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"Die Umgebung kommt mir vor wie in Technicolor, wenn ich trinke": Alec Völkel gibt Tagesspiegel-Autorin Jeannette Krauth Nachhilfe in Sachen korrekter Alkoholweiterverarbeitung.

© Jeannette Krauth

Fantraining zur WM: 16 Babyflaschen Bier pro Spiel

Tagesspiegel-Autorin Jeanette Krauth ist auf der Suche nach den Eigenschaften, die ein Fußballfan haben muss. Sie fragt The-BossHoss-Frontmann Alec Völkel, wie man während der WM zielgerichtet trinkt.

Unsere Autorin hat keine Ahnung vom Fußball – bis jetzt. Für die WM lernt sie alle Eigenschaften, die ein Fan haben muss. In der fünften und letzten Folge fragt sie The-BossHoss-Frontmann Alec Völkel: Wie trinkt man ohne Folgen?

Vier Wochen lang WM-Gelage, das birgt große Gefahren: Hitze, Menschen, Getränke. Wie überlebt man Eskapaden? Ich treffe einen, der das sozusagen berufsmäßig kann: Sänger Alec von der Band The BossHoss, den Berliner Country-Cover-Cowboys.

„Oh, ich bin gerade abstinent“ sagt er, als wir uns im Café Butter in Prenzlauer Berg treffen und sich die Flaschen schon auf dem Tisch türmen. Vier Wochen lang will er nichts Alkoholisches trinken, Woche eins ist gerade beendet. War mal wieder Zeit, sagt er, denn sie würden normalerweise schon ordentlich kippen mit der Band, nachmittags gehe es los, Bier, Wein, Kräuterschnaps, dann weiter bis nach dem Auftritt, bis in die Nacht hinein. Und wenn er frei habe und sich mit Kumpels treffe, na, dann trinke man eben auch zusammen. Hey, denke ich, dieser Alec, das war ja ein Goldgriff.

Also, was muss ich tun, um nicht vor Spielende zu versacken? „Trainieren“, sagt er und schlägt mir vor: zwei Bier zum Start und den Abend dann mit zwei, drei, vier Hefeweizen abschließen. Minimum zwei Liter Bier. Cola dürfe ich zwischenschieben. Wenn ich das packe, hätte ich schon eine ordentliche Basis fürs Public Viewing gelegt.

Auf unserem Tisch stehen Whiskey, Rotwein, Bier, Kräuterschnaps. Es ist 17 Uhr. Um den Pegel zu halten („dann kriegste keine Kopfschmerzen“), empfiehlt er folgendes Frühstück: „Erst ’nen Kaffee, dann weitermachen mit gut Weißwein. Is anjenehm, frisch.“ Morgens Bier sei asi. Na, wenigstens das.

Wann hatte ich zuletzt Weißwein über Tag? Zu einem Mittagessen? Ich kann mich nicht erinnern. Ich bin ziemlich außer Form, was Trinksport angeht. Mir wird schon bei der Vorstellung dieser Mengen schlecht: Zwei Liter Bier, das ist so viel, wie in 16 Babyfläschchen passt. Das ist die Größenordnung, in der ich in den vergangenen Monaten gerechnet habe. Vielleicht wird dies für mich die härteste Lektion von allen dieser Serie.

Alec listet mir ein paar Regeln auf:

1. Wenn Du vier Wochen durchhalten willst, gilt: Immer Pegel halten!

2. Stets zwei Bier auf einmal holen, Anstehen dauert so lange. Schnell trinken, damit es nicht warm wird in den Plastikbechern.

3. Vor dem Schlafengehen zwei Aspirin mit einem halben Liter Wasser runterspülen.

4. Essen wird überbewertet.

5. Unbedingt ausschlafen.

Alles klar, das wird also hart. Alec greift zum Kräuterschnaps, „janz ekliges Zeug, hat sich irgendwann als Tradition in der Band eingeschlichen.“ Er schüttet ein, etwas Schnaps läuft über meine Hand. Anstoß.

Ich komme spät ins Bett. Träume von meiner WM-Zeit. Nach fünf Tagen Intensiv-Trainingslager weiß ich selbst im Schlaf, wie die aussehen wird: Ich werde schlimme Wörter großspurig in Männerrunden schleudern, dabei einmaligen Ausschnitt-Schmuck tragen, stets zwei Bier in der Hand halten und grölen, bis aus meiner Kehle nur noch ein Rauschen kommt. Und nachher, da sitze ich auf einem Berg, gucke ins Tal, schweige und trinke Saft. Ich weiß gar nicht, was ich besser finden soll.

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