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Fußball: Bei EM-Auslosung nicht in Topf 1

Bei der Auslosung der Qualifikationsgruppen für die Europameisterschaft 2008 ist das DFB-Team erstmals nicht im Topf der besten Mannschaften gesetzt und muss mit starken Gegnern rechnen.

Montreux - Doch Jürgen Klinsmann lässt sich seinen Optimismus nicht nehmen. «Das sehe ich nicht als Nachteil. Aber es ist einfach schade, als dreifacher Welt- und Europameister nicht in der ersten Gruppe zu sein. Das entspricht nicht unserem Anspruch, das sind wir nicht gewöhnt», sagte der Bundestrainer vor der Zeremonie am Freitag in Montreux. Ausgerechnet zu Beginn des WM-Jahres bekommt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft die Quittung für zuletzt magere Ergebnisse.

Das schon oft - wie auch zuletzt bei der Auslosung der WM-Gruppen in Leipzig - strapazierte Losglück der Deutschen wird diesmal auf eine harte Probe gestellt. Denn die Namen der möglichen Kontrahenten schon auf dem Weg zum Turnier vom 7. bis 29. Juni 2008 in Österreich und der Schweiz sind hochkarätig: Die Niederlande, Portugal, England, Tschechien, Frankreich und Schweden erhielten die höchste Bewertung durch die Europäische Fußball-Union (UEFA). Komplettiert wird der Elite-Topf durch Griechenland, das zwar einen schlechteren Koeffizienten aufweist, als Europameister aber automatisch gesetzt ist.

Ausgerechnet der deutsche Meistertrainer Otto Rehhagel «schubste» also mit seinem Sensationssieg bei der EM in Portugal 2004 die deutsche Mannschaft nun in den zweiten Topf. Das Abrutschen in die «Zweitklassigkeit» wird an der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) aber mit größtmöglicher Gelassenheit kommentiert: «Da haben wir uns ja selbst hinein manövriert. Aber ob im ersten oder zweiten Topf macht nicht viel aus», sagte der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger - und formuliert den gleich gebliebenen, hohen Anspruch: «Wer Europameister werden will muss alle schlagen.»

Das deutsche Team befindet sich bei der Auslosung im Stravinsky- Auditorium des Congress Centrums mit Blick auf den Genfer See aber immer noch in prominenter Gesellschaft. Italien, Spanien, die Türkei, Kroatien, Polen und Rumänien sind auf Grundlage der Ergebnisse der EM-Qualifikation 2004 und der WM-Qualifikation 2006 im selben Topf platziert und scheiden als mögliche Gegner somit aus. «Schon die Qualifikations-Gruppen sind unglaublich ausgeglichen. Die so genannten Kleinen gibt es wirklich nicht mehr», sagte Klinsmann. Und bange machen zählt nicht: «Wir haben uns oft sehr schwer getan in der Qualifikation, aber wir haben es immer geschafft.»

Tatsächlich erwies sich die DFB-Elf als Qualifikations-Experte. Von 63 EM-Ausscheidungsspielen gingen seit 1968 nur sechs verloren. Einzig für das Turnier in Italien 1968 wurde die Teilnahme verpasst. Damals erwies sich aber kein großer Gegner als Stolperstein, sondern Fußball-Zwerg Albanien verwehrte durch ein 0:0 den EM-Auftritt.

Unabhängig von den Vorbereitungen auf die WM, die für Klinsmann absolute Priorität genießen, blickte der 41-Jährige schon auf die EM- Ausscheidungsrunde voraus: «Es muss unser Anspruch sein, durch gute Ergebnisse wieder in die erste Gruppe zu kommen», forderte er. Ob Klinsmann die deutsche Mannschaft allerdings überhaupt in die am 2. September startende und Mitte November 2007 endende Quali-Runde führt, wird sich ohnehin erst nach der WM im Sommer entscheiden.

Im Nobel-Ort Montreux liegt das Glück der deutschen Mannschaft in den Händen der früheren Bundesliga-Profis Stéphane Chapuisat (Schweiz) und Andreas Herzog (Österreich). Das Duo wird als Repräsentant der automatisch qualifizierten EM-Gastgeber die Lose ziehen. 50 Länder werden dabei auf sechs Gruppen mit sieben und eine Gruppe mit acht Teams verteilt. Nach Hin- und Rückspielen sind die jeweils ersten beiden Mannschaften jeder Gruppe für die EM qualifiziert. (Von Arne Richter, dpa)

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