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Fußball-WM: Norwegen fordert deutsche Frauen heraus

An Deutschlands Gegner im WM-Halbfinale hat Sandra Smisek gute und weniger gute Erinnerungen. Vor zwölf Jahren unterlagen die Deutschen gegen Norwegen.

An ihr erstes WM-Spiel gegen Norwegen erinnert sich Sandra Smisek als wäre es gestern gewesen. Im Finale 1995 deutete Trainer Gero Bisanz auf die kleine Frankfurterin. Verblüfft und nervös sei sie damals gewesen. „Erst hatte ich gedacht, er meint Sandra Minnert.“ Eine Wende konnte die damals 18-Jährige dem Spiel aber nicht mehr geben. Das Endspiel von Stockholm ging 0:2 verloren.

Zwölf Jahre später gibt es keinen Zweifel, dass die längst gereifte Smisek in der Startformation stehen wird, so wie in den ersten vier Spielen der Weltmeisterschaft von China auch. Die nur 1,63 Meter große Stürmerin – neben Birgit Prinz die einzige aus dem aktuellen Kader, die schon 1995 im Finale spielte – gehört zu den Gewinnerinnen im deutschen Team. Gleich zum Auftakt gegen Argentinien gelang ihr ein Hattrick. Im Viertelfinale gegen Nordkorea bereitete sie die beiden ersten Treffer vor und begeisterte zudem mit fast grenzenloser Laufbereitschaft; Qualitäten, auf die das deutsche Team nun auch im Halbfinale gegen Angstgegner Norwegen (Mittwoch, 14 Uhr MESZ/ARD) angewiesen ist.

Kein anderes Team kreuzte so oft den Weg der deutschen Damen bei großen Turnieren wie das der Skandinavierinnen. Die Norwegerinnen gingen oft als Sieger vom Platz, nicht nur bei der WM 1995, sondern auch bei Olympia in Atlanta 1996 und Sydney 2000. Bei Europameisterschaften aber setzten sich kurioserweise immer die Deutschen durch; dreimal davon in einem Finale wie zuletzt 2005 beim 3:1 in Blackburn, England. Insgesamt ist die Länderspielbilanz in 29 Begegnungen der beiden Kontrahenten fast ausgeglichen.

Auch diesmal erwartet Smisek ein enges Spiel: „Norwegen ist sehr diszipliniert“, sagt die angehende Polizistin. Innenverteidigerin Ariane Hingst – derzeit bei Djurgarden IF in Schweden unter Vertrag – erinnert mahnend an das bisher letzte Duell. Im August erkämpften die Deutschen sich in Mainz nach einem 0:2-Rückstand mühsam ein Unentschieden: „Das war der größte Grottenkick von uns. Wir wissen, dass wir so nicht noch mal auftreten können. Wir müssen schneller umschalten und aggressiver sein.“

In Mainz hatten die Norwegerinnen mit langen Bällen die deutsche Abwehr ein ums andere Mal ausgehebelt. Doch dass sie auch das präzise Kurzpassspiel beherrschen, dafür steht vor allem Ingvild Stensland, die zentrale Figur im Mittelfeld. „Die ist überall zu finden. Sie ist kämpferisch und läuferisch sehr stark“, sagt Ariane Hingst.

Der Respekt vor Norwegen schwingt in fast jedem Statement mit, das die deutschen Damen vor dem Halbfinale von Tianjin geben. Dabei wechselten im bisherigen Turnierverlauf bei den Skandinavierinnen Licht und Schatten. Im letzten Gruppenspiel fegten sie ein hoffnungslos überfordertes Ghana 7:2 vom Platz. Im Viertelfinale aber schnürte China eine Halbzeit lang die Norwegerinnen in deren Hälfte ein. Nur die Abschlusschwäche und ein Aussetzer in der Abwehr der WM-Gastgeber bescherten der Mannschaft von Trainer Bjarne Berntsen ein äußerst schmeichelhaftes 1:0. Beim Schlusspfiff gegen China wirkten die Norwegerinnen völlig erschöpft.

In der Videoanalyse wird das auch Sandra Smisek aufgefallen sein: „Wir werden versuchen, deren Stärken zu minimieren und ihnen unser Spiel aufzudrücken und dann werden wir auch als Sieger vom Platz zu gehen. Ich denke, unser Vorteil ist es, hinten raus noch einen draufzulegen. Deswegen glaube ich, daß wir das in 90 Minuten ohne Verlängerung hinter uns bringen werden.“

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