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Sport: Für Familie und Vaterland

Die tragische Mission des NFL-Profis Pat Tillman

Mason Unck wäre gerne ein Held. Einer von der Sorte, der sein behagliches Leben gegen ein raues eintauscht und sein Leben riskiert für die Familie und das Vaterland – einer wie Pat Tillman. „Ich wäre gerne wie er“, sagt Mason Unck. Tillman ist für ihn ein Held, einer der im Kampf für sein Land gestorben ist – als Soldat in Afghanistan. Doch Unck verbindet noch mehr mit Pat Tillman. Beide standen zusammen auf dem Football-Feld, als beide noch für die Arizona State University spielten. Doch das ist lange her.

Seither hat sich vieles verändert. Tillman zog in den Krieg, Unck träumte nur vom Kampf und blieb zu Hause. Der 23-jährige Linebacker wechselte von der Cleveland Browns in die NFL Europe, wo er für die Frankfurt Galaxy spielt. Aber Unck lebt. Und Pat Tillman ist tot. Er starb am 22. April, durch einen Schuss aus dem Hinterhalt, an der pakistanischen Grenze.

Was Unck bleibt, ist die Erinnerung und ein Zeichen für seinen ehemaligen Kollegen: Unck ist gestern gegen Berlin Thunder im Waldstadion zum zweiten Mal mit der Trikotnummer 40 statt mit der 53 aufgelaufen, Tillmans Nummer. „Ich will ihm meinen Respekt erweisen“, sagt der 23-Jährige.

Es war vor knapp zwei Jahren, als Pat Tillman plötzlich sein Umfeld überraschte. Der 25-jährige Footballspieler erzählte seinem Trainer Dave McGinnis und seinen Kollegen bei den Arizona Cardinals etwas, was es schon seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hatte. Etwas, das nicht in das Bild der reichen, satten Footballstars passte. Tillman kündigte seinen Millionen-Vertrag als Footballprofi und zog mit einer Eliteeinheit nach Afghanistan, um Osama Bin Laden zu jagen. Die Anschläge vom 11. September hätten ihn so geschockt, dass er sich für den Kampf gegen das Böse entschieden habe, erzählt sein Manager Frank Bauer. „Ich habe ihn gefragt, ob er verrückt ist.“

Doch Pat Tillman war offensichtlich nicht verrückt. „Pat war sehr intelligent und hatte einen Collegeabschluss in Marketing“, sagt Bauer. Viele NFL-Spieler wollten nach den Anschlägen von New York zur Armee, in die Tat umgesetzt hat es nur Pat Tillman. Er ist der erste US-Footballer, der seit mehr als 30 Jahren in einem Krieg gefallen ist. Im Juli 1970 traf es Bob Kalsu in Vietnam. Im zweiten Weltkrieg waren es noch 19 Spieler aus der NFL. Doch damals ging man nicht freiwillig. Pat Tillman schon.

Und gerade deshalb sind die Meinungen über seinen Heldenstatus in den USA inzwischen gespalten. Während Politiker, Ligaoffizielle und ehemalige Mitspieler nach dem Unfall patriotische Klänge anschlugen, werden die Umstände um Tillmans Tod in den USA in den Zeitungen und im Internet kontroverser diskutiert. Sein jüngster Bruder hat die Diskussion eröffnet. Bei der Beisetzung trug er nur ein zerknittertes weißes T-Shirt. „Pat ist nicht bei Gott“, rief Rich Tillman den Trauergästen ins Mikrofon: „Er ist fucking dead. Er war nicht religiös. Danke für euer Gedenken, aber es ist fucking dead.“

Eigentlich wollte Pat Tillman, der Army Ranger und Footballer, im nächsten Jahr in die NFL zurückkehren. Gemeinsam mit seinem Bruder Kevin, der noch immer im selben Bataillon kämpft. Im Dezember hatte Pat Tillman den Cardinals noch einen überraschenden Besuch abgestattet. Es war das letzte Mal, dass ihn seine Kollegen sahen. Tillman starb mit 27.

Ingo Wolff[Frankfurt (Main)]

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