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Hat nun reichlich Zeit zum Nachdenken: HSV-Profi Paolo Guerrero.

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Fußball-Bundesliga: Sieben Wochen Sperre für "Brutalo" Guerrero

Nach Paolo Guerreros übler Grätsche in die Beine des Stuttgarter Torhüters Sven Ulreich hat der DFB sein Urteil gefällt: Acht Spiele muss der HSV-Profi dank einer "Englischen Woche" aussetzen. Der Einspruch seines Clubs blieb folgenlos.

Paolo Guerrero ist nach seinem brutalen Tritt gegen Stuttgarts Torhüter Sven Ulreich für sieben Wochen gesperrt worden. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bewertete die Aktion am Dienstag in Frankfurt/Main als Tätlichkeit gegen den Gegner. Da die Sperre bis einschließlich 22. April gilt, wird der 28-jährige Peruaner in Diensten des Hamburger SV acht Bundesligaspiele verpassen, weil Anfang April eine "Englische Woche" mit zusätzlichem Wochenspieltag ansteht. Der HSV hat nun 24 Stunden Zeit, gegen die Entscheidung Einspruch einzulegen, was eine mündliche Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht zur Folge hätte.

Damit hat der DFB den Einspruch des HSV vom Montag nicht strafmildernd berücksichtigt. "Die Strafe ist unverhältnismäßig im Vergleich zu anderen Fällen", hatte der HSV-Vorstandsvorsitzende Carl-Edgar Jarchow noch am Montagabend gesagt, "da fehlte einiges in der Begründung". Nach dem Urteil beriet sich der HSV am Dienstag, ob ein weiterer Einspruch überhaupt sinnvoll ist.

Guerrero war Ulreich in der 54. Minute des Heimspiels gegen den VfB Stuttgart (0:4) am Samstag in Höhe der Eckfahne mit gehörigem Anlauf und gestrecktem Bein von hinten gegen den linken Unterschenkel gesprungen. Daraufhin verwies ihn Schiedsrichter Peter Sippel (München) des Feldes. Die unsportliche Aktion führte zu hitzigen Debatten unter Fußballfans und in den Medien, die Guerrero größtenteils scharf attackierten.

Diese brutale Grätsche bewertete das DFB-Gericht als Tätlichkeit.
Diese brutale Grätsche bewertete das DFB-Gericht als Tätlichkeit.

© dpa

Zusätzlich zur siebenwöchigen Fußball-Pause wollte der HSV am Dienstag eine interne Geldstrafe für Guerrero festlegen. Vor knapp zwei Jahren hatte er dem Verein bereits durch einen Flaschenwurf ins Publikum negative Schlagzeilen beschert, auf dem Platz war es aber die erste Rote Karte für den heißblütigen Angreifer. Auch wenn der Club Guerrero in die Pflicht nimmt, Einsicht fordert und weitere Ausraster kaum mehr dulden dürfte - fallen gelassen wird der mit mehr als vier Millionen Euro jährlich bestverdienende HSV-Profi aber nicht. Trainer Thorsten Fink setzt weiter auf seinen Lieblingsstürmer, der erst durch die Zuwendung des ehemaligen Bayern-Profis und die zentrale Rolle im Sturm zu guter Form auflief.

Guerrero ist nicht der Erste

Lange Sperren gab es in der Geschichte des deutschen Profifußballs schon häufig, allerdings hat sie der DFB nicht archiviert. Die Nachrichtenagentur dapd hat eine Liste besonders erinnerungswürdiger Fälle seit 1963 zusammengestellt:

- Timo (Friedhelm) Konietzka (1860 München): Sechs Monate Sperre und 20 Spieltage auf der kühlen Tribüne brachte ihm eine Tätlichkeit gegen Schiedsrichter Max Spinnler im Bundesligaspiel 1860 München - Borussia Dortmund (1:2) am 8. Oktober 1966 ein.

- Erwin Kremers (Schalke 04): Für eine wiederholte schwere Beleidigung des Schiedsrichters Max Klauser beim Bundesligaspiel 1. FC Kaiserslautern - Schalke 04 (4:0) am 18. Mai 1974 wurde Kremers 14 Wochen gesperrt. Dadurch verpasste er die WM 1974 und musste auf den Weltmeistertitel mit der DFB-Auswahl verzichten

- Axel Kruse (VfB Stuttgart): Zehn Wochen Sperre handelte sich der Heißsporn wegen einer Tätlichkeit gegen Schiedsrichter Hans-Joachim Osmers im DFB-Pokal-Spiel VfB Stuttgart - 1. FC Kaiserslautern (2:6 n. V.) am 25. August 1993 ein.

- Michael Schulz (Borussia Dortmund): Für die Beleidigung des Schiedsrichters nach einer Niederlage im Jahr 1989 wurde er acht Wochen gesperrt

- Paolo Guerrero (Hamburger SV): Sieben Wochen Sperre wegen einer Tätlichkeit im Bundesligaspiel Hamburger SV - VfB Stuttgart (0:4) am 3. März 2012.

(dpa/dapd)

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