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Fußball: Berti Vogts kehrt nicht zum DFB zurück

Jürgen Klinsmann wollte Berti Vogts unbedingt als Technischen Direktor für den DFB zurückgewinnen. Fast fünf Monate wurde in der Verbandsspitze um die Personalie gerungen. Jetzt hat Vogts definitiv abgesagt.

Frankfurt/Main (02.05.2005, 16:26 Uhr) - In einer von seinem Anwalt Stefan von Moers am Montag verbreiteten Pressemitteilung erklärte Vogts, «dass ich für die angefragte Position des Technischen Direktors nicht weiter zur Verfügung stehe und die diesbezüglichen monatelangen Diskussionen als beendet ansehe». Die zeitliche Planung des DFB sei «mit meinen eigenen zeitlichen Vorstellungen nicht vereinbar», begründete der 58-Jährige seinen Entschluss.

Zuvor hatte Vogts den Geschäftsführenden DFB-Präsidenten Theo Zwanziger in einem persönlichen Brief von seinem Schritt unterrichtet, mit dem er die Konsequenz aus dem fast fünf Monate währenden Tauziehen um seine Person zog. Als Verlierer steht am Ende auch Jürgen Klinsmann da. Der Bundestrainer hatte sich vehement für Vogts eingesetzt, war aber am geballten Widerstand der Verbandsspitze gescheitert.

«Ich finde es schade, dass wir Berti nicht für diese enorm wichtige neue Position beim DFB gewinnen konnte. Wir hätten sehr stark von seiner Erfahrung und seinem großen Fachwissen profitieren können», meinte Klinsmann, der im Vorjahr pikanterweise von Vogts beim DFB als Nachfolger von Rudi Völler ins Spiel gebracht worden war. Klinsmann selbst will auf die Ratschläge von Vogts nicht verzichten: «Berti bleibt für mich stets ein wichtiger Ansprechpartner für meine Arbeit als Bundestrainer.»

Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff, der sich wie Klinsmann für Vogts stark gemacht hatte, will sich als Konsequenz nun aus der Personalplanung raushalten. «Wir werden uns jetzt voll auf die WM-Vorbereitung konzentrieren und die weitere Behandlung des Themas dem DFB-Präsidium überlassen», sagte er.

«Für die Entscheidung von Berti Vogts haben wir Verständnis, weil er eine andere Zeitplanung hatte als wir», kommentierte Zwanziger höflich die Vogts-Absage. Der neue starke Mann im DFB hatte sich von Anfang an gegen die schnelle Wiederverpflichtung des einstigen Leitenden Angestellten ausgesprochen und erklärt, eine Entscheidung werde erst nach dem Confederations Cup im Sommer getroffen.

Auf diese Hinhaltetaktik wollte sich Vogts nicht länger einlassen. «In den vergangenen Wochen erhielt ich einige Anfragen, konnte diese aber weder unbelastet prüfen noch Entscheidungen fällen, weil die Personalfrage beim DFB nicht geklärt war. Diese Situation entspricht nicht meinen Vorstellungen», erläuterte Vogts. Zwanziger verteidigte indes seine Marschroute, erst zur kommenden Saison werde die vakante Stelle besetzt. «Zunächst soll eine Entscheidung über das Sachkonzept fallen, bei einer Zustimmung werden erst danach die personellen Überlegungen vorangetrieben», so der 59-Jährige.

Ebenso wie DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder hatte Zwanziger von Anfang an Bedenken geäußert, ob Vogts die Idealbesetzung für die neu zu schaffende Stelle ist. Mayer-Vorfelder bemängelte, Vogts sei nicht kommunikativ genug für diese Position. Zwanziger meinte, er wolle «eine knorrige Figur, die auch mal ein bisschen quer denkt und andere Ansätze findet».

Schon die ersten Vorgaben der DFB-Führung hatten gegen Vogts gesprochen: Neben der Leitung des DFB-Trainerstabes, der Koordination der Leistungszentren und Sichtungsmaßnahmen solle der Technische Direktor auch in der Lage sein, bei einem Rücktritt des Bundestrainers die Nationalmannschaft zumindest übergangsweise zu führen. Vogts hatte nach der WM 1990 die Nachfolge von Teamchef Franz Beckenbauer angetreten, 1996 als Europameister seinen größten Erfolg gefeiert und war im Herbst 1998 als Bundestrainer auch nach internen Machtkämpfen zurückgetreten.

Angeheizt wurde die Diskussion zudem durch offen ausgetragene Meinungsverschiedenheiten zwischen Jugend-Koordinator Michael Skibbe, der einen Technischen Direktor generell für unnötig hält, und Bierhoff, der gar von einem «Konfliktfeld Michael Skibbe» gesprochen hatte.

Um Vogts' Zukunft macht sich Klinsmann trotz der geplatzten Rückholaktion zum DFB keine Sorge. Er sei «überzeugt davon, dass er gute Perspektiven hat, bald eine attraktive Aufgabe zu übernehmen», meinte der Bundestrainer: «Vielleicht sehen wir ihn wieder bei der WM 2006 in der Betreuung einer anderen Nation?» (tso)

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