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Deutschland - Finnland

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Deutschland - Finnland 1:1: Glück und Gnade

Die schwache deutsche Nationalmannschaft schafft im letzten Gruppenspiel der WM-Qualifikation gegen Finnland nach Rückstand durch ein spätes Tor von Lukas Podolski noch ein 1:1.

Entscheidend ist immer der letzte Eindruck, und immerhin der war versöhnlich am Mittwochabend, im letzten Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft für die Fußball-Weltmeisterschaft. In der Schlussminute gelang dem Kölner Lukas Podolski noch der Ausgleich zum 1:1 (0:1) gegen Finnland. 51 500 Zuschauer in der Hamburger Arena aber mochten nicht verhehlen, dass sie mehr erwartet hatten zum Abschluss der so erfolgreichen Kampagne für Südafrika 2010. Pfiffe begleiteten die Mannschaft auf dem Weg in die Kabine. Schon im Hinspiel hatten die Finnen den Deutschen in Helsinki ein 3:3 abgetrotzt.

„Wir sind ohne Niederlage durch die Qualifikation gekommen, das hat nicht jeder geschafft“, sagte Podolski und auch Bundestrainer Joachim Löw legte Wert auf die Feststellung, „dass man gesehen hat: Die Moral stimmt. Die Mannschaft wollte unbedingt ohne Niederlage durch die Qualifikation kommen, und das ist ihr gelungen.“ Ansonsten ist es nicht leicht, diesem Spiel etwas Positives abzugewinnen, mal abgesehen von der Erkenntnis, dass der Bundestrainer in wichtigen Spielen die richtigen Spieler aufstellt. Die Mannschaft vom Mittwoch hatte so ziemlich nichts von der Brillanz, die sie vier Tage zuvor beim mitreißenden 1:0-Sieg in Moskau gezeigt hatte. Löw hatte neben Podolski nur René Adler, Philipp Lahm und Michael Ballack auch gegen die Finnen in der Startaufstellung aufgeboten, auch sie taten sich schwer beim Versuch, die Qualifikation mit einer akzeptablen Leistung zu beschließen.

Allein Ballack stemmte sich gegen die Lethargie und Ideenlosigkeit. Lahm startete auf der linken Seite mit ungewohnt vielen Fehlern, wenn auch nicht ganz so vielen, wie sie Andreas Beck auf der anderen Seite unterliefen. Beide Außenverteidiger waren maßgeblich am frühen finnischen Führungstor beteiligt. Scheinbar mühelos lief Roni Porokara an Beck vorbei, seine Flanke fand den Kopf von Roman Eremenko, der höher sprang als der nach innen gerückte Lahm und ablegte auf Jonatan Johansson, dem Ballack vor dem Spiel noch mit einem Blumenstrauß zum 100. Länderspiel gratuliert hatte. Johansson bedankte sich mit einem Abstauber frei vor Adler zum 1:0.

Fortan beschränkten sich die Finnen keineswegs auf das, was Löw für „typisch skandinavisch“ hält, nämlich „einlullen, zerstören, richtig auf die Nerven gehen“. Angeführt vom bald 39-jährigen Jari Litmanen hielten sie den Ball geschickt in den eigenen Reihen und ließen die Deutschen damit sehr schlecht aussehen. Nun war bekannt, dass sich diese Mannschaft schwer damit tut, das Spiel selbst zu gestalten. Aber ein bisschen mehr Phantasie hätte man schon erwarten können, auch ohne den kreativen Geist Mesut Özil, der erst einmal auf der Bank saß. Sein Vertreter Piotr Trochowski machte im Übereifer vor heimischem Publikum so ziemlich alles falsch, und auch die Stürmer Cacau und Mario Gomez verpassten die Gelegenheit, sich als Alternative für Miroslav Klose anzubieten.

Weil es in der gesamten ersten Halbzeit keine nennenswerte Torchance gab, verabschiedete die Zuschauer ihre am Montag beim öffentlichen Training noch gefeierten Helden mit derart lauten Pfiffen, wie sie hier sonst exklusiv Ersatztorwart Tim Wiese von Werder Bremen vorbehalten sind. „Natürlich tun diese Pfiffe weh, denn die Mannschaft hat sie nach dieser Qualifikation nicht verdient“, sagte Löw. „Aber natürlich kann man die Zuschauer auch verstehen, denn diese erste Halbzeit war wirklich nicht gut.“

Zur zweiten Hälfte brachte der Bundestrainer wie angekündigt den Wolfsburger Christian Gentner für Ballack, der blasse Thomas Hitzlsperger machte Platz für Özil. Es kam jetzt ein wenig mehr Zug in das deutsche Spiel, weil sich mit Özil ein wenig Esprit breit machte und den Finnen die Kraft ausging. Auf einmal gab es Chancen. Cacau schoss aus spitzem Winkel über das Tor, bei Gomez'' Kopfball war es schon ein bisschen knapper, Beck drosch den Ball von halbrechts genau auf den Leib von Torhüter Jussi Jääskeläinen, Lahms abgefälschter Schuss strich knapp am Pfosten vorbei. Eine Viertelstunde vor Schluss jagte Gomez den Ball unbedrängt weit übers Tor.

Danach räumte er den Rasen für Klose, und Hoffnung kam auf im Publikum. Klose hatte beim 3:3 im Hinspiel dreimal getroffen und auch das Siegtor am Samstag in Moskau erzielt, gestern wäre ihm per Kopf beinahe der Ausgleich gelungen. Danach schoss Özil noch ans Außennetz, und als alles schon mit einer Niederlage rechnete, stolperte Podolski den Ball mit Glück und gnädig unterstützt von tollpatschigen Finnen über die Torlinie. Sein Schlusswort hatte mehr Witz als das deutsche Spiel: „Ich glaube, dass war eines der schönsten Tore meiner Karriere. So kann man zurück nach Köln fahren.“

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