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Sport: Furchtlose Türken

Von Thomas Seibert Istanbul. Was die psychologische Auseinandersetzung angeht, hat für die Türkei die Fußball-Weltmeisterschaft schon begonnen.

Von Thomas Seibert

Istanbul. Was die psychologische Auseinandersetzung angeht, hat für die Türkei die Fußball-Weltmeisterschaft schon begonnen. Kurz vor dem Auftaktspiel gegen den Giganten Brasilien am Montag (11 Uhr, live in der ARD) ärgern sich die Türken über eine abfällige Bemerkung des brasilianischen Stars Roberto Carlos. Mit den Türken werde seine Mannschaft auch dann noch fertig, wenn sie nur 40 Prozent ihrer möglichen Leistung abrufe, hat Carlos gesagt. „Alle werden sehen, dass mit der Türkei nicht zu spaßen ist“, konterte der türkische Funktionär Can Cobanoglu und klang dabei grimmig entschlossen. „Wir haben keine Angst vor den Brasilianern“, sagt auch der türkische Stürmerstar Hakan Sükür: Einschüchtern lassen will sich die Türkei bei ihrer ersten WM-Teilnahme seit fast 50 Jahren auf keinen Fall.

Neben Brasilien gehören noch Costa Rica und WM-Neuling China zu den Gegnern der Türken in Gruppe C. Die türkische Fußball-Nation erwartet mindestens ein Vorrücken ins Achtelfinale, ein zweiter Platz hinter dem Gruppenfavoriten Brasilien ist also Pflicht. Während sich die Mannschaft im koreanischen Ulsan auf ihre Spiele vorbereitet, feilt Trainer Senol Günes an seiner Aufstellung für das erste Spiel. Sorgen bereitet Nationaltorhüter Rüstü Recber, der an einer Verletzung laboriert. Recber geht aber davon aus, dass er gegen Brasilien spielen kann.

Dreh- und Angelpunkt im türkischen Konzept ist Stürmer Hakan Sükür, der im italienischen Parma sein Geld verdient. Sükür dürfte im Verlauf des Turniers türkischer Rekordnationalspieler werden. 76 Spiele braucht er dafür, gegen Brasilien läuft er zum 73. Mal für sein Land auf. 36 Tore hat er bisher für die Türkei geschossen. Sükür zur Seite steht Jungstar Ilhan Mansiz vom bis vor kurzem von Christoph Daum trainierten Klub Besiktas Istanbul. Zur Mannschaft gehören auch Yildiray Bastürk von Bayer Leverkusen und ein halbes Dutzend weitere Akteure, die bei westeuropäischen Klubs spielen: Der türkische Fußball ist weit weniger provinziell als noch vor wenigen Jahren. Der Uefa-Cup-Sieg von Galatasaray Istanbul vor zwei Jahren und der Vorstoß der Nationalmannschaft bis ins Viertelfinale bei der Europameisterschaft im selben Jahr sind internationale Erfolge, auf die Senol aufbauen will.

Bisher nahm die Türkei nur ein einziges Mal an einer Fußball-Weltmeisterschaft teil, das war 1954 in der Schweiz. Damals war schon in der Vorrunde Schluss. Für die WM 1950 in Brasilien hatte sich das Land zwar ebenfalls qualifiziert, die Teilnahme dann aber aus finanziellen Gründen abgesagt. So etwas soll nicht noch einmal vorkommen. „Wir wollen Stammgäste bei den Weltmeisterschaften werden“, sagt Funktionär Cobanoglu. Trainer Senols taktisches Grundkonzept für das Spiel gegen Brasilien: cool bleiben! „Lasst euch nicht provozieren, geht kein Risiko ein“, sagte Senol den Spielern.

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