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Der ewige Poldi. Neben Bastian Schweinsteiger ist er der letzte Überlebende der Generation 2004.

© dpa

Fußball-Nationalmannschaft: Lukas Podolski: listig, lustig, närrisch

Seit zehn Jahren ist Lukas Podolski Teil der deutschen Nationalmannschaft. Es ist das Unverstellte, das Ungebügelte, ja das Unverbrauchte, das Podolski so kostbar macht für das Team von Joachim Löw - besonders neben dem Rasen.

„Kölle Alaaf“, sagt Lukas Podolski zur Begrüßung und guckt auch so: listig, lustig, närrisch. Zwar hat Berlin mit Karneval so viel zu tun, wie Lukas Podolski mit der um sich greifenden Unart heutiger Spielerberater, ihre Mandanten permanent positionieren zu wollen. Aber das ist es, was Lukas Podolski noch immer so kostbar macht für die Nationalmannschaft. Es ist das Unverstellte, das Ungebügelte, ja das Unverbrauchte. Lukas Podolski ist Gefühlsfußballer. Er spielt, wie er sich fühlt. Spürt er Vertrauen und darf spielen, dann kann er noch immer etwas reißen. Spielt er selten oder gar nicht, dann gibt’s Karneval.

„Klar, dass ich nicht zufrieden bin“, sagte er auf seine Situation beim FC Arsenal angesprochen, wo er nur noch sporadisch zum Einsatz kommt. „Wenn man nicht spielt, kann man nicht das machen, wofür man lebt.“ Dabei habe er noch „Bock auf den Wettkampf, aber wenn man nur acht bis zehn Minuten zum Einsatz kommt, ist das die Zeit, um warm zu werden“. Bis zum Jahresende könne er aber nichts machen, mal schauen, was dann passiere. „Ich habe ja kein Druckmittel“, sagt Podolski. Er könne es sich nicht aussuchen, wo er spiele und was so auf den Markt komme. „Ich werde das Gespräch suchen.“

Lukas Podolski: "Der EM-Titel in zwei Jahren ist mein persönliches Ziel"

Wer ihn kennt, weiß, wie sehr es an ihm nagt. Umso lieber reist er zur Nationalmannschaft, nicht weil die sich seit Rio in einer scheinbar nicht enden wollenden Feierschleife befindet, sondern weil er hier noch wer ist, einer, der immer gern gesehen wird. Das war vor zehn Jahren schon so, und wird wohl noch ein Weilchen so bleiben. „Der EM-Titel in zwei Jahren ist mein persönliches Ziel“, sagt er fast trotzig. Die Frage ist nur, in welcher Funktion? „Lukas hat eine lange Karriere hinter sich, er ist mit Freude und Spaß dabei“, sagt Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff: „Er hat aber ein gewisses Alter und wird sich die Frage stellen müssen, ob er zufrieden ist. Er will spielen, damit er wieder Freude bekommt.“

In der Nationalmannschaft haben ihm jüngere Spieler wie André Schürrle, Marco Reus oder Julian Draxler den Rang ablaufen – oder werden es bald tun. Aber derzeit sind sie wieder einmal verletzt, was Podolskis Chancen auf einen Einsatz gegen Gibraltar erhöht. Denn auch das gehört zu Podolski: Er scheint irgendwie unverletzbar, zumindest körperlich.

Nur Lothar Matthäus und Miroslav Klose haben mehr Länderspiele als Lukas Podolski bestritten

Podolski ist der neue Miroslav Klose, der gerade mit 36 zurückgetreten ist. Der ewige Poldi also. Neben Bastian Schweinsteiger ist er der letzte Überlebende der Generation 2004, ein Spieler, der schon vor Joachim Löw dabei war. 120 Länderspiele hat er bestritten, dabei 47 Tore erzielt. Nur Lothar Matthäus und Miroslav Klose haben mehr Länderspiele bestritten, nur Miroslav Klose und Gerd Müller haben mehr Tore erzielt. Sechs Turniere hat er gespielt – und ist immer noch keine 30.

Löws Anhänglichkeit scheint in Podolskis Fall keine Grenzen zu kennen. Der Bundestrainer weiß, dass er an ihm mehr hat als nur den Fußballer. Lukas Podolski hat seine Nische gefunden. Selbst vereinslos kann man sich ihn inzwischen im Nationalteam vorstellen, als eine Art Stand-by-Spieler mit weitreichenden Aufgaben zwischen denen eines Teammanagers und eines -maskottchens. Ein bisschen Karneval steckt in jeder Mannschaft, nur sagt das keiner so wie er.

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