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Ingo Schiller, Herthas Geschäftsführer Finanzen, freut sich über die neue 40-Millionen-Euro-Anleihe.

© imago/Matthias Koch

Fußball-Bundesliga: Hertha BSC will Zusammenarbeit mit US-Investor vorzeitig beenden

Durch eine Anleihe hat Hertha BSC 40 Millionen Euro eingenommen. Damit sollen auch Anteile vom US-Investor KKR zurückgekauft werden.

Ingo Schiller klang wie auf einer Trauerfeier, bei der nur warme Worte über den Verflossenen gesprochen werden. „Insgesamt war es eine optimale Zusammenarbeit“, sagte der Finanzgeschäftsführer von Hertha BSC. Eine, die sehr fruchtbar gewesen sei, die dem Berliner Fußball-Bundesligisten extrem geholfen habe und die er jederzeit wieder eingehen würde. Schiller, 53, redete über den Finanzinvestor KKR, der im Januar 2014 zehn Prozent der Anteile an Hertha BSC erworben hatte und damit den vielleicht größten anzunehmenden Unfall des Vereins verhindert hat. Viereinviertel Jahre später hörte es sich bei Schiller nach einem definitiven Abschied an. Der ist zwar noch nicht vollzogen, steht aber unmittelbar bevor: Nur Abwicklungsdetails müssen noch geklärt werden. Bis spätestens Ende des Jahres will Hertha den bisherigen Anteilseigner, Investor und Geldgeber komplett auszahlen. 71,2 Millionen Euro wird die Berliner das kosten – zehn Millionen mehr, als sie 2014 von KKR bekommen haben.

Einen Großteil des Geldes - 40 Millionen Euro - hat Hertha über eine unbesicherte Anleihe eingenommen, die in der vergangenen Woche an der Börse platziert wurde und schon zwei Tage vor Ablauf einer einwöchigen Zeichnungsfrist komplett ausgegeben war. „Das ist ein sehr gutes Zeichen und hat uns sehr erfreut“, sagte Schiller. Der Klub hat schon in der Vergangenheit insgesamt vier Anleihen aufgelegt – mit der aktuellen aber waren sie nicht zu vergleichen. Die Summe ist diesmal deutlich höher, außerdem richtet sie sich nur an sogenannte institutionelle Anleger, an Vermögensverwalter, Banken und Versicherungen, und nicht an Hertha-Fans oder Privatpersonen. Knapp über die Hälfte wurde in Deutschland gezeichnet, der Rest in insgesamt acht anderen europäischen Ländern.

Hertha macht erstmals seit 2014 wieder Gewinn

„Vor fünf, sechs Jahren wären wir nicht annähernd in der Lage gewesen, eine solche Anlage aufzulegen“, sagte Schiller. „Das ist ein Beleg für die positive wirtschaftliche Entwicklung des Vereins.“ Die Bilanz 2017/18 wird Herthas Finanzgeschäftsführer erst Ende des Monats bei der Mitgliederversammlung vorstellen. Schon am Dienstag aber kündigte er einen Rekordumsatz und ein positives Ergebnis an. Nach Informationen des Tagesspiegels hat Hertha im Prospekt für mögliche Anleger einen Umsatz von knapp 130 Millionen Euro ausgewiesen (Vorjahr: 112,3 Millionen); der Personaletat (60 Millionen Euro) dürfte ebenfalls eine neue Bestmarke sein. Und der Gewinn vor Steuern und Zinsen soll zwölf Millionen Euro betragen (Vorjahr: vier Millionen). Aber auch nach deren Abzug und nach Abschreibungen bleibt diesmal eine schwarze Zahl. „Wir haben Gewinn gemacht“, sagte Schiller. Zum ersten Mal seit 2014.

Damals hing das positive Ergebnis vor allem mit dem Einstieg von KKR zusammen. Hertha bekam insgesamt 61,2 Millionen Euro. Für 18 Millionen davon erwarb das Private-Equity-Unternehmen aus New York 9,7 Prozent der Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co KGaA, die inzwischen in zwei Schritten auf 12,79 Prozent erhöht worden sind, ohne dass neues Geld an Hertha geflossen wäre. Der Rest der 61,2 Millionen war ein verzinstes Darlehen und eine Prämie (Signing Fee) für den Vertragsabschluss. Damals wurde Herthas Wert mit 220 Millionen Euro beziffert, inzwischen liegt er bei 250 Millionen.

Ursprünglich war die Zusammenarbeit zwischen Hertha und KKR auf mindestens sieben Jahre angelegt (bis 2021). Ende der vergangenen Saison kam dann die Idee auf, die Verbindung vorzeitig zu beenden. Laut Schiller liegt diese Entscheidung in beiderseitigem Interesse. Der Investor hat seinen Reibach gemacht. Nimmt man die Zinszahlungen für das Darlehen hinzu, hat KKR das eingesetzte Kapital in knapp fünf Jahren um gut 30 Prozent erhöht. Hertha wiederum kauft sich ein Stück Unabhängigkeit zurück. Das allerdings zu einem durchaus stattlichen Preis: Die Zeichner der neuen Anleihe erhalten für ihre Investition 6,5 Prozent Zinsen (2,6 Millionen pro Jahr, 13 Millionen auf die gesamte Laufzeit). Hertha besitzt allerdings das einseitige Recht, nach frühestens zweieinhalb Jahren die Anleihe zu kündigen und die 40 Millionen Euro zurückzuzahlen. Außerdem will der Klub Bankkredite aufnehmen und Vorauszahlungen von Sponsoren- und Hospitalityerlösen aufwenden, um die Verpflichtungen gegenüber KKR komplett zu bedienen.

Hertha sucht einen neuen Investor

Mit der Finanzierung des neuen Stadions, das Hertha BSC bis 2025 auf dem Olympiagelände bauen will, hat der Rückkauf der Anteile laut Schiller nichts zu tun. Der Berliner Bundesligist hat immer betont, dass er offen sei für einen weiteren Investor. In der Praxis aber hat sich herausgestellt, dass dieses Unterfangen schwierig ist, wenn schon ein Investor an Bord sei. Die Zusammenarbeit mit dem Private-Equity-Unternehmen KKR sei immer auf Zeit angelegt gewesen und Teil dessen Geschäftsmodells, sagte Herthas Geschäftsführer, der sich mit einem neuen Investor einen deutlich besseren Deal vorstellt. „Herthas Unternehmenswert hat sich positiv entwickelt“, sagte Schiller. „Der Fußballmarkt generell ist sehr attraktiv geworden, aber wir glauben, dass wir bei Hertha noch mal eine Eigenkonjunktur haben.“

Hertha ist bereits von Investoren kontaktiert wurden, die Geschäftsführung mehrmals in China gewesen, um den Markt zu sondieren. Einen konkreten Interessenten gebe es allerdings noch nicht, sagt Ingo Schiller. „Ich glaube aber, dass es noch mal so lange dauern wird wie damals mit KKR.“

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