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Fußball: Erneuter Dämpfer für DFB-Elf

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat ihr Länderspiel in der Türkei verloren. Die Mannschaft von Jürgen Klinsmann unterlag nach einer vor allem in der ersten Halbzeit schwachen Leistung mit 1:2.

Istanbul - Mit einer erneuten Auswärtspleite hat die Hoffnung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf ein erfolgreiches WM-Unternehmen einen schweren Dämpfer erhalten. Acht Monate vor Beginn des Turniers im eigenen Land unterlag das Team von Bundestrainer Jürgen Klinsmann am Samstagabend der Türkei mit 1:2 (0:1) und lieferte vor allem in der ersten Halbzeit eine äußerst schwache Leistung.

Der in der Bundesliga für den 1. FC Kaiserslautern schon sieben Mal erfolgreiche Halil Altintop (25.) und der erst 17-jährige Dortmunder Nuri Sahin (89.) besiegelten die zweite Saisonpleite der DFB-Elf, die vor nur 23 000 Zuschauern im riesigen Atatürk-Stadion von Istanbul in der Abwehr große Lücken offenbarte. Erst in der vierten Minute der Nachspielzeit gelang dem eingewechselten Oliver Neuville in seinem 50. Länderspiel das Anschlusstor. Die Chance zur schnellen Wiedergutmachung bietet sich der Elf bereits am Mittwoch in Hamburg im ersten Vergleich gegen China.

«Man steht an der Seitenlinie und hat die Faust in der Tasche. In der ersten Halbzeit, das war gar nichts», beschrieb Klinsmann seine Empfindungen in den ersten 45 Minuten. «Die Türken mussten schon zur Halbzeit 2:0 oder 3:0 führen. Ich war enttäuscht und habe das in der Pause auch zum Ausdruck gebracht. Da platzt einem ein bisschen der Kragen.» Patrick Owomoyela räumte ein: «Wir waren oft genug nicht nahe genug am Mann. Es ist augenscheinlich, dass wir im Moment nicht zu Null spielen können.» Zum vierten Mal in Folge kassierte die deutsche Mannschaft in einem Spiel zwei Gegentore.

Im drittletzten Länderspiel des Jahres bot die deutsche Mannschaft über weite Strecken eine Besorgnis erregende Vorstellung. Vor allem das Defensivverhalten weckte Erinnerungen an den desolaten Auftritt beim 0:2 vor fünf Wochen in der Slowakei. Die rechte Seite mit Patrick Owomoyela und Lukas Sinkiewicz war völlig überfordert und wurde von den flinken Türken ein ums andere Mal ausgespielt. Bernd Schneider bekam Tümer nicht in den Griff und auch Yildiray Bastürk konnte im Mittelfeld nach Belieben schalten und walten. Torsten Frings als Sicherung vor der Abwehr wirkte bisweilen gar lustlos.

Aber auch im Spielaufbau ließ die DFB-Elf die von Klinsmann geforderte Dominanz vermissen, wirkte taktisch überfordert und unreif. Ohne den erkrankt fehlenden Michael Ballack blieben fast alle Wünsche offen. Der als Vertreter auserkorene Tim Borowski begann zwar engagiert, hatte aber in seinen Aktionen keine Linie. So blieben Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski mit ihrem Engagement die kleinen Lichtblicke in einem Team, das erst im zweiten Durchgang nicht zuletzt durch taktische Korrekturen an Profil gewann. In der Schlussphase, als sich die Türken für das entscheidende WM-Qualifikationsspiel am Mittwoch in Albanien schonten, nahm die Klinsmann-Elf das Heft in die Hand.

Klinsmann vertraute in der Abwehr jener Youngster-Formation, die schon zuletzt beim 4:2 gegen Südafrika auf dem Rasen stand, und unterstrich damit in seinem 20. Länderspiel, dass die Einspielphase für die WM begonnen hat. Doch gerade die Defensive enttäuschte auf ganzer Linie. Ein Patzer von Owomoyela bescherte den Türken schon nach zehn Minuten die Chance zur Führung. Der Lauterer Halil Altintop erlief den zu kurz geratenen Rückpass des Bremers, konnte den Ball aber nicht kontrollieren.

Wenig später verhinderte die Latte beim Schuss von Tümer (13.) den drohenden Rückstand für die deutsche Mannschaft. Die Hoffnung im deutschen Team, nach sechs Länderspielen endlich wieder ohne Gegentreffer zu bleiben, war dahin, als Tümer ungehindert zum Schuss kam und Halil Altintop den vom Pfosten zurückprallenden Ball ins Tor beförderte. Anschließend musste Oliver Kahn gegen Nihat (32.) auf der Hut sein, um Schlimmeres zu verhindern.

Erst vier Minuten vor der Pause gab Podolski den ersten gezielten Schuss auf das Tor von Volkan ab, der bis dahin ohne Beschäftigung geblieben war, Während die türkischen Fans jubelten, als die Nachricht von der dänischen 1:0-Führung gegen Griechenland die Runde machte, konnte die deutsche Elf froh sein, nur mit einem Gegentor in die Kabine gekommen zu sein. «Es passt heute überhaupt nichts zusammen», lautete das Halbzeit-Urteil von Franz Beckenbauer im ZDF.

Mit Sebastian Deisler und Neuville als frischen Kräften und mehr Einsatzbereitschaft startete die deutsche Elf in die zweiten 45 Minuten. Auch weil die Türken mit Bastürk und Altintop ihre besten Spieler im Hinblick auf das Albanien-Match in der Kabine gelassen hatten, kam das DFB-Team nun besser zurecht. (Von Jens Mende und Klaus Bergmann, dpa)

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