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Fußball international: Uefa-Cup: Ungeliebter Pokal

Einfacher und klassischer soll er wieder werden: Wie der Uefa-Cup aufgewertet werden soll.

Hamburg ist heiß auf den Uefa-Pokal. Heute Abend (20.30 Uhr, live im NDR) will der HSV gegen Honved Budapest die Qualifikation für den Wettbewerb schaffen. 50 800 Zuschauer kamen schon vor vier Wochen zum UI-Cup-Spiel gegen Dacia Chisinau, diesmal werden es nicht viel weniger sein. 600 000 Euro Gesamtprämie schüttet der HSV für das Weiterkommen an seine Profis aus. Doch Hamburg bildet die Ausnahme. Insgesamt hat die Begeisterung für den Uefa-Cup in den vergangenen Jahren eher abgenommen. Deshalb will die Uefa ihren Pokal, den sie 1971/72 ins Leben gerufen hat, wieder etwas aufpeppen. „Wir werden den Vereinen einige Änderungen vorschlagen“, sagte William Gaillard, Sprecher der Europäischen Fußball-Union (Uefa). Der Wettbewerb solle einfacher werden. Deshalb werde die Uefa den Vereinen heute in Monte Carlo einige Vorschläge unterbreiten, so zum Beispiel eine neue Gruppenphase, in der es wie in der Champions League feste Hin- und Rückspiele geben soll und nicht wie bisher je zwei Heim- und zwei Auswärtsspiele gegen unterschiedliche Gegner. Auch die Fernsehrechte sollen zentral vermarktet werden – von der ersten Runde an und nicht wie bisher erst ab dem Viertelfinale. Greifen könnten die Reformen aber frühestens ab der Saison 2009/2010.

Eine Reform ist dringend nötig, weil der Uefa-Pokal vor allem finanziell an Attraktivität eingebüßt hat. Während in der Champions League zweistellige Millionenbeträge gescheffelt werden, ist im Uefa-Cup seit Jahren wenig zu verdienen. Der AC Mailand kassierte zuletzt als Gewinner der Champions League 39,592 Millionen Euro. Der FC Sevilla bekam als Uefa-Cup-Sieger gerade mal 6,25 Millionen Euro – rund 33 Millionen Euro weniger. „Da klafft eine große Lücke“, gibt Gaillard zu. Schuld an dem Werteverfall ist auch die Uefa. So dürfen im Uefa-Cup auch Mannschaften mitspielen, die sich nur über eine Fairnessstatistik qualifiziert haben. Und nicht zuletzt werden auch noch die Gescheiterten der Champions League im Uefa-Cup untergebracht. Kein Wunder, dass Franz Beckenbauer den Uefa-Pokal als „Cup der Verlierer“ verhöhnte.

Auch der Modus trägt nicht zur Attraktivität bei. Ursprünglich war der Uefa-Cup ein reiner K.-o.-Wettbewerb mit Hin- und Rückspiel. Bis 1998 wurde sogar das Finale in zwei Spielen ausgetragen. Vor drei Jahren glaubte die Uefa, die Reißleine gezogen zu haben. Sie führte auch in diesem Wettbewerb eine Gruppenphase ein. In dieser bestreiten 40 Teams jeweils garantierte vier Spiele, davon zwei zu Hause und zwei auswärts. Das sollte den Vereinen eine gewisse Planungssicherheit geben. Mit der Einführung von Hin- und Rückspielen soll wieder mehr Spannung erzeugt werden. Speziell in den großen Fußballnationen bezog der Uefa-Cup seinen einzig verbliebenen Reiz aus dem K.-o.-Modus. Die Reform tötete aber jede Spannung. In Ländern wie Spanien oder Italien werden bei Spielen im Uefa-Cup nicht mal mehr Fernsehkameras aufgestellt. In Deutschland stieg 2005 die ARD aus der Uefa-Cup-Übertragung aus. Grund: mangelnde Lukrativität. Jetzt will die Uefa den Pokal wieder etwas „klassischer“ (Gaillard) gestalten.

Schon die Startgelder in Champions League und Uefa-Cup fallen exorbitant auseinander. In der Saison 2006/07 betrug das Startgeld in der Uefa-Cup-Gruppenphase 170 000 Euro pro Verein, in der Champions League waren es 3,5 Millionen. Neben Erfolgszahlungen erhalten die Vereine im Europapokal zusätzlich aus dem so genannten Marktpool Geld. Die Höhe unterscheidet sich von Land zu Land und hängt wesentlich von den TV-Einnahmen ab. Anders als in der Champions League gibt es im Uefa-Cup bisher erst ab dem Viertelfinale eine zentrale Vermarktung. Der FC Bayern, der in dieser Saison erstmals seit 1996 wieder im Uefa-Cup starten muss, hat die TV-Rechte an den Heimspielen in diesem Wettbewerb an die ProSieben-Sat.1- Gruppe für mehrere Millionen verkauft. Der FC Bayern ist ein Sonderfall, aber auch der Rekordmeister wird nicht annähernd so viel Geld erwirtschaften wie in der Champions League, weshalb Mark van Bommel bereits vom „Fiat-Punto-Clio-Cup“ sprach. Mit einer zentralen Fernsehvermarktung von der ersten Runde an, soll den Vereinen etwas mehr Geld in die Kassen fließen. „Damit könnten wir die Marke Uefa-Cup stärken“, begründet Gaillard den Vorschlag.

Der Uefa-Cup in der jetzigen Form bleibt das Traumziel für die zweite Reihe von Fußballvereinen. Diese können im Uefa-Cup Sponsoren und Fans etwas internationales Flair bieten. Wirtschaftlich ist der Uefa-Cup schlicht unbedeutend.

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