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Da klingelt's. Thomas Müller trifft zum 1:0 für Deutschland gegen Polen.

© dpa

Fußball-Nationalmannschaft: Podolski rettet 2:2 gegen Australien

Im ersten Länderspiel des Kalenderjahres 2015 experimentiert Bundestrainer Joachim Löw auf einigen Positionen. Gegen Asien-Meister Australien können die Deutschen am Ende zufrieden mit einem Remis sein.

Es gibt Ereignisse, die auch den Jahresauftakt des Fußball-Weltmeisters im eigenen Land zu einer gewissen Nebensächlichkeit verschwinden lassen. Und so hielt Benedikt Höwedes gestern Abend im Fritz-Walter-Stadion zu Kaiserslautern beim Abspielen der deutschen Nationalhymne ein Schild vor seiner Brust, auf dem stand: „Haltern trauert“. Der Schalker Verteidiger stammt aus Haltern am See, einem Ort, der 16 Schüler und zwei Lehrerinnen unter den Opfern bei der Flugzeug-Katastrophe in Frankreich zu beklagen hat.

Am Ende stand vor knapp 47 106 Zuschauern ein gerechtes 2:2 (1:1), was allerdings mehr für die Australier sprach als für die umformierte Mannschaft des Weltmeisters, die nur selten harmonierte und mehr Fragen hinterließ.

Die deutsche Elf brauchte eine Viertelstunde, um einigermaßen auf Touren zu kommen. Was vor allem an der anfänglichen Aufsässigkeit der Australier lag, die forsch begannen, aber wohl auch am neuen 3-5-2-System samt neuem Personal. Selten zuvor hat Bundestrainer Joachim Löw seine Ankündigungen derart rigoros umgesetzt.

Ron-Robert Zieler ersetzte den leicht angeschlagenen Torwart Manuel Neuer. Zudem hatte der Bundestrainer den Langzeitverletzten Holger Badstuber (Dreierkette) und Ilkay Gündogan (zentrales Mittelfeld) zum Comeback in der Startelf verholfen. Überraschend war, dass der Kölner Jonas Hector (zweites Länderspiel) zu seinem Startelfdebüt kam und Mesut Özil erstmals seit dem WM-Finale für den Weltmeister im Einsatz war. Dagegen saßen Kapitän Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos oder Thomas Müller nur auf der Ersatzbank. Sami Khedira führte die deutsche Elf als Kapitän aufs Feld. Er hat laut „Kicker“ bekannt gegeben, dass er Real Madrid im Sommer verlassen wird.

Khedira war es dann auch, der nach einem Ballgewinn schwungvoll durch das Mittelfeld stiefelte und im richtigen Moment auf Marco Reus spielte, der das 1:0 erzielte. Fünf Minuten später scheiterte der Dortmunder am guten australischen Torwart.

Bei allen kreativen und hübschen Momenten in der Offensive, die es auch immer mal wieder gab, wackelte die deutsche Defensive gehörig. Fünf Minuten vor der Halbzeit gelang James Troisi per Kopf viel zu leicht der Ausgleich, wobei Hector und Badstuber nicht die glücklichste Figur machten.

Es haperte oft an der Abstimmung. Was auch kein Wunder war. Gestern standen in Özil und Höwedes zu Beginn nur zwei Spieler aus der Finalelf der WM. Rio und der WM-Triumph sind lange her – die EM in Frankreich ist noch länger hin. Eine Gelegenheit, taktische und personelle Angelegenheiten auszuprobieren. Doch die Australier sind nicht nur mental stark und körperlich robust, sondern der Asienmeister kann inzwischen auch Fußball spielen.

Löw will den Weltmeister neu erfinden, Lösungen aber hat er noch keine. Für Georgien am Sonntag, wo es in Tiflis um Punkte in der EM-Qualifikation geht, sollte es vielleicht noch reichen. Aber es kommen andere Kaliber. Und so brach Löw sein Experiment gestern zur Halbzeit ab, er brachte Sebastian Rudy für Badstuber und stellte von Dreier- auf Viererkette um. Wenig später führte Australien durch einen direkt verwandelten Freistoß mit 2:1. Mile Jedinaks Schuss sah nicht unhaltbar aus. Später verhinderte Zieler einen noch höheren Rückstand.

Inzwischen hatte Löw seine halbe Mannschaft ausgetauscht. Ja selbst Lukas Podolski durfte sich bei seinem 122. Länderspieleinsatz in der Schlussphase abarbeiten. Und dass, obwohl er derzeit nicht in bester Form ist und nur auf einem Treuebonus des Bundestrainers fährt. Aber wen juckt das schon, wenn Podolski das macht, was er mal am Fließband produzierte – Tore. Sein Treffer zum 2:2 zehn Minuten vor dem Abpfiff bewahrte den Weltmeister vor einer Blamage zum Start ins Länderspieljahr.

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