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Meisterhaft. Energie Cottbus ist in der Liga nicht mehr einzuholen.

© Bernd Settnik/dpa

Fußball-Regionalliga Nordost: Besser als RB Leipzig: Energie Cottbus feiert Meisterschaft

Energie Cottbus hat sich als erster Regionalligist für die Aufstiegsspiele qualifiziert und auf dem Weg dorthin neue Maßstäbe gesetzt.

Unerschöpflich viele Gründe für ausgelassene Jubelgesänge hatten sie in jüngster Zeit nicht bei Energie Cottbus. Im Gegenteil. Binnen sieben Jahren wurde aus dem unbequemen Bundesligisten, in dessen Stadion ab und an selbst die Bayern stolperten, ein desillusionierter Viertligist, der im Sommer 2016 nach dem Abstieg aus der Dritten Liga vor einem Trümmerhaufen stand. Insofern mag man den Cottbuser Fans ihren Überschwang vom Mittwochabend zugestehen, als ihr Team mit einem 2:0 (1:0) beim Tabellenschlusslicht FSV Luckenwalde den Staffelsieg in der Regionalliga Nordost dingfest machte und sie selbst zu trällern begannen: „Wir holen die Meisterschaft und schießen Flensburg ab, und den Pokal hol’n wir noch einmal.“

Im ersten Jahr in der Vierten Liga hatten sich die Cottbuser noch an Carl Zeiss Jena die Zähne ausgebissen. Einen Mitstreiter von diesem Kaliber aber suchte man in dieser Spielzeit vergebens. Cottbus steht deswegen bereits fünf Spieltage vor Schluss als Meister fest – als erster Vertreter aller fünf Regionalliga-Staffeln. 23 Punkte trennen die Lausitzer vom Tabellenzweiten BFC Dynamo. Einen solch erhabenen Preisträger hat die Regionalliga Nordost seit ihrem Gründungsjahr 2013 nicht mehr gesehen, als sich RB Leipzig mit 14 Zählern Vorsprung für die Aufstiegsspiele hatte qualifizieren können. „Bisher haben wir Außergewöhnliches geleistet“, sagte Trainer Claus-Dieter Wollitz der „Lausitzer Rundschau“. „Heute dürfen die Spieler alles machen, was sie anschließend nicht bereuen.“

Doch es gehört zu den größten Ungerechtigkeiten im deutschen Fußball, dass die Meister dieser skurrilen Klasse, in der sich Profis und Amateure treffen, nach den ersten Sektduschen nochmal die Umleitung über die Relegation nehmen und sich hier gegenseitig die Aufstiege versauen müssen. Und so könnte Energie Cottbus, das von 29 Ligaspielen 24 gewonnen und nur eins verloren hat, tatsächlich der Aufstieg verwehrt bleiben, wenn es am 24. und 27. Mai die beiden Relegationsspiele gegen den Meister aus der Regionalliga Nord verliert. Oder einfach nur unentschieden spielt und an der Auswärtstorregel scheitert.

Aktuell hat Weiche Flensburg das beste Blatt im Poker um die Meisterschaft im Norden. Auch Lübeck und die Bundesligareserven aus Hamburg und Wolfsburg sind noch in der Verlosung. „Ist uns egal, wir schlagen eh alle“, sagte Cottbus’ Spielmacher Fabio Viteritti zwar gleichgültig. Aber die Fans müssten im Zweifel nochmal ihren Schlachtgesang umdichten.

Steven Wiesner

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