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Sport: Für immer verehrt

Naohiro Takahara hat sich in Frankfurt durchgesetzt

Nicht einmal der falsche Bombenalarm für den VIP-Raum am Bieberer Berg konnte die gute Stimmung der Frankfurter Eintracht trüben. Als die Vorstandschaft der Eintracht vorsichtshalber schon auf den Heimweg war, stellte sich heraus, dass in dem ominösen Päckchen, wegen dem der Alarm ausgelöst worden war, nur Wurst statt Sprengstoff lag. Und so behielt das sportliche Thema die Oberhand, das vorhergehende Hessen-Derby. Mühelos mit 3:0 (2:0) hatten die Frankfurter den Erzfeind Kickers Offenbach deklassiert, was Eintracht-Präsident Peter Fischer erleichtert aufnahm. „Eine Niederlage gegen den OFC wäre in meiner Grabrede erklungen“, sagte er.

Zudem ist Vorstandsboss Heribert Bruchhagen endgültig für den umstrittensten Transfer seiner Amtszeit rehabilitiert. Es ist nicht einmal ein Jahr her, da begehrte fast ganz Fußball-Frankfurt gegen Naohiro Takaharas Verpflichtung auf. „Wenn wir darauf gehört hätten“, sagt Bruchhagen, „hätten wir diesen Spieler nie und nimmer holen dürfen.“ Doch all die Vorbehalte und Vorurteile sind widerlegt: Mit zwei Toren mutierte der Japaner zum Torjäger von unbezahlbarem Wert – für die Eintracht-Fans zumindest. „Viele Frankfurter werden Takahara für immer verehren und nachfolgenden Generationen von ihm erzählen“, sagt der Fanbeauftragte Michael Gabriel, „der Sieg im Derby ist wichtiger als der Klassenerhalt in der Bundesliga.“

Rund zwei Millionen Euro ist der erneute Halbfinaleinzug wert – und die Ablöse von einer Dreiviertelmillion hat Takahara amortisiert. „Wir haben damals einen bewegungsfreudigen Stürmer gesucht, von dem wir wussten, dass er eigentlich kein Vollstrecker ist“, erklärt Bruchhagen, „umso schöner, dass es anders gekommen ist.“ Takahara trifft und trifft: achtmal in der Bundesliga, viermal im DFB-Pokal, zweimal im Uefa-Cup.

Seine Statements nach dem Spiel in Offenbach verfasste der freundliche Mann im Stakkato, aber immerhin in deutschen Bruchstücken: „Freue mich. Tore schön. Für die Fans und die Mannschaft. Nun wichtig Hannover. Müssen wieder gewinnen.“ Drei wechselhafte Jahre beim Hamburger SV (97 Bundesligaspiele/13 Tore) liegen hinter ihm. Unbekannte Kultur, schwere Sprache, große Stadt. Und überbordende Erwartungen aus der Heimat, die anfänglich eine Hundertschaft Berichterstatter an seine Fersen heftete.

Wie andere kickende Japaner, etwa der in Italiens Serie A gescheiterte Hidetoshi Nakata (beendete seine Karriere) oder der bei Feyenoord Rotterdam am Ende umstrittene Shinji Ono (zurück zu Red Diamonds), schien auch Naohiro Takahara die Seelenlast zeitweise zu erdrücken. Aber in Frankfurt hat der sensible Asiate Ruhe und absolutes Vertrauen des Trainers vorgefunden. „Takahara ist enorm wertvoll für die Mannschaft“, lobt Friedhelm Funkel, „weil er ständig in Bewegung ist. Und wie er das zweite Tor gemacht hat, das war überragend; eine einzigartige Schusstechnik.“

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