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Anna Gerhardt (rechts im Bild) und Turbine Potsdam bestreiten das erste Spiel nach der Coronavirus-Pause beim SC Freiburg.

© Imago

Fußball ist nicht nur Männersache: Frauen sollten im Profisport endlich gerecht behandelt werden

Profi-Sportlerinnen werden schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen und bekommen weniger Aufmerksamkeit. Das sollte sich ändern. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Selina Bettendorf

An diesem Wochenende startet in Deutschland mit der ersten Runde im DFB-Pokal die neue Fußball-Saison. Zumindest ist das in der öffentlichen Wahrnehmung so. Die Vorfreude ist bei vielen Fans groß, auch wenn zunächst einmal viele Sitze in den Stadien leerbleiben müssen. Aber Moment: War da nicht schon was? Richtig, die Fußball-Bundesliga begann schon vergangene Woche – bei den Frauen. Es hat sich nur kaum jemand dafür interessiert.

In der Champions League war es zuletzt nicht besser. Das Finale der Männer wurde im ZDF übertragen. Das Frauenfinale lief, trotz deutscher Beteiligung, im Spartensender Sport 1. Frauen sind im Profifußball, wie in den meisten anderen Sportarten auch, nicht gleichberechtigt. Weder beim Gehalt, noch bei der Aufmerksamkeit. Das sollte sich ändern.

Warum? In erster Linie deshalb, weil es fair wäre. Die Diskussion ist nicht neu, aber Gleichberechtigung schreitet in Deutschland, zum Glück, immer weiter voran. Der Profisport könnte das Corona-Krisenjahr dazu nutzen, auf Fairness umzustellen.

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Zwei Argumente werden oft genannt, um das nicht zu tun. Das erste ist, es sei nicht so spannend ein Fußballspiel von Frauen anzuschauen wie eines von Männern. Frauen seien nicht so stark und nicht so schnell. Doch dieses Argument macht nur Sinn, wenn Frauen gegen Männer spielen, die ihnen körperlich überlegen sind.

In der Frauen-Bundesliga spielen Frauen gegen Frauen, das „fehlende“ Tempo, die „fehlende“ Kraft, gleichen sich aus. Noch dazu sagt Sofian Chahed, Trainer von Turbine Potsdam, „Taktisch stellen sich die Frauen schlauer an“. Wer sich für den Fußball interessiert, kann sowohl bei der Männer- als auch bei der Frauen-Bundesliga hochklassigen Sport sehen.

Weniger Geld für den Frauensport

Das zweite Argument, das häufig genannt wird, ist: „Der Markt regelt das so. Es werden eben häufiger Spiele von Männermannschaften übertragen, die bringen mehr Quote.“ Könnte das nicht auch daran liegen, dass in den Medien bestimmt wird, was erste und was zweite Wahl ist – siehe Champions League?

Und werden nicht übertrieben große Summen an Geld in den Männersport investiert und deutlich weniger in den Frauensport? Könnte es nicht auch sein, dass viele Fans immer noch glauben, Fußball sei Männersache? Weil Frauen schon immer darum kämpften mussten (gegen Männer!), ihren Sport professionell auszuüben? Oder weil mit dem Begriff „Bundesliga“ immer die Fußball-Bundesliga der Männer gemeint ist?

Die Gewohnheiten von früher, vom allgemein männlich dominierten Sport, sind nicht mehr zeitgemäß. Sie lassen sich aus Überzeugung an die Gleichberechtigung ändern. In dem Verantwortliche sich dazu entschließen, für Frauen im Profisport gleiche Voraussetzungen zu schaffen – auch bei der Bezahlung. Dazu gehört ein bisschen Mut, aber sie könnten dadurch auch viele Fans gewinnen – weibliche Fans.

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