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Interview zu Anelka-Eklat: Valerien Ismaël: "Schande für Frankreich"

Valerien Ismaël über den Skandal im französischen Team. Für den ehemaligen Bundesligaprofi ist die Affäre Anelka aber nur das Ergebnis einer monatelangen Entwicklung in die falsche Richtung.

Herr Ismaël, was denken Sie über den Anelka-Eklat im französischen Team?

Wie sagt man auf Deutsch? Krass. Jetzt hat sich die Équipe endgültig vor der ganzen Welt bis auf die Knochen blamiert. Für den französischen Fußball ist das eine absolute Schande. Aber das ist nur das Ergebnis einer monatelangen Entwicklung in die falsche Richtung.

Was meinen Sie konkret?

Die Mannschaft ist vor der WM nie wirklich zur Ruhe gekommen. Und das kommt dabei heraus: eine emotionslose Mannschaft ohne Leidenschaft, ohne Hingabe, ohne WM-Form.

Im Zentrum der Kritik steht Trainer Raymond Domenech. Warum?

Weil er es nicht geschafft hat, aus diesen hervorragenden Einzelkönnern ein erfolgreiches Gebilde zu basteln. Er kennt einfach nicht die richtige Formel. Schauen Sie sich an, wie er an der Aufstellung herumdoktert! Das sind taktische Unzulänglichkeiten, die man ihm ankreiden muss.

Bei der WM 2006 war doch noch alles ganz wunderbar.

Domenech hat schon damals viel Mist gebaut, aber seine Mannschaft war stark genug, seine Fehler in der Aufstellung und in der Taktik auf dem Rasen selbst auszubügeln. Das ist die aktuelle Auswahl nicht.

Warum?

Weil weit und breit keine Führungsspieler zu finden sind. Patrice Evra versucht es als Kapitän, aber scheint seine Mitspieler nicht zu erreichen. Yoann Gourcuff kann nicht den Ton angeben. Diese Nationalmannschaft ist wie ein Körper ohne Kopf.

Domenechs Nachfolger heißt Laurent Blanc. Wird er in der Lage sein, die französischen Wunden zu heilen?

Er kann das, denn er war ein großer Spieler, ist ein guter Trainer und die Fans lieben ihn. Aber er wird Zeit brauchen. Diese Schande wird Frankreich nicht so schnell vergessen.

Das Gespräch führte Alex Raack

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