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Gojko Kacar

© AFP

Fußball: Ehre und Pflicht

Hertha stellt den Serben Gojko Kacar vor und rechnet mit dem Abschied des Brasilianers Gilberto.

Stolz wirkte Gojko Kacar, als er gestern Nachmittag erstmals ein Trikot von Hertha BSC in die Kameras halten durfte. Am Morgen hatte der junge serbische Fußballprofi einen Vierjahresvertrag beim Berliner Bundesligisten unterschrieben. Am Nachmittag sagte er, das sei „eine große Ehre“ für ihn. „Ich will ein Teil von Hertha sein.“ Dagegen wird ein anderer Mittelfeldspieler wohl bald kein Teil mehr von Hertha sein: Gilberto zieht es zu Tottenham Hotspur in die Premier League, gestern wurde weiter über die Zukunft des Brasilianers verhandelt.

Kacar ist nach dem brasilianischen Stürmer Raffael vom FC Zürich Herthas zweiter Zugang während der Winterpause. Der 20 Jahre alte Mittelfeldspieler kommt vom Klub FK Vojvodina Novi Sad für eine Ablösesumme von drei Millionen Euro. Für Novi Sad ist es der größte Transfer in der Klubgeschichte. Laut serbischen Medienberichten soll Roter Stern Belgrad für Kacar und den Mannschaftskollegen Ranko Despotovic zusammen 2,6 Millionen Euro an Ablöse geboten haben, die Klubleitung lehnte das Angebot aber – weil Hertha großzügiger war.

Manager Dieter Hoeneß ist von den Fähigkeiten Kacars überzeugt. Obwohl die Referenzen des jungen Spielers naturgemäß spärlich sind: Erst ein Länderspiel hat er für seine Heimat hinter sich, im November spielte er in der EM-Qualifikation gegen Kasachstan. Hoeneß sagte gestern: „Wir haben Kacars Weg schon lange verfolgt. Wir sind davon überzeugt, dass er schnell ein wichtiger Faktor für uns werden wird. Er ist ein polyvalenter Spieler, so wie es der Trainer mag.“

Tatsächlich mag Lucien Favre vielseitige Spieler. Und Kacar ist wohl einer, er spielte lange auch schon Innenverteidiger. Außerdem mag Favre das Wort „polyvalent“, wahrscheinlich hat es Hoeneß deshalb gestern mit einem Schmunzeln auf den Lippen benutzt. Herthas Trainer jedenfalls schwört auf Polyvalenz, weil man mit solchen Spielern auf Dauer mit einem kleineren Kader auskommen könne, sagte er gestern.

Zurzeit allerdings wird es erst einmal voller und jünger im Aufgebot des Berliner Bundesligisten: Raffael ist 22, Kacar 20 und der umworbene Ljubomir Fejsa ist erst 19 – und wie Kacar Serbe. Seine internationale Referenz: ein Länderspiel, wie Kacar das gegen Kasachstan im November. Allerdings gibt es Probleme mit seinem Klub Hajduk Kula. Im Fall Fejsa sei „etwas Sand im Getriebe“, sagt Hoeneß. Klappt es dann doch mit Fejsa, dann wäre Herthas serbische Gruppe um Marko Pantelic schon drei Spieler stark. Nach den Brasilianern (5 Spieler) und vor den Schweizern (nur zwei) wären die Serben dann die zweitstärkste Fraktion der vielen ausländischen Profis bei Hertha. Zumindest ist die Zusammenstellung des Teams interessant.

Ob Hertha mit seinem Personalkonzept in der in zehn Tagen beginnenden Rückrunde Erfolg haben wird, ist sicher eine andere Frage – ob Gilberto den Berlinern noch helfen kann, wird dagegen wohl in den nächsten Tagen beantwortet werden. Das bisherige Angebot einer Ablöse von Tottenham liegt wohl bei zwei Millionen Euro, die Tageszeitung „Daily Mirror“ schreibt sogar von 3,4 Millionen. Das aber bestreitet Hoeneß. Tottenham müsse das Angebot noch erhöhen. Und der Berliner Manager sagte auch: „Wenn wir Gilberto sofort gehen lassen, dann müssen wir gleichwertiger Ersatz für ihn bekommen.“ Zum Saisonende allerdings wird Gilberto Hertha wohl ohnehin verlassen, ist zu vernehmen. Dann nämlich läuft der Vertrag des Brasilianer in Berlin aus und es ist offensichtlich für Gilberto keine große Ehre mehr, für Hertha zu spielen – so wie es das für den jungen Gojko Kacar dem Vernehmen nach ist.

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