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Sport: Fußball-Nationalmannschaft: Und noch einer humpelt

Die Designer eines großen deutschen Sportartikelherstellers haben es nicht gut gemeint mit Rudi Völler. Durch das Facelifting der Berufsbekleidung der deutschen Fußballnationalmannschaft sieht der Teamchef jetzt noch blasser aus.

Die Designer eines großen deutschen Sportartikelherstellers haben es nicht gut gemeint mit Rudi Völler. Durch das Facelifting der Berufsbekleidung der deutschen Fußballnationalmannschaft sieht der Teamchef jetzt noch blasser aus. Das äußere Markenzeichen Völlers, das Silbergrau seiner Haare, das ihn schon zu Zeiten, da er noch selbst durch die Strafräume stürmte, den Spitznamen Tante Käthe einbrachte, droht unterzugehen. Der neue Trainingsanzug des Teamchefs ist in Graphit gehalten. Und so sitzt der 41-Jährige im Scheinwerferlicht und sieht von weitem ein bisschen so aus wie sein glückloser Vorgänger Erich Ribbeck. Ganz so hoffnungslos dann auch wieder nicht, denn über dem lustigen Schnäuzer des aktuellen Teamchefs blitzen ja immer noch hellwache Augen.

Nur mussten diese Augen gestern im Mannschaftshotel mit ansehen, wie "auch noch Lars Ricken zum Frühstück reingehumpelt kam". Völler wird vermutlich das Ei vom Löffel gefallen sein. Nein, bitte nicht, könnte sich Völler gedacht haben, nicht auch noch der Lars. Doch, auch der Lars, wird ihm das nationale medizinische Personal vom Nebentisch zugezwinkert haben. Der Dortmunder laboriert an den Folgen eines Pferdekusses. Mit dem Mittelfeldspieler wäre eine Elf samt eines Auswechselspielers komplett, die nicht einsatzfähig ist für das Länderspiel am Mittwoch in Rostock (20.45 Uhr, live in der ARD).

Und auch der Bremer Marco Bode laboriert an einer Sprunggelenksverletzung. Definitiv werden neben den Torhütern Kahn und Lehmann verletzungsbedingt die Abwehrspieler Nowotny, Wörns, Rehmer, Metzelder und Kehl, die Mittelfeldspieler Deisler und Scholl sowie die Stürmer Jancker und Zickler fehlen. Letzterer wird an der Wade operiert werden und fällt sogar für die WM aus. "Ich möchte nicht jammern", sagt Völler eintönig, "mit diesen Dingen hat man in einer solchen Saisonphase eben zu kämpfen". Offen ist noch, wer diesmal für Kahn die Rolle des Mannschaftskapitäns übernehmen wird. Als erster Kandidat gilt Christian Ziege, der Mann mit den meisten Länderspielen im Aufgebot.

Das Gros der Nationalspieler steht bei Vereinen unter Vertrag, die sich im Endspurt auf die Meisterschaft befinden. Bayer und Bayern stehen im Viertelfinale der Champions League, Dortmund im Halbfinale des Uefa-Cups. "Natürlich hätte ich gern den einen oder anderen dabei", sagt Völler, "aber diese Spieler stehen momentan vor ganz wichtigen Aufgaben." Noch zeigt Völler Verständnis, doch steht zu befürchten, dass diese wichtige Phase länger anhält. Die Meisterschaft dürfte aber erst zum Saisonende Anfang Mai entschieden werden, und im Pokalfinale am 11. Mai stehen sich Schalke und Leverkusen gegenüber, die zusammen das Gros der Nationalmannschaft bilden. An eine deutsche Beteiligung im Uefa-Cup-Finale am 8. Mai oder im Champions-League-Finale am 15. Mai gar nicht zu denken. In diesen Zeitraum fallen drei weitere WM-Testspiele der Deutschen gegen Argentinien, Kuwait und Wales. "Ich kann mir nur wünschen, dass der eine oder andere Spieler auch mal in der Liga aussetzt. Denn - bei allem Respekt - es hilft keinem Verein, wenn ein Nationalspieler lädiert zur WM fährt."

Klar ist aber auch, dass Spieler wie Nowotny und Wörns, "wenn es denn drauf ankommen würde" (Völler) gegen die USA, auf die Zähne beißen würden und dabei wären. Aber dies ist ja nur ein Testspiel. Ganz zu schweigen vom Fernbleiben der Torhüter Kahn (freiwillig) und Lehmann (zwangsweise nach seiner Sperre in der Bundesliga). Gegen die USA werden Leverkusens Torhüter Butt und der Bremer Rost je eine Halbzeit spielen. Einer von ihnen wird der dritte Torwart im WM-Aufgebot sein.

Sollte sich ein weiterer Spieler aus dem Rumpfteam verabschieden, würde Völler eine Nachnominierung erwägen. "Jeder Spieler muss wissen, ob was geht und wann", sagt Völler. Angeschlagene Spieler müssten die Chance erhalten, ihre Verletzungen irgendwann auszukurieren. "Wenn sie nur physisch ein bisschen ausgebrannt mit zur WM kommen", sei das nicht so schlimm. "Das ist schnell aufzuholen". Denn in Fernost werden sie alle etwas blass aussehen in ihren neuen WM-Trainingsanzügen.

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