zum Hauptinhalt

Sport: Fußball, Nebensache

Von Klaus Rocca Berlin. Für Fußballprofis ist Fußball meist das Leben.

Von Klaus Rocca

Berlin. Für Fußballprofis ist Fußball meist das Leben. Für Rob Maas derzeit nicht. Am Sonnabend starb sein Vater. Gestern erschien Maas bei seinem Arbeitgeber Hertha BSC zum ersten Saisontraining. „Ich muss mich ablenken“, sagt er. Es wird ihm schwerlich gelungen sein. Morgen fliegt er wieder in seine Heimat. Am Donnerstag findet die Beerdigung statt.

Als seine Mannschaftskollegen am 1. Juli ins Training einstiegen, war Maas nicht dabei. Management und Trainer hatten ihm die Gelegenheit eingeräumt, am Sterbebett seines Vaters zu sein. Huub Stevens, wie Rob Maas Niederländer, kennt ihn aus frühen Fußballtagen in Eindhoven. Er kennt auch das persönliche Umfeld von Maas. Für Stevens war es keine Frage, ihn vom Training freizustellen. Für Manager Dieter Hoeneß auch nicht.

Erst am Ende der vergangenen Saison hatte sich Rob Maas, nach langem Hin und Her, mit Hertha über eine Vertragsverlängerung geeinigt. Die Aussicht, unter seinem früheren Jugendtrainer Stevens zu arbeiten, hatte einen gewissen Reiz. Bei dessen Vorgänger Falko Götz hatte Maas ganz schlechte Karten. Maas wurde auf die Tribüne abgeschoben, bestenfalls auf die Reservebank. Hin und wieder mal ein Kurzeinsatz – Rob Maas war mit seinen 32 Jahren nicht mehr gefragt. Es gibt Ohrenzeugen, die von lautstarken Auseinandersetzungen mit Falko Götz sprechen.

Allzu viel Freude ist Maas bei Hertha ohnehin nicht widerfahren. 1998, kaum von Arminia Bielefeld gekommen, riss die Achillessehne. Sie riss öfter, mal an dem einen Bein, mal an dem anderen. Maas verbrachte fast mehr Zeit bei einem Basler Spezialisten als bei Hertha. Als er im Januar 2001, wieder nach langer Verletzungspause, sein Comeback beim Spiel gegen den Hamburger SV feierte, sah er prompt die Rote Karte. Obwohl ihm zugesagt wurde, nach Ablauf der Sperre eine neue Chance zu bekommen, war er fortan kaum mehr als Statist. Erst recht, als Röber von Götz abgelöst wurde.

Nun also die Chance, es doch noch mal zu packen. Die Voraussetzungen unter seinem früheren Jugendtrainer und Landsmann Huub Stevens sind nicht schlecht. „Ich bin aber nicht so naiv zu glauben, Stevens werde mir deshalb irgendwelche Vorteile einräumen oder mich bevorzugt behandeln“, hat Maas einmal gesagt. Stevens lässt da auch gar keine Zweifel aufkommen: „Ich entscheide nicht nach Herkunft oder früheren Meriten, für mich ist allein die jetzige Leistung ausschlaggebend.“ Rob Maas wird es schwer haben. Seine Konkurrenten im defensiven Mittelfeld haben ihm mindestens eine Woche harten Trainings voraus.

Doch Maas hat derzeit ohnehin andere Sorgen. „Es gibt Wichtigeres als Fußball“, sagt er, der Fußballprofi.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false