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© Simulation/promo

Fußball: Wembley feiert Deutschland

Am Mittwoch erleben die deutschen Fans Fußball-verkehrt: Mit einer beispiellosen Aktion danken die englischen Anhänger für die WM 2006.

Von Markus Hesselmann

Die Deutschen kommen. Gegen diese ganz speziellen Rivalen zu gewinnen, ist für die Engländer wichtiger als Siege gegen andere Teams. Denn diese Spiele haben nicht nur sportliche, sondern auch historische Bedeutung. "Two world wars and one world cup" (zwei Weltkriege und eine WM) lautet ein alter Schlachtruf der englischen Fußballfans mit Blick auf militärische und sportliche Siege - 1918, 1945, 1966. Doch am Mittwoch in Wembley passiert etwas Neues. Die Jahreszahl 2006 dominiert. Die englischen Fans haben sich bei der WM im vergangenen Jahr so wohl gefühlt, dass sie sich jetzt mit einer beispiellosen Aktion beim Gegner bedanken. Aus farbigen Plastikfolien setzen sie zu Beginn des Spiels den riesigen Schriftzug "Danke für 2006" auf den Rängen des neuen Wembleystadions zusammen.

"Wir haben viel Feedback bekommen, dass diese WM die beste aller Zeiten war", sagt Ian Hart vom Fanklub "England fan members". "Die Fanfeste waren brillant, das ganze Turnier eine einzige riesige Party." Alle Fans haben sich sehr willkommen gefühlt, heißt es in einer Erklärung der Initiatoren der Dankaktion. Den Fans gefielen vor allem die Gastfreundschaft, die gute Organisation und - das Wetter. Und das alles, obwohl England nicht überzeugte und im Viertelfinale ausschied.

Die deutschen Zuschauer erhalten am Mittwoch schwarze, rote und goldene Plastikstreifen. Die verschiedenfarbigen Folien sind den Sitzen des Gästeblocks so zugeordnet, dass eine riesige deutsche Fahne entsteht, wenn die Deutschen die Folien hochhalten. Auf der Gegengeraden erstrahlt das rote Georgskreuz auf weißem Grund, Englands Fahne.

Das eine oder andere Spottlied dürfte trotzdem gesungen werden. Und da kann es dann auch durchaus wieder militaristisch werden, zum Beispiel beim Lied von den "Ten German bombers", von denen einer nach dem anderen abgeschossen wird. Ian Hart hofft, das die deutschen Fans dadurch nicht allzu verwirrt sind. "Das gehört einfach zum englischen Humor, genau wie die vielen Comedyserien bei uns im Fernsehen, in denen es um den Krieg geht." Ein wahrer Kern steckt aber doch in Sketchen wie "The Germans" aus der Serie "Fawlty Towers", in der Hotelier Basil Fawlty (John Cleese) vor seinen deutschen Gästen den Krieg nicht erwähnen will, es aber dann doch dauernd tut. "Wahrscheinlich brauchen wir Engländer immer ein Feindbild", sagt Ian Hart.

Die Deutschen gaben das Feindbild sportlich gern ab, zum Beispiel bei den dramatisch im Elfmeterschießen gewonnenen Halbfinals der WM 1990 und der EM 1996. Oder 2000 beim letzten Spiel im alten Wembleystadion. 1:0 gewann das Team des damaligen Bundestrainers Rudi Völler. "Dieses Spiel war typisch für den englischen Fußball", sagt Ian Hart. "Wir wollen großartig sein, und wenn es dann wirklich wichtig wird, geht alles daneben." Englands 5:1 in der Qualifikation für die WM 2002 habe dann einiges wieder gutgemacht. "Doch wenn Deutschland nach dem letzten Spiel im alten Wembleystadion jetzt auch noch sein erstes im neuen gewinnt, dann wäre das furchtbar." Ein Trost bleibt: Ein Elfmeterschießen gibt es in dem Freundschaftsspiel nicht.

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