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Fifa: Lehre durch Leere

Immer noch sind 300.000 Karten für die Fußball-WM in Südafrika nicht verkauft. Robert Ide über die Fifa und ihre Erkenntnis, fehlbar zu sein.

Gleich wird er wahr, der Traum des Joseph S. Blatter. Der Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa wird in einem Monat die Weltmeisterschaft in Südafrika eröffnen können – und im Gegensatz zur Franz-Beckenbauer-WM vor vier Jahren in Deutschland muss der Fifa-Chef nicht auf Pfiffe gefasst sein. Blatter hat gegen alle Widerstände an Afrikas erster WM festgehalten – auch weil er nur mit dieser fußballerischen Entwicklungshilfe das Image der Fifa als geldgieriger Organisation verändern kann. Und mit dem Image der Fifa verbessert er auch sein eigenes. Nun, kurz vor der Vollendung, muss die Fifa allerdings erkennen, dass zum Träumen auch das Aufwachen gehört.

Immer noch sind 300 000 Karten nicht verkauft. Vor allem Fans aus den Fußball-Reisenationen England und Deutschland bleiben wegen überteuerter Flugpreise und übersteuerter Sicherheitsdebatten lieber zu Hause. Und angesichts einer zäh abklingenden Wirtschaftskrise haben selbst Banken und Autokonzerne andere Sorgen, als kostspielige WM-Vip-Pakete zu ordern. Die Fifa muss nun hektisch Tickets auf den südafrikanischen Markt werfen und die Preise senken. Das geht ins Geld, vor allem aber trifft es Blatters Selbstverständnis.

Die Fifa hat Fehler beim Ticketverkauf zugegeben. Die an Glanz gewöhnte Fußball-Weltfirma lernt offenbar erst, wenn sie finanzielle Verluste macht. In den vielen Jahren des ungebremsten Wachstums hat die Fifa Bescheidenheit und Dienst am zahlenden Kunden vermissen lassen. Nun muss sie kurz vor einer WM um Fans kämpfen. Dem Verband kann das eine Lehre sein, auch für das Turnier 2014. Und Joseph S. Blatter, der glaubt, schon durch seine Anwesenheit verändere sich die Welt zum Besseren, kann endlich vom Thron seiner Träume absteigen.

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