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Kommentar: DFB-Team an der Schwelle

Auf dem Weg zur WM nach Südafrika: Stefan Hermanns über schlummernde Talente in der Nationalmannschaft.

Auf seine Verteidiger hat sich der deutsche Fußball immer schon einiges eingebildet. Die Deutschen waren so stolz auf ihre Raubeine Förster, Kohler und Wörns aus der berüchtigten Mannheimer Stopperschule, dass ihnen leider entgangen ist, dass Raubeinigkeit an sich schon lange kein Qualitätsmerkmal mehr ist. Die Entwicklung ist einfach über sie hinweggebraust, und erst jetzt ist der Anschluss an die Moderne einigermaßen wiederhergestellt. Serdar Tasci vom VfB Stuttgart zum Beispiel ist ein Verteidiger, der alles kann, was ein Verteidiger heute können muss.

Im Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Wales hat Tasci einen Vertikalpass in die Spitze geschickt, wie ihn sich Jürgen Klinsmann in seiner Zeit als Bundestrainer nicht schöner hätte wünschen können. Das Problem war: Tasci spielte ihn aufs eigene Tor, und allein die Achtsamkeit von Torhüter Enke verhinderte größeres Unheil. Tasci steht damit sinnbildlich für die Nationalmannschaft im Frühjahr null-neun. Er verfügt über außergewöhnliche Anlagen, ist mit dem modernen Verteidigerspiel aufgewachsen – mit knapp 22 aber auch immer noch reichlich unerfahren. Tasci macht Fehler, die man sich auf diesem Niveau eigentlich nicht erlauben darf. Das Gleiche gilt für Andreas Beck, der dem Prototyp des zeitgemäßen Außenverteidigers in der Theorie schon sehr nahe kommt, in der Praxis aber noch allzu oft überfordert wirkt.

So befehligt Joachim Löw anderthalb Jahre vor der WM eine Schwellenmannschaft, ein Team im Umbruch, ohne klare Hierarchie und feste Achse. Aber eben auch eins, das kurz vor dem Sprung zur nächsten Entwicklungsstufe steht. Das konnte man der deutschen Nationalmannschaft in der Vergangenheit nicht immer nachsagen.

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