Fußball-WM 2018 am Freitag: Das uruguayische Dilemma und das Revival des Jogo Bonito
Am bisher vielversprechendsten WM-Tag treffen in den ersten beiden Viertelfinals Uruguay auf Frankreich und Brasilien auf Belgien. Unser WM-Beipackzettel.
Uruguay - Frankreich, Viertelfinale 1, Nischni Nowgorod, 16 Uhr, live im ZDF
URUGUAY
Krankenstand: Für den vielleicht wichtigsten Mann bei Uruguay wird es knapp. Edinson Cavani musste gegen Portugal im Achtelfinale verletzt raus und wird laut der Zeitung „El Tiempo“ nicht rechtzeitig fit. Ein Ödem in Cavanis Wade, 48x29x17 Millimeter groß, dürfte Cristhian Stuani seinen zweiten WM-Einsatz bescheren.
Stammtischwissen: Dass Cavani wohl fehlt, ist auch für seinen Sturmpartner Luis Suarez kein gutes Zeichen. Immer, wenn bei den letzten Weltmeisterschaften einer der beiden fehlte, konnte Uruguay nicht gewinnen. Die Zeitung „El Observador“ nannte es „das uruguayische Dilemma. Wenn der eine fehlt, ist der andere verloren.“
Historisches: Eine andere Statistik dürfte „La Celeste“ Mut machen: Sechs Mal erreichte Uruguay bislang das Viertelfinale einer Weltmeisterschaft, nur ein einziges Mal war in der Runde der letzten acht auch Schluss – 1966 gegen Deutschland, als Uruguay nach zwei Tätlichkeiten das Spiel zu neunt beendete.
Aufstellung: Muslera - Cáceres, Giménez, Godin, Laxalt - Nandez, Torreira, Bentancur, Vecino - Suarez, Stuani
FRANKREICH
Klatsch und Tratsch: Der größte Uruguay-Fan spielt für Frankreich und heißt Antoine Griezmann. Ohne seinen Mate-Becher geht er nirgendwo hin, nennt Uruguay sein „zweites Land“ und Diego Godin ist der Pate seiner Tochter. Der sagt über Griezmann: „Er liebt Uruguay, unsere Traditionen und Musik und trinkt mehr Mate als ich.“ Prost.
Historisches: Der Zweite einer Europameisterschaft hat zwei Jahre später noch nie ein WM-Finale erreicht. Frankreich hat noch die Chance. Gerade mit Didier Deschamps, der nur ein einziges seiner 16 WM-Spiele als Spieler oder Trainer verloren hat – nämlich das Viertelfinale 2014 gegen Deutschland.
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Wechsel: Ebenjener Didier Deschamps muss – wie voraussichtlich sein Gegenüber Oscar Tabarez – einmal tauschen: Blaise Matuidi fehlt aufgrund einer Gelbsperre. Wahrscheinlich rückt für ihn Corentin Tolisso vom FC Bayern in die Startelf – der letzte verbliebene Bayern-Profi bei der Weltmeisterschaft.
Aufstellung: Lloris - Pavard, Varane, Umtiti, Lucas - Kanté - Tolisso, Pogba - Mbappé, Griezmann, Giroud
Brasilien - Belgien, Viertelfinale 2, Kasan, 20 Uhr, live im ZDF
BRASILIEN
Krankenstand: Brasiliens Ex-Nationalspieler Rivaldo gab vor dem Spiel Neymar, der wegen seiner Schauspieleinlagen in der Kritik steht, Folgendes mit auf den Weg: „Spiele, wie du es immer getan hast und achte nicht auf die Kommentare aus anderen Ländern, denn die sind schon zu Hause.“ Autsch, der hat gesessen.
Taktik: Stat Attack: Brasilien ist die einzige im Turnier verbliebene Mannschaft, die noch kein einziges Standardtor erzielt hat, und neben Uruguay ebenfalls die einzige, die noch keinen
Elfmeter verwandelte. Alle brasilianischen Tore fielen also aus dem Spiel heraus. Das Revival des Jogo Bonito, des schönen Spiels? Brasilien kehrt zurück zu seinen Wurzeln. Schön.
Wechsel: Real Madrids Casemiro, Brasiliens wichtigster Abräumer im defensiven Mittelfeld, fehlt gegen Belgien nach zwei Gelben Karten gesperrt. Für ihn wird vermutlich Fernandinho spielen – aber der kann ja auch ganz passabel hinlangen. Irgendeiner muss, ja schließlich das Hässliche ins schöne Spiel bringen.
Aufstellung: Alisson - Danilo, Thiago Silva, Miranda, Marcelo - Fernandinho - Paulinho, Coutinho - Willian, Neymar, Gabriel Jesus
BELGIEN
Wechsel: Nicht unwahrscheinlich, dass Belgiens Trainer Roberto Martinez den Siegtorschützen gegen Japan, den eingewechselten Nacer Chadli, gegen Brasilien von Beginn an auflaufen lässt. Der Rest der Startelf bleibt wahrscheinlich unverändert. Heißt auch, Vincent Kompany wird erneut die Dreierkette hinten leiten.
Taktik: Zwölf, in Zahlen: 12 Sekunden dauerte der perfekt ausgeführte Konter, der zu Belgiens 3:2 gegen Japan führte und an dessen Ende Chadli das Siegtor markierte. Dabei sind die Belgier in Russland bislang vor allem durch Ballbesitz aufgefallen: 55,5 Prozent der Zeit war der Ball durchschnittlich in den Reihen der „Roten Teufel“ unterwegs.
Historisches: Laut Belgiens Kapitän Vincent Kompany ist das Spiel gegen die Selecao „definierend für unsere Generation“. Die sogenannte „Goldene Generation“ scheiterte bislang zwei Mal im Viertelfinale, bei der WM 2014 an Argentinien und bei der EM 2016 an Wales.
Aufstellung: Courtois - Alderweireld, Kompany, Vertonghen - Witsel, De Bruyne - Meunier, Chadli - Mertens, E. Hazard - Lukaku
Alles zur WM lesen Sie in unserem Liveblog.
Tobias Finger
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