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Fußball-WM: Event nur für Wohlhabende

Genau 15 Monate vor der Weltmeisterschaft ist im Gastgeberland Südafrika von Fußball-Begeisterung nichts zu spüren.

Damit hätte wohl niemand gerechnet: Ausgerechnet das geringe Interesse der Südafrikaner scheint sich als das größte Hindernis bei der Ausrichtung der Fußball- Weltmeisterschaft 2010 zu entpuppen. Drei Monate vor dem Confed-Cup – der offiziellen Generalprobe für das Großereignis ein Jahr später – ist die Apathie am Kap jedenfalls so groß, dass nun selbst Südafrikas Regierung Alarm schlägt. „Wir setzen einfach nicht genug Ressourcen ein“, sagte vergangene Woche Regierungssprecher Themba Maseko. Die frühere Begeisterung scheint inzwischen weitgehend verpufft zu sein. Fast nichts deutet im öffentlichen Leben auf das Ereignis hin.

Symptomatisch dafür ist auch der vor zwei Wochen begonnene Kartenvorverkauf, der denkbar schlecht verläuft: Selbst der stets optimistische Danny Jordaan, Chef des Nationalen Organisationskomitees, musste zerknirscht einräumen, dass Südafrikaner bislang kaum 20 Prozent der Tickets für den Confed-Cup und die WM nachgefragt hätten. Für den Confed-Cup wurden bislang 170 000 Karten verkauft – fast viermal so viele warten noch auf Abnehmer. Heute ist Jordaan in Berlin, um für Confed-Cup und WM zu werben.

Offenbar hatten die Ausrichter angenommen, dass sich die Südafrikaner ohne jede Vermarktung um die Tickets reißen würden. Dabei sind selbst die Spiele der ersten Fußballliga gewöhnlich nur schwach besucht – mit Ausnahme der Topspiele. Wer nicht bereit ist oder es sich nicht leisten kann, 30 Rand (2,50 Euro) für ein Ticket zu bezahlen, wird kaum mehrere hundert Rand für das Spiel zweier fremder Nationalteams hinblättern. „Die von der Fifa gepriesenen Billigtickets sind absolute Ausnahmen und Teil eines großen PR-Plans, um Kritik abzuwehren“, sagt der bekannte Sportreporter Mike Gleeson. Für ihn ist klar: Die WM ist ein Event für die Wohlhabenden und die 400 000 Fans, die aus dem Ausland erwartet werden. Der einfache Südafrikaner bleibe außen vor. Zudem sind die Fans gezwungen, wegen des von der Fifa verordneten Verkaufssystems Tickets entweder per Internet zu bestellen oder sich bei der Bank anzustellen, die als WM-Sponsor fungiert. Dabei hat die große Mehrheit der schwarzen Bevölkerung weder Computer noch Internetzugang.

Die WM dürfte deutlich teurer werden als bisher angenommen. Das Budget für die zehn Stadien wird wohl mindestens 250 Millionen Euro über den ursprünglich veranschlagten Kosten liegen. Einen Großteil müssten die Städte tragen. „Der Fiskus wird enorm bluten“, befürchtet Gleeson. Neben dem Neu- und Umbau der Stadien zählt die neue Schnellzugverbindung zwischen der Wirtschaftsmetropole Johannesburg und der 50 Kilometer entfernten Landeshauptstadt Pretoria zu den größten Infrastrukturprojekten. Allerdings wird sie zur WM nur halb fertig sein und nur zwischen dem internationalen Flughafen von Johannesburg und dem nördlichen Stadtteil Sandton verkehren.

Die Sicherheit bleibt eine der größten Sorgen der Veranstalter. Vor allem die Gewalt schwarzer Südafrikaner gegen schwarze Einwanderer aus dem Ausland im Mai 2008 hat den Ruf ramponiert – besonders Südafrikas Anspruch, eine WM für den ganzen Kontinent auszurichten. Seit Oktober sind die Besucherzahlen gerade aus Deutschland rückläufig. Dabei ist Südafrika gerade für deutsche Touristen besonders günstig. Ein Euro hat dort nach Angaben des Statistischen Bundesamtes eine Kaufkraft von 1,35 Euro.

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