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Großer Sport. Thomas Müller trifft zweimal gegen England und ist längst unverzichtbar für Joachim Löw.

© AFP

Deutschlands Bester: Der doppelte Müller

Vor kurzem spielte der 20-Jährige noch in der 3. Liga, jetzt trifft er zweimal gegen England. Klar, dass prompt wieder der Vergleich mit dem kleinen, dicken und doch sehr großen Gerd Müller herhalten musste

Thomas Müller war völlig verschwitzt, die braunen Haare schmierig, die Stutzen dreckig. So saß er in einem zugigen Zelt hinter der Tribüne des Fußballstadions von Bloemfontein und klammerte sich an einer afrikanischen Trommel fest, die er als „Man of the Match“ von den Fifa-Delegierten geschenkt bekommen hatte. „Es ist einfach ein Wahnsinnsglücksgefühl, wenn du die Tore schießt und damit das Team erlöst“, sagte der Münchner und strahlte vor sich hin.

Dass Thomas Müller, 20 Jahre alt, nicht auch noch auf die Holztrommel einschlug, war nicht weiter schlimm, er hatte ja an diesem Sonntagnachmittag oft genug den Takt vorgegeben. Eine Vorlage und zwei Tore, und das im Klassiker gegen England – macht insgesamt sechs Scorerpunkte bei dieser WM. Das 2:0 von Lukas Podolski hat er vorbereitet, die Kontertore zum 3:1 und 4:1 ziemlich abgeklärt nach gut einer Stunde selbst erzielt und damit seine Mannschaft, ja doch, erlöst und ins Viertelfinale der WM geschossen. „Letztlich ist das Ergebnis ein bisschen zu hoch ausgefallen“, sagte Müller, „aber das ist mir heute egal.“

Klar, dass prompt wieder der Vergleich mit dem kleinen, dicken und doch sehr großen Gerd Müller sein musste, auch wenn das vielleicht noch ein bisschen früh ist. Gerd Müller hat in 62 Länderspielen 68 Tore für Deutschland erzielt, da ist Thomas Müller mit seinen drei Törchen in sechs Spielchen dann doch noch etwas entfernt. Aber immerhin, er trägt wie Gerd Müller die Rückennummer 13, und der hat die Engländer ja auch schon mal aus dem Turnier geschossen. Bei der Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko war das, beim 3:2-Sieg. „Man muss nicht mich loben, sondern das Team“, sagte Müller brav und sprach den Kollegen große Anerkennung aus. „Unsere Laufleistung war sensationell, die Innenverteidiger waren hellwach, immer am Mann dran. Heute hat einfach alles geklappt, was gegen Ghana nicht gelingen wollte.“

Als der klare Treffer zum 2:2 kurz vor der Halbzeit für die Engländer nicht gegeben wurde, habe sich die Mannschaft in der Kabine gesagt: „Wenn wir schon einmal so ein Glück haben, dann müssen wir jetzt auch gewinnen.“ Nach anfänglicher Unsicherheit war ja auch er selbst immer besser ins Spiel gekommen, wirkte cooler, mutiger, „und beim 3:1 hab ich Glück gehabt, da hab’ ich mich Gott sei Dank für die richtige Ecke entschieden. Ich sage mir vorher immer: Nicht hektisch werden!“

Diese Gelassenheit hat auch Bundestrainer Joachim Löw schwer beeindruckt, als er über den jungen Mann sprach, der vor gar nicht so langer Zeit noch in der Drittklassigkeit kickte, in 38 Bundesligaspielen aber schon 13 Tore und elf Vorlagen für seinen Arbeitgeber lieferte, den FC Bayern München. Diese Stärken zeigt er auch in der Nationalmannschaft. Schon gegen die Australier hat er bei dieser WM ein Tor erzielt, aber mit Verlaub, die spielten wirklich wie eine Strandfußballtruppe. Der Gegner am Sonntag in Bloemfontein war von ganz anderem Format. „Thomas ist ein Spieler mit unglaublicher Qualität, der nicht verkrampft. Seine Kaltschnäuzigkeit ist schon beeindruckend für einen 20-Jährigen“, sagt Löw. Manchmal aber „geht mir das selbst alles ein bisschen zu schnell“, erklärte Müller.

Sorry, meinte dann auch schon Thomas Müller, er wolle jetzt mal unter die Dusche. „Die Mikros verbiegen sich ja schon, weil ich so stinke.“ Einen Lacher zum Abgang hat er noch einmal draufgelegt.

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