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Sport: Fußball-Bundesliga: Zki - ti - schwi - li

Schmährufe gegen ihn gestalten sich eher schwierig. Wenn der VfL Wolfsburg in den Stadien der Bundesliga gastiert, dann bleibt Emeka Ifejiagwa von verbalen Anfeindungen deutscher Fußballfans weitgehend unbehelligt.

Schmährufe gegen ihn gestalten sich eher schwierig. Wenn der VfL Wolfsburg in den Stadien der Bundesliga gastiert, dann bleibt Emeka Ifejiagwa von verbalen Anfeindungen deutscher Fußballfans weitgehend unbehelligt. Im Zusammenhang mit gängigem Fan-Vokabular wie "Arschloch" oder "Drecksau" kommt ein Name wie "Möller" oder "Jancker" einem teutonischen Fußballanhänger eben einfacher über die Lippen als der des nigerianischen Abwehrspielers in Diensten der Wolfsburger.

Sind die Menschen, deren täglich Brot der Umgang mit den Spielernamen ist, geübter in ihrer Aussprache? Oder gestaltet sich ihr Job nach dem Bosman-Urteil, das die Beschränkung der Anzahl ausländischer Sportler in Profi-Mannschaften weitgehend aufhob, stressiger als vorher? "Nein, es gab ja davor auch genügend Ausländer in der Bundesliga", sagt Klaus Köhn, Stadionsprecher des SC Freiburg, der sich vor jedem Spiel informiert, wer jetzt wie ausgesprochen wird. "Da helfen mir die Leute an unserer Anzeigetafel weiter, die sind Lehrer."

Ganz abnehmen mag man ihm diese Einschätzung nicht, zeigen doch Namen wie Zaza Zamtaradse oder Alassane Ouedraogo der Sprachgewandtheit eines durchschnittlich fanatischen Fußballinteressierten ihre Grenzen auf. Doch auch Klaus Köhn ist aufgefallen, dass die Fans ab und an Schwierigkeiten beim Bejubeln ihrer Lieblinge haben. Gerade die vielen Georgier des SC Freiburg, im Dreisamstadion ob ihrer gleichen Namensenden liebevoll "Wilis" genannt, sind die Problemkinder beim üblichen Prozedere, bei dem der Stadionsprecher den Vornamen, der Anhang den Nachnamen des Torschützen ruft. Levan Zkitischwili trifft es am schlimmsten, meint Köhn, "aber der schießt ja zum Glück kaum Tore."

Bei Energie Cottbus sorgt Faruk Hujdurovic für die meisten verbalen Ausrutscher. Zumindest die Cottbuser Fans hatten am Anfang ihre liebe Mühe mit dem Namen des Bosniers. "Der sieht auf den ersten Blick ja auch gefährlich aus", gibt Presse- und Stadionsprecher Ronny Gersch zu. Ein paar Mal im Stillen geübt, würde er sich dem Aussprechenden jedoch in einer verblüffenden Einfachheit präsentieren. Überhaupt wünscht Gersch sich gerade von Amtskollegen, dass sie ihn bei Unklarheiten öfter kontaktieren: "Die Namen unserer Spieler werden in fremden Stadien doch teilweise arg verwurstet." Er selbst fragt in den meisten Fällen einen Spieler seines Vereins, wenn es um die Aussprache ihm unbekannter Namen in der Bundesliga geht. Bei Profis aus elf Nationen, die ihr Geld bei den Lausitzern verdienen, lässt sich fast immer ein Landsmann des Problemfalls finden, der Gersch auf den linguistisch richtigen Weg bringt.

Doch auch bei Spielen ohne Cottbuser Beteiligung sind Stadionsprecher nicht vor phonetischen Missgriffen gefeit. Der Freiburger Köhn etwa gibt zu, dass "ich beim Spiel gegen eine vietnamesische Mannschaft die Namen einfach nur so vorgelesen habe, wie sie auf dem Papier standen". Und, auch wenn er es ungern zugibt, ein paar Namen sind ihm dann auch in der Bundesliga noch nicht so ganz geläufig. Angst würde er es nicht nennen, aber - wer hätte es gedacht - wenn Cottbus ins Dreisamstadion kommt, sind auch "ein, zwei Spieler dabei, die mir ein paar Sorgen bereiten. Die Namen fallen mir im Moment aber leider nicht ein". Vor zwei Jahren hätte ihm ein Blick ins Stadionmagazin von Energie geholfen: Dort waren alle Spieler in Lautschrift aufgeführt.

Christian Hönicke

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