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Hallo, Herr Löw! Ernst Huberty hätte ihn wohl einen Dressman genannt.

© dpa

Fernsehfußball: Jogi geht, Joachim kommt

Litti, Olli, Klinsi, Schweini, Poldi - mit der Fußball-WM soll das Zeitalter der i-Tüpfelchen enden - außer vielleicht im Fernsehen. Tagesspiegel-Medienressortleiter Jogi Huber hofft auf eine erwachsene WM.

Als sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auf der Gangway des Airbus A 380 aufstellte, sah das so aus, als würde der Sparkassenzweigstellenchef mit seinen besten Kunden auf Incentiv-Reise nach Südafrika gehen. Das ist natürlich gemein, weil kein Sparkassenzweigstellenchef Jogi Löw heißt, zweitens Herr Löw kein solcher ist, sondern der Bundestrainer; drittens heißt er nicht Jogi Löw, sondern Joachim Löw. Das hat mir der Sportchef dieser Zeitung gesteckt.

Mit der Fußball-WM in Südafrika soll das Zeitalter der Männer im i-Tüpfelchen-Format definitiv vorbei sein. „Litti“, „Olli“, „Klinsi“, „Schweini“, „Poldi“, das verhieß Vertrautheit, Duz-Nähe und war doch nur falsche Kumpanei der Medien. Joachim Löw ist in diesen Trubel hineingeraten und arbeitete dagegen an. Löw ist kein Jogi, ein Jogi würde sich nicht mit Nivea die Fältchen wegcremen, ein Joachim Löw bestimmt. Der will smart sein. Auch „Schweini“, also Bastian Schweinsteiger zeigt, wie leer diese Koseformeln des Boulevards geworden sind. Liegt auch an den Spielern selbst. Auch ein Lukas Podolski will nicht mehr wie der intellektuell tiefergelegte „Prinz Poldi“ auftreten. Das Erwachsene passt besser in den Sport von heute. Der Businessanzug muss so tadellos sitzen wie der Trainingsanzug.

Gut, ich sag mal, einige sind übrig – beim Fernsehen. Vorneweg Waldemar Hartmann alias der „Waldi“ vom Ersten und der „Töppi“, also der Rolf Töpperwien vom Zweiten. Hartmann wird dem „Waldi“ nicht entkommen, nicht entkommen wollen, seine Sendung heißt „Waldis WM-Club“, „Waldemars WM-Club“ geht nicht, das klingt nach Rotlicht am Tegernsee. Eine Altersfrage? Hartmann ist 62, Töpperwien steht kurz vor der Pensionierung, Hansi Müller wäre als Hans Müller ein Herr Mustermann und keine Marke. Zu Wolf-Dieter „Poschi“ Poschmann ist alles gesagt. Und Béla Réthy? Lässt sich kein y für ein i vormachen.

Jogi Huber

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