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Die Endrunde der Berlin-Liga in der Sporthalle Charlottenburg wollten über 1000 Zuschauer sehen.

© Sebastian Schlichting

Fußball abseits gigantischer Ablösesummen: Hallenzauber mit Fritteuse

Der ehrliche Fußball wird derzeit in Berlin unter dem Dach gespielt. Und das noch mehrere Wochen lang. Es gibt viele Tore und schöne Tombola-Preise.

Hans Schumann ist am frühen Montag in der Sporthalle Charlottenburg. Nein, er hat dort nicht übernachtet nach dem Turnier der Berlin-Liga. „Wir müssen noch aufräumen“, sagt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Berlin-Liga. Mindestens drei Stunden werden Schumann und sein Team brauchen. Zehn Personen gehören zum engeren Kreis der Organisation. Natürlich alles im Ehrenamt. Schumann ist seit 14 Jahren dabei. Das ist die eine Fußballwelt, die mit Bockwurst und Bier. Die des Berliner Amateurfußballs.

Und dann gibt es noch eine andere Fußballwelt. Dort spielen auch zwei Mannschaften mit einem Ball auf zwei Tore. Aber ansonsten haben die beiden Welten nicht mehr viel miteinander zu tun. In dieser anderen Welt wechseln Spieler für teils absurde Ablösesummen von einem Verein zum anderen. Wenn sie nicht wechseln dürfen, streiken sie auch schon mal. Wie Borussia Dortmunds Ousmane Dembélé im Sommer. Und manchmal erscheinen sie nicht zu wichtigen Mannschaftssitzungen. So geschehen jüngst erneut bei Borussia Dortmund. Diesmal in Person von Pierre-Emerick Aubameyang. Am Sonntagabend stand Aubameyang deswegen nicht im Kader für das erste Rückrundenspiel gegen den VfL Wolfsburg.

Etwas früher am Sonntag, in der Berliner Fußballwelt, Sporthalle Charlottenburg. Im Schnitt fällt alle zweieinhalb Minuten ein Tor. Auch auf ein nettes Rahmenprogramm wird in der Berlin-Liga geachtet. Beispielsweise können für zwei Euro pro Stück Lose erworben werden. Zu gewinnen gibt es diverse schöne Sachen von roten Stutzen über eine Fritteuse bis zum Gebrauchtwagen. Die Ziehung der Hauptgewinne findet auf dem Parkett unmittelbar vor einem Spiel statt. Der Schiedsrichter steht schon für den Anpfiff bereit. Dann schaut er überrascht. Sein Name ist aufgerufen worden. Er gewinnt einen Präsentkorb. Es gibt auch sportliche Dramen: Mateusz Mika, überragender Torwart des Berliner SC und bis dahin ohne Gegentor, sieht für ein Handspiel knapp außerhalb des erlaubten Bereichs die Rote Karte.

Feldspieler als Torwart

Mit Feldspieler Emre Önal im Tor erreicht der BSC trotzdem das Finale und liefert sich ein großartiges Duell mit Blau-Weiß 90. Die Führung wechselt mehrmals, nach 20 durchgehend rasanten Minuten steht es 5:5. Das Neunmeterschießen gewinnt Blau-Weiß 90 mit 4:3. Es ist der furiose Abschluss eines sportlich ansprechenden Turniers. „Das Niveau war sehr gut. Deutlich besser als vor einem Jahr“, sagt Schumann. Sportliche Klasse ist das eine, Schumann hat aber immer auch eine andere Seite im Auge. Dabei geht es um wirtschaftliche Dinge. Zuschauerzahl ist das Stichwort: „Wir sind im grünen Bereich“, sagt er. 2000 Zuschauer sind die Grenze, die dafür durchbrochen werden muss. Das ist angesichts von rund 1000 Besuchern in der Vorrunde und über 1100 bei der Endrunde am Sonntag wieder gelungen.

Alles also soweit in Ordnung in der Berlin-Liga-Fußballwelt. Und ein Beleg dafür, dass der Hallenfußball durchaus noch attraktiv für die Zuschauer sein kann. Wenn auch nicht mehr so wie früher, als die Hallen bis in die untersten Ligen bestens gefüllt waren. In mehreren Spielklassen werden die Teilnehmerfelder dünner, Zwischenrunden gibt es nicht mehr. Zudem setzt der Berliner Fußball-Verband stark auf Futsal. „Dabei zeigt sich doch immer wieder, dass auch der herkömmliche Hallenfußball viel Spaß machen kann“, sagt Schumann. Dann sagt er noch, dass bereits der Termin für das kommende Jahr feststeht: das zweite Wochenende im Januar.

Draußen, beim großen Fußball, wird schon wieder um Punkte gespielt. Dort schicken die Bundesligisten in der kurzen Winterpause ohnehin nur noch die Altstars zu – sehr gut besuchten – Turnieren. Drinnen, beim kleinen Fußball, sind die Veranstaltungen von der Regional- bis zur Bezirksliga durch. Vorbei ist die Hallensaison nicht. Sie geht bis Mitte Februar, bei Männern und Frauen stehen insgesamt noch fast 20 Turniere an.

Die Kreisliga A garantiert Tore

Schon an diesem Dienstag lädt die Kreisliga A zur fünften und damit letzten Vorrunde (18 Uhr, Sporthalle Schöneberg). Gespielt wird um den Wanderpokal eines Sportgeschäftes. Wer nicht genau weiß, was ihn in Schöneberg erwartet, muss nur auf das Deckblatt des ordentlich zusammengetackerten Programmheftes schauen: „Tore garantiert“ steht dort. Und daneben: „Zauber unterm Hallendach“. Das klingt in Verbindung mit der Kreisliga A etwas kurios. Aber unterhaltsam dürfte es auf jeden Fall wieder werden. Und eines ist so gut wie ausgeschlossen: Dass ein Spieler streikt.

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