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Sport: Fun geht vor

Für die Einordnung des Snowboardfahrens muss dieser Tage noch immer die leicht knarzende Schublade „Fun- und Trend-Sportart“ aufgezogen werden. Aber nicht mehr lange, wenn man Seth Wescott glauben darf.

Für die Einordnung des Snowboardfahrens muss dieser Tage noch immer die leicht knarzende Schublade „Fun- und Trend-Sportart“ aufgezogen werden. Aber nicht mehr lange, wenn man Seth Wescott glauben darf. Der Olympiasieger in der Querfeldein-Disziplin Snowboardcross ist angesichts der hervorragenden Zuschauerzahlen nicht ganz zu Unrecht der Meinung, dass das Rasen auf dem Brett auf dem Weg zu einer Kernsportart der Winterspiele ist.

Ein kleines Stück fehlt aber noch, wie das Schicksal von Lindsey Jacobellis verdeutlicht. Die US-Amerikanerin lag wenige Meter vor dem Ziel im Snowboardcross scheinbar uneinholbar in Führung, als der Fun mit ihr durchging. Beim letzten Sprung vor der Ziellinie entschied sie sich für ein kleines Kunststück – das wäre in etwa so, als würde Michael Schumacher rückwärts und auf zwei Reifen durchs Ziel fahren. Eine nette Einlage für die Zuschauer, doch die 20-Jährige musste dafür bezahlen: Sie verlor das Gleichgewicht und fand sich im Schnee von Bordonecchia wieder. Die Schweizerin Tanja Frieden freute es; sie zog vorbei und holte sich den Olympiasieg. Jacobellis rechtfertigte sich später halbherzig, sie habe gar keinen Trick machen wollen, sondern nur ihren Sprung stabilisieren wollen. Glauben wollte ihr das niemand.

Wie dem auch sei: Gold und angeblich mehr als eine Million Euro an Werbeeinahmen waren weg, über den zweiten Platz freute sich Jacobellis trotzdem. Das beweist: Fun ist beim Snowboarden eben doch das Wichtigste. Irgendwie sympathisch, dass nicht einmal die Aussicht auf Olympia-Gold daran etwas ändern kann.

Christian Hönicke

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