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Sport: Fußball-Nationalmannschaft: Mehr als ein Politikum

Rudi Völler weiß, wie man sich Freunde macht. Nicht umsonst ist der Teamchef der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Liebling des Volkes.

Rudi Völler weiß, wie man sich Freunde macht. Nicht umsonst ist der Teamchef der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Liebling des Volkes. In Bremen ganz besonders. Dort hat er für den SV Werder in 137 Bundesligaspielen 97 Tore geschossen. Auch gestern Abend hat Völler dem Bremer Publikum wieder einige Freude bereitet. Er war mit der Nationalmannschaft im Weserstadion zu Gast, und beim Testspiel gegen die Slowaken standen mit Frank Baumann und Marco Bode gleich zwei Werderaner in der Anfangself; später wurde auch noch Torsten Frings eingewechselt.

Allerdings waren es gar nicht die Bremer, die den meisten Beifall erhielten. In den Mittelpunkt spielte sich vor allem Gerald Asamoah vom FC Schalke 04. Der 22-Jährige bestritt gestern sein erstes Länderspiel. Für Deutschland. Das ist nicht ganz unwichtig, weil Asamoah in Ghana geboren ist und sich erst nach langem Zögern für eine Karriere in der deutschen Nationalmannschaft entschieden hat.

Seine Nominierung ist in dieser Woche schon fast zum Politikum geworden: Sie soll auch als Symbol wider den dumpfen Nationalismus taugen, und Asamoah selbst, der erste deutsche Nationalspieler afrikanischer Herkunft, will allen verbohrten Ausländerhassern zeigen, "dass auch Farbige etwas für Deutschland tun können". Das gelang ihm gleich beim ersten Mal im deutschen Nationaltrikot vortrefflich. In der 50. Minute erzielte Asamoah das 1:0 für seine Mannschaft (Abwehrchef Nowotny: "So kennen wir ihn ja aus der Bundesliga"), kurz darauf traf Frank Baumann zum 2:0-Endstand, das Spiel war entschieden, der Rest eine bessere Vorbereitung für die folgenden Qualifikationsspiele beider Mannschaften. "Es war ein positiver Test, vor allem auch für die Debütanten. Asamoah hatte einen tollen Einstand", sagte Rudi Völler. Der Teamchef wechselte in der zweiten Halbzeit fleißig, der slowakische Trainer Jozef Adamec ebenfalls. Der sportliche Wert der Begegnung war in der Folge nicht mehr allzu hoch einzuschätzen, obwohl sich Rudi Völler höchstselbst dafür eingesetzt hatte, eine eigentlich für Ende April geplante Begegnung - mitten in der heißen Phase von Meisterschaft und Champions League - auf einen Termin nach Saisonende zu verlegen.

Trotzdem fehlten sechs Stammspieler wegen Verletzung: Wörns, Heinrich und Hamann sowie die drei Bayern Scholl, Linke und Jeremies. Weil auch Torhüter Oliver Kahn nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen eine Wettkampfpause einlegen durfte, stand zum ersten Mal, seitdem Völler die Nationalmannschaft betreut, kein Bayern-Spieler in der Anfangsformation. Als die Mannschaften zur Nationalhymne an der Mittellinie Aufstellung nahmen, postierten sich die Fotografen vor der Ersatzbank, wo es die spannenderen Motive gab: Spieler, die dort noch nie gesessen hatten.

Neben Asamoah kamen auch sein Schalker Mannschaftskamerad Jörg Böhme ("Ich bin stolz und zufrieden, für Deutschland gespielt zu haben.") und der Freiburger Sebastian Kehl gestern zu ihrem Länderspieldebüt. Es waren die Neulinge Nummer vier bis sechs der Ära Völler. Kehl, der erst am Montag nachnominiert worden war, ersetzte den Berliner Marko Rehmer, der wegen leichter Muskelprobleme zur Pause ausgewechselt werden musste.

Der slowakische Torhüter vereitelte in der ersten Hälfte mehrere gute Torchancen der Deutschen. Der erneut glücklose Kapitän Oliver Bierhoff scheiterte sogar aus nur drei Meter Entfernung mit einem Kopfball nach einer präzisen Flanke Sebastian Deislers. Rudi Völler sprach von einer "schwierigen Phase, die Oliver Bierhoff durchläuft. Er wird an Toren gemessen, die macht er momentan nicht, deswegen steht er in der Kritik. Aber wir stehen auch weiterhin zu ihm." Nur, wem macht er damit eine Freude?

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