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Länderspiel - Deutschland - Elfenbeinküste

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Deutschland - Elfenbeinküste 2:2: Gedenken und spielen

Die deutsche Nationalelf erreicht in Gelsenkirchen durch ein Tor kurz vor Schluss noch ein 2:2 gegen die Elfenbeinküste. Eine Zeremonie vor dem Anpfiff erinnert an Torwart Robert Enke.

Es sind noch mehr als zehn Minuten bis zum Anpfiff, als Michael Ballack seinen einzigen offiziellen Auftrag des Abends erledigt. Der verletzte Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft kommt aus dem Kabinentrakt, geht zur Ersatzbank und legt zwischen Arne Friedrich und Andreas Beck ein rotes Trikot ab. Es trägt die Nummer 1 und den Namen von Robert Enke. Es ist eine eher leise, fast beiläufige Geste nach dem manchmal tösenden Gedenken um den verstorbenen Nationaltorhüter – und genau so ist es auch gewollt an diesem Abend, an dem sich die Nationalmannschaft mit dem Test gegen die Elfenbeinküste zurück in die Normalität tastet. Trotzdem ist es ein denkwürdiges Spiel – weniger wegen des 2:2 (1:0)-Unentschiedens als bedingt durch die traurigen Begleitumstände.

Eine seltsam gedimmte Stimmung liegt über der Schalker Arena. Das Stadion ist mit 33.015 Zuschauern gerade zur Hälfte gefüllt, und die musikalische Beschallung vor dem Spiel erreicht kaum mehr als Zimmerlautstärke. Es gibt nichts Dröhnendes an diesem Abend. Zur Erinnerung „an einen großartigen Sportler und Menschen“ und untermalt von der Fußballerhymne „You’ll never walk alone“ werden auf der Videoleinwand noch einmal Bilder aus dem Leben und Wirken von Robert Enke gezeigt, die Spieler der Elfenbeinküste haben sich  „in memoriam Robert Enke“ ein T-Shirt mit dem Bild des verstorbenen Torhüters übergezogen. Doch mit dem Anpfiff müssen die Spieler alles verdrängen, was sie in den letzten Tagen bewegt hat.

Unter normalen Umständen wäre das Spiel gegen die Afrikaner ein wichtiger Test im Blick auf die WM gewesen, die vielleicht letzte Möglichkeit für einige Außenseiterkandidaten, sich dem Bundestrainer Joachim Löw noch für das Turnier in Südafrika zu empfehlen. Stefan Kießling darf in seinem dritten Länderspiel zum ersten Mal von Anfang an spielen, der Bremer Aron Hunt kommt zehn Minuten vor Schluss als Einwechselspieler zu seinem Länderspieldebüt.

Kießling ist an den ersten drei Offensivaktionen beteiligt. Erst scheitert er nach einem Pass von Podolski an Torhüter Aristide Zogbo, dann lässt er sich vom Weg zum Tor abdrängen, und beim dritten Mal bringt ihn der Hamburger Guy Demel mit einem Schubser im Strafraum zu Fall. Den folgenden Elfmeter verwandelt Lukas Podolski zum 1:0. Im 69. Länderspiel ist es das 36. Tor für den Kölner, der als zweite Spitze neben Kießling spielt und in diesem einen Spiel mehr Offensivaktionen hat als in seinem Heimatklub in der ganzen bisherigen Saison. Mehrmals versucht Podolski es mit Schüssen aus der Distanz, nur knapp verfehlt er das Ziel.

In der ersten Halbzeit kombinieren die Deutschen zeitweise recht ansehnlich, sie profitieren aber auch davon, dass die Ivorer ihre Schwächen vor allem in der Defensive haben. Kurz vor der Pause hätte Piotr Trochowski beinahe das 2:0 erzielt, doch der Hamburger trifft nur den Pfosten. Auf der anderen Seite ist Tim Wiese im deutschen Tor nicht allzu arg beschäftigt. Die größte Chance für die Elfenbeinküste resultiert aus einem Fehler von Philipp Lahm, dessen Rückpass auf Wiese ein bisschen zu kurz gerät. Emmanuel Eboué kommt vor dem Bremer an den Ball, sein Heber aber landet auf der Latte.

Bis zur zweiten Halbzeit muss das Schalker Publikum auf den Auftritt des lokalen Helden Manuel Neuer warten. Nach der Pause löst er Tim Wiese im Tor ab; doch dass das Länderspiel noch einen echten Schalker Touch bekommt, hätten sich die Zuschauer – und Neuer – wohl gerne erspart. Nach einer knappen Stunde spielt Heiko Westermann einen Rückpass auf Neuer, der will den Ball wegschlagen, schießt Eboué an und muss dann mit ansehen, wie der Ball von dessen Unterleib zum 1:1 ins Tor rauscht.

Es scheint, als sollte dieser Abend einfach kein glücklicher werden für die deutsche Nationalmannschaft, vor allem als der gerade eingewechselte Seydou Doumbia mit seinem ersten Ballkontakt fünf Minuten vor Schluss das 2:1 erzielt. In der Nachspielzeit aber verhindert Lukas Podolski mit seinem zweiten Tor die Heimniederlage – und vermutlich auch ein ganz profanes Pfeifkonzert des Schalker Publikums.

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