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Sport: Für Wunder gibt es keine Erklärung

Borussia Dortmund gewinnt beim 4:1 in Aachen zum ersten Mal mit Trainer Thomas Doll

Thomas Doll scherzte hier, er witzelte dort, schließlich lehnte er sich in seinem Stuhl entspannt zurück und sah aus wie ein Bademeister bei der Arbeit: braun gebrannt, breit lächelnd, verbindlich schwadronierend. Nein, nein, sagte Doll, der Trainer von Borussia Dortmund, ein Wunder sei nun nicht gerade geschehen, aber doch, man könne alles in allem recht zufrieden sein. Genauer gesagt habe seine Mannschaft in etwa „so gespielt, wie ich mir das vorstelle“. 4:1 hatte sie bei Alemannia Aachen gewonnen.

Das mit dem Wunder kann man angesichts des Dortmunder Auftretens bei Alemannia Aachen so kaum stehen lassen, die meisten Beobachter waren schon vor dem Schlusspfiff in sprachloser Ungläubigkeit vereint. Aus der letzthin vollkommen verunsicherten Mannschaft war unter der Woche eine Art spielstarkes Bollwerk geworden, Dortmund spielte so, als gelte es, auf dem Weg zur Meisterschaft die Punkte beim Aufsteiger wie selbstverständlich abzuholen. Der Anfang der Woche zu den Amateuren strafversetzte, später dann qua Osteramnestie in den Profikader zurückbeorderte Florian Kringe schuftete rechts wie in seinen besten Zeiten, Christian Wörns kämpfte in der Abwehr gegen lange Bälle wie ein Bulldozer gegen den Schlamm und der zuletzt so oft als Fehleinkauf verhöhnte Steven Pienaar organisierte die Offensive mit großer Routine. Wie Doll dieses Osterwunder angesichts der prekären Tabellensituation hinbekommen hatte, wollte später jemand von ihm wissen. Doll lachte erst ein bisschen, dann sagte er: „Ein paar Geheimnisse muss man auch für sich behalten.“ Wahrscheinlich wusste er es selbst nicht so genau.

Dass sein Aachener Kollege Michael Frontzeck Torwart Stephan Straub schon in der elften Minute nach einem Zusammenprall mit dem eigenen Mitspieler Thomas Stehle gegen den unsicheren Christian Nicht hatte auswechseln müssen, mag kaum als Erklärung für Dortmunds überraschende Leistungssteigerung dienen. Eher schon, dass Dolls Mannschaft mit einigem personellen Aufwand beide Außenbahnen zustellte und auch in Folge dessen so gut wie jeden Zweikampf im Mittelfeld gewann. Bereits zur Halbzeit hätten die Dortmunder deutlich mehr Tore erzielt haben müssen als nur das 1:0 durch einen Wörns-Kopfball nach Alexander Freis Freistoß.

Zwischen der 54. und der 61. Minute machte der Schweizer dann selbst noch zwei Tore, Tinga ein weiteres, danach war alles Schulterklopfen. Dass Vedad Ibisevic den Anschluss erstocherte und Dede nach einer tollen Parade auf der Torlinie wegen Handspiels die Rote Karte hätte sehen müssen, spielte da schon keine Rolle mehr.

So gut lief alles, dass am Ende selbst Null-Tore-Stürmer Nelson Valdez hatte mitmachen dürfen, 14 Minuten lang. Er lief, er rackerte, er gewann Zweikämpfe, am Ende hätte er fast auch noch ein Tor erzielt. Aber das wäre des Wunders vielleicht dann etwas zu viel gewesen.

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