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Fußball im Fernsehen: Vörsicht, Aussprache!

Nimwegen oder Neimechen? Stefan Hermanns über den Hang deutscher Fußballreporter zur Überkorrektheit.

Ich habe es ein wenig bedauert, dass das Uefa-Cup-Spiel des Hamburger SV in dieser Woche nicht im Fernsehen übertragen wurde. Nicht weil ich ein großer Fan das HSV wäre, sondern weil ich gerne miterlebt hätte, welche sprachlichen Verrenkungen der Hamburger Gegner wohl ausgelöst hätte. Ein Verein aus einer Stadt, die im Deutschen Nimwegen heißt (Duden, Die Deutsche Rechtschreibung, 24. Auflage, Seite 731) und auch genauso ausgesprochen wird. Im deutschen Fernsehen aber hätte es wahrscheinlich Nimechen geheißen oder Neimwechen oder Neimegen oder Neimechen.

Fehler lauern überall, vor allem seitdem bei der Aussprache fremder Namen hierzulande ein Trend zum Überkorrekten festzustellen ist. Alles soll so original klingen wie möglich. Aus Michael Gravgaard, dem Neuen des HSV, ist nach nur einer Woche in Deutschland Michael Grogord geworden. Rein phonetisch natürlich.

Vor allem Johannes B. Kerner trumpft gern mit der Kenntnis fremder Sprachen auf. Er war jedenfalls der Erste, der den Portugiesen Deco plötzlich zu Decu machte. Mag sein, dass der Name von den Portugiesen so ausgesprochen wird, aber die Portugiesen sagen zu ihrem Land auch Purtugao (0der so ähnlich).

Arnd Zeigler, Sammler von Fußballkuriositäten in Bild und Ton, hat in seiner Fernsehsendung vor kurzem einen Kommentar des Alleswissers Rolf Töpperwien eingespielt, in dem dieser den Dänen Andreasen beharrlich Andrösen ausgesprochen hat. Am deutschen Aussprachewösen soll die Welt genösen. Dumm nur, dass Andrösen eigentlich Andräsen heißt. Rulf Tapperwöhn hat das natürlich sofort korrigiert.

Tagesspiegel-Fußballreporter Stefan Hermanns schreibt an dieser Stelle im Wechsel mit 11-Freunde-Chefredakteur Philipp Köster.

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