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Fußball-Bundesliga: Wenn Hertha absteigt ...

... was wird dann aus dem Olympiastadion? Es wird Zeit, sich Gedanken zu machen. Die Perspektive für das Stadion ist die eines lebendigen Gemischtwarenladens. Das ist besser, als es klingt.

Ein Abschiedsbesuch ist heute möglich bei der noch erstklassigen Hertha im Olympiastadion, zwei Wochen später könnte es schon ein Kondolenzbesuch sein bei einem Absteiger. Ein Drama, ach was, der Weltuntergang nimmt seinen Lauf, der Verein zieht die ganze Stadt mit in den Abgrund und reißt hinter sich auch sein Zuhause ein, das eben noch weltmeisterliche Olympiastadion. Denn wozu wird dieses Stadion jetzt noch gebraucht?

Was wirklich längst untergegangen zu sein scheint, ist die Erinnerung, dass das Olympiastadion schon ganz anderes erlebt hat. Einen Weltkrieg. Footballspiele von Berlin Thunder. Einen Kopfstoß von Zinedine Zidane. Auch in der Zweiten Liga müsste es sein Betriebssystem nicht umstellen. Hertha wird etwas weniger Miete bezahlen, 150 000 Euro pro Spiel bei durchschnittlichem Besuch statt bisher 175 000. Aber was soll sich sonst ändern? Ein neues Konzept und eine neue Mannschaft ziehen vielleicht sogar neue Zuschauer ins Stadion, möglicherweise mehr Neuberliner als bisher.

Das Olympiastadion ist schon jetzt eine Bühne, die oft unter Wert verkauft werden muss. Neben Hertha, dem DFB-Pokalendspiel, dem Istaf und wenigen Großkonzerten läuft im Stadion ein äußerst kleinteiliges Tagesgeschäft. Familien feiern Feste, Firmen laden Kunden ein, und 250 000 bis 300 000 Besucher im Jahr wollen sich sportliche und architektonische Geschichte anschauen.

Die Weltmeisterschaft im Fußball oder in der Leichtathletik bekommt Berlin nur alle Jahrzehnte einmal. Bis zum nächsten vergleichbaren Ereignis könnte es mindestens acht Jahre dauern, es wäre die Leichtathletik-Europameisterschaft. Eine neue Olympiabewerbung Berlins ist bisher am Willen der deutschen Sportfunktionäre gescheitert. Und ein deutsches Wembley, in dem alle Fußball-Länderspiele der Nationalelf ausgetragen werden, erscheint wegen des föderalen Systems kaum zu verwirklichen. Schlechte Aussichten?

Die Perspektive für das Olympiastadion ist die eines lebendigen Gemischtwarenladens. Das ist besser, als es klingt. Die zweite Bundesliga ließe dem Stadion ohnehin nicht mehr Termine übrig als die erste, um große Veranstaltungen durchzuführen. Und um höchstklassigen Fußball zu zeigen, kann sich Berlin weiter für die Endspiele der Champions League und Europa League bewerben.

Im Juli bekommt die Betreibergesellschaft des Stadions einen neuen Mann an ihre Spitze, Joachim Thomas. Das ist ähnlich wichtig für die Zukunft des Stadions wie das nächste Hertha-Spiel. Der bisherige Geschäftsführer Peter von Löbbecke verweist darauf, dass er die Pyronale und die Kitajade erfunden habe, jetzt sollten sich andere Gedanken machen.

Ähnlich wie der Flughafen Tempelhof ist das Olympiastadion eine ideale Spielwiese für Ideen. Zumal das Stadion nicht am Marathontor aufhört. Es ist das Herz eines ganzen Olympiageländes, das der neue Geschäftsführer dichter an Berlin heranrücken will. Ob das mit einer Driving Range für das gar nicht mehr so elitäre Golfspiel oder mit sonstigen Aktivitäten sein wird – ein schwächelnder Fußballklub wird das Olympiastadion nicht runterziehen können.

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