Montoya für 2005 schon bei McLaren unterschrieben hat, den Titelkampf erschweren?

Das glaube ich nicht.

Aber Sie müssen ihm in den entscheidenden Rennen Informationen vorenthalten, damit er keine Geheimnisse an sein neues Team gibt…

Das Risiko eines Technologietransfers durch einen Fahrer ist überschaubar. Er weiß zwar viel über das Fahrverhalten, aber weniger über technische Hintergründe. Außerdem hat Frank Williams klargestellt, dass man einen Fahrer, der das Team verlässt, nicht mehr in über den Vertrag hinausgehende Projekte einweiht. Aber Juan bekommt bis zum letzten Rennen das beste Material.

Die Hersteller haben jetzt mehr Einfluss in der Formel 1. Wie wollen sie den nutzen?

Die Hersteller wollen Kontinuität und Transparenz. Die Faszination und Stärke der Formel 1 soll erhalten werden.

Das klingt gut. Aber die Kosten explodieren.

Durch die Regeländerungen ist eine Kostensenkung da – allerdings nicht so hoch wie erwartet. Es werden weniger Motoren hergestellt, doch deren Entwicklung ist aufwändiger. Ich halte eine weitere Kostensenkung, etwa durch weniger Testtage, für sinnvoll.

Einerseits wünschen sich Hersteller wie BMW die Formel 1 als High-Tech-Feld, andererseits bedeutet das rasende Entwicklungskosten und immer mehr Distanz zum normalen Fan.

Es ist richtig, dass wir in der Formel 1 die Stärken der Marke demonstrieren wollen: Technologiekompetenz, Dynamik, Sportsgeist. Der Technologietransfer zwischen Formel 1 und der Serienproduktion ist ebenfalls wichtig. Deshalb haben wir die Formel-1-Fabrik in München gebaut und eng mit dem Forschungszentrum vernetzt. Das schafft Nähe zum Kunden und damit auch zum Fan.

Kann man normalen BMW-Mitarbeitern am Band die Kosten der Formel 1 noch erklären?

Und wie! Unser Formel-1-Engagement ist ein Motivationsfaktor. In den BMW-Abteilungen wird mitgefiebert und gewettet.

Aber die Eintrittspreise zu Rennen sind hoch.

Wir müssen den Fans eine gute Show zu anständigen Preisen bieten. Beides lässt sich noch verbessern.

Das Gespräch führte Karin Sturm.

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