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© ddp

Hitzlsperger-Interview: "Ich will zur WM"

Thomas Hitzlsperger über seinen Wechsel nach Italien und die rechten Fans von Lazio Rom. "Ich engagiere mich weiter gegen Rechtsradikalismus".

Herr Hitzlsperger, nach Ihrer erfolgreichen Zeit in England suchen Sie nun wieder eine Herausforderung im Ausland. War Ihr Wechsel vom VfB Stuttgart zu Lazio Rom eine rein sportliche Entscheidung?



Die Hinrunde beim VfB Stuttgart ist für mich sehr enttäuschend verlaufen. Ich wollte in der Rückrunde einfach zeigen, dass es auch bei mir wieder aufwärts geht. Der neue Trainer Christian Gross hat auf andere Spieler gesetzt. Als er kam, war ich verletzt, das waren schon mal schlechte Voraussetzungen.

Sie hätten beim VfB auf Ihre Chance warten können. Oder hat Gross Ihnen zum Wechsel geraten?

Der Trainer hat keinen Grund gesehen, etwas zu verändern. Er war ehrlich zu mir, hat mir gesagt, dass es schwer wird und er mir nichts garantieren kann. Ich habe gespürt: Wenn meine Kollegen im defensiven Mittelfeld weiter so gut drauf sind, sitze ich weiter auf der Bank. Das Risiko war zu groß. Ich wäre gerne bis zum Sommer beim VfB geblieben, aber das war sportlich nicht mehr machbar.

Warum gehen Sie ausgerechnet zu Lazio?

Lazio hat sich am meisten um mich bemüht. Der Zeitpunkt dieses Wechsels ist alles andere als ideal, aber ich habe den Entschluss gefasst, denn ich möchte wieder regelmäßig Fußball spielen. Jetzt bin ich sehr neugierig. Ich hatte schon das Verlangen, noch mal ins Ausland zu gehen. Spanien oder Italien – jetzt bin ich eben in Rom.

Als Stadt nicht die schlechteste Adresse...

Ich freue mich, denn es gibt wieder viel Neues zu entdecken. Morgen beginne ich schon mit dem Sprachunterricht. Neues Land, neue Sprache, das kann für die Persönlichkeitsentwicklung nur gut sein.

Das Umfeld von Lazio Rom ist dagegen sehr problematisch. Der Klub gilt als Hochburg der Rechtsextremen. Fangruppierungen fallen durch rechtsradikale Aktionen auf, der ehemalige Kapitän Paolo Di Canio entgleiste mit dem Mussolini-Gruß und sagte: ,Natürlich bin ich ein Faschist''. Wie passt das zu Ihrem bekannten Engagement gegen Rechtsradikalismus?

Ich gehe nach Rom, um wieder regelmäßig und erfolgreich Fußball zu spielen. Natürlich engagiere ich mich weiter gegen Rechtsradikalismus. Ich werde die Situation dort verfolgen, mir ein Bild machen und in ein paar Monaten beurteilen, ob es wirklich zutrifft, was man hört und liest.

Und wenn es zutrifft?

Ich gehe erst mal völlig unvoreingenommen nach Rom.

Sie wollen noch einen Platz in der Nationalmannschaft für die WM erkämpfen. Wäre es da nicht sinnvoller gewesen, in der Bundesliga zu wechseln, um mehr im Blickpunkt von Joachim Löw zu stehen?

Der Bundestrainer hat zu mir gesagt, ich müsse wieder häufiger spielen, Teileinsätze bringen mich nicht weiter. Ich brauche einen guten Rhythmus – da ist es unerheblich, ob ich in Deutschland, England oder Italien spiele. Gut Fußball spielen kann ich in Italien genauso wie in Deutschland.

War die anstehende Weltmeisterschaft in Südafrika der Hauptgrund für den plötzlichen Wechsel?

Natürlich will ich zur WM. Aber ich wollte in erster Linie wieder regelmäßig spielen.

Nach der schweren Krise des VfB im Herbst kommen Sie nun in den nächsten Abstiegskampf. Lazio ist 15. in der Serie A.

Der Klub steht weit unten, aber sie erhoffen sich dort ja durch meine Verpflichtung auch einen Aufschwung. Die Mannschaft hat viel Potenzial und ist durch Verletzungspech in diese Situation hineingerutscht, ähnlich wie beim VfB Stuttgart. Lazio hat letzte Saison den Pokal und Supercup gewonnen, die Erwartungen sind enorm gestiegen. Ich habe in Stuttgart erlebt, wie schnell man die Kurve kriegt. Da will ich mithelfen.

Das Gespräch führte Jörg Köhle.

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