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Sport: Fußball versteht keinen Spaß

Der Hallenkick funktioniert nicht mehr – weil aus einer Sport- eine reine Showveranstaltung geworden ist

„Hallenfußball ist so etwas wie schlecht gewordene Ware.“

Asmus Weber, Pressesprecher des „Oddsetcup 2003“ in Hannover.

Berlin. In Hannover haben sie eigentlich alles richtig gemacht. Am Montagabend findet in der Preussag-Arena der „Oddsetcup 2003“ statt. Hannover 96 tritt bei diesem Hallenfußballturnier an, der VfL Wolfsburg und Eintracht Braunschweig – Klubs, deren Fans sich nicht gut leiden können. Gute Stimmung bedeutet das aber nicht. Asmus Weber, Sprecher des Turniers, sagt: „Ein Hallenturnier in Großstädten bringt nicht viel.“

Früher war das anders. Als in der Berliner Deutschlandhalle in den Neunzigerjahren das „Internationale Hallenfußballturnier“ stattfand, war die Halle an allen drei Tagen ausverkauft. Für ein Ticket zahlten die Zuschauer auf dem Schwarzmarkt eine Stange Geld. Aber damals war Hallenfußball auch noch Sport – irgendwann kam sich der Zuschauer eher veralbert vor. Das mit der „schlecht gewordenen Ware“ passt ganz gut. Weber sagt: „Irgendwann kam der Punkt, da haben die großen Klubs von ihrem 30- Mann-Kader die Spieler mit den Nummern 20 bis 30 geschickt. Die waren nur echten Insidern ein Begriff.“ Und wer will schon Geld bezahlen, nur um talentierte Jugendliche im Bayern-Trikot zu sehen?

In Hannover haben sie es jetzt „mit dem lokalen Touch probiert“, sagt Weber, aber auch das zieht nicht. Die Fans können alle zwei Wochen Bundesligafußball sehen. 14 Turniere mit Profiklubs finden in diesem Jahr statt – und fast alle in Orten, die man erst beim Nachblättern im Atlas entdeckt. In einer größeren Stadt wie Hannover funktioniert es nicht: Knapp 10000 Zuschauer fasst die Halle, bislang wurden etwas mehr als 3000 Karten verkauft. In Braunschweig kamen im letzten Jahr noch 6000.

Aber Braunschweig ist auch kein Bundesligastandort. Auch in Schwerin funktioniert das Konzept. „Wir veranstalten das Turnier zum 14. Mal, und jedes Mal war die Halle voll“, sagt Koordinator Dieter Maukel. 4500 Karten sind verkauft, 5200 fasst die Messehalle. Das Deutsche Sport-Fernsehen (DSF) wird live übertragen, „wir haben schließlich das bestbesetzte Turnier“, sagt Maukel. Das ist richtig und doch etwas übertrieben. Der VfB Stuttgart, Hansa Rostock und Arminia Bielefeld gehören zu den Besten – weil die Besten der Liga nicht teilnehmen.

Heribert Bruchhagen, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga, hat jetzt mitgeteilt, dass ein Hallenmasters keinen Sinn mehr mache. „Wir hätten es gerne 2004 neu aufleben lassen, doch die großen Vereine sind dagegen.“ Nur zehn Bundesligaklubs und neun Zweitligavereine nehmen an den Turnieren teil. Mit drei Auftritten ist Arminia Bielefeld der eifrigste Bundesligist. Einem kleinen Klub verschafft ein solches Turnier nicht nur Medienpräsenz, sondern auch eine Stange Geld. 30000 Euro kann ein Bundesligist verlangen. Einem Klub wie Hertha BSC dagegen bringt so etwas nicht viel. Die Spieler und Sponsoren sind ständig in den Medien. Und guten Fußball sehen die Berliner eh bald wieder. In drei Wochen spielt Hertha zum Rückrundenauftakt gegen Borussia Dortmund.

André Görke

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