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Der Ball landet im Tor von Werder Bremen. In die anderen Richtung wollte er gegen die Bayern auch nicht.

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Fußball-Blamage: Werder Bremen schoss gegen den FC Bayern kein einziges Mal aufs Tor

Seit 1993/94 werden die Spieldaten von Bundesligaspielen statistisch erfasst. Noch nie hat eine Mannschaft seither keinen Torschuss abgegeben. Bislang. Ein Kommentar.

Werder Bremen hat nicht nur bei den Bayern verloren, 0:6, sondern auch noch keinen einzigen Torschuss abgegeben. Seit Beginn der umfassenden statistischen Erfassung von Spieldaten in der Saison 1993/94 hat das noch keine Mannschaft "geschafft". Das hört sich so monumental an wie ein Satz, der mit "seit Beginn der Wetteraufzeichnungen" beginnt.

Dabei sind statistische Rekorde immer kalt, sie basieren auf nackten Zahlen - Umstände bleiben unbeachtet. In diesem Fall haftet diesen Umständen das so inflationär verwendete Wörtchen ausgerechnet an. Ausgerechnet Werder Bremen blieb ohne Schuss, eine Mannschaft, die in den Nuller Jahren wie kaum eine andere für Offensivfußball stand, für 5:4 statt 1:0. Mochte die Abwehr auch noch so viele Fehler begehen, Ailton, Micoud oder Klose hauten eben vorne ein Ding mehr rein. Passiert ist Werder dieses Malheur außerdem ausgerechnet gegen Bayern München, einer von Pep Guardiola trainierten Mannschaft. Bei Barcelona hat er das Passspiel bis zur Besinnungslosigkeit geprägt, hat seine Mannschaft lieber den Ball bis hinter die gegnerische Torlinie kombinieren lassen, anstatt ihr etwas so geistloses wie einen Fernschuss zu gestatten. Dieses Spiel hat Guardiola berühmt gemacht, ihm aber auch den Vorwurf der "Penetrationsverweigerung" eingebracht, vorgetragen von deutschen Philosophen Wolfram Eilenberger. Mittlerweile sind Guardiolas Bayern fußballtaktisch vollkommen entfesselt, auch lange Diagonalpässe sind kein Tabu mehr. Nun leiden nicht mehr die Zuschauer unter langweiligen Endlos-Ballstafetten. Heute leiden vor allem Bayerns Gegner.

Nicht zuletzt passierte Bremen dieser Rekord ausgerechnet in einer Partie, in der die Mannschaft von Trainer Dutt 55 Prozent ihrer Zweikämpfe gewann. Werder wollte. Doch es konnte nicht.

Was bleibt also von diesem Allzeitrekord? Im Grunde nicht viel, bis auf einen neuen Begriff vielleicht, entsprungen der erdrückenden Überlegenheit der Bayern. Erzielte bislang ein überforderter Gegner bei hohem Rückstand kurz vor dem Ende ein Tor, sprach die Fußballwelt von einem Ehrentreffer. Dieses Wort enthält zwar "Ehre", hat jedoch seit jeher etwas Demütigendes. Doch nun reicht es nicht mehr. Die neue, leider notwendig gewordene Bezeichnung für die Demütigung im Quadrat, für das, was Bremen nicht gelang, heißt Ehrentorschuss.

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