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Kommentar: Lass die Finger von Vuvuzela

Nervtötendes Getröte? Gut so! Lars Spannagel hofft auf einen afrikanischen Sound bei der WM 2010.

Vvvvvvvvvvvvvvv. Wie das Surren eines gigantischen Hornissenschwarms legt sich dieser Tage ein nervtötendes Geräusch über Südafrikas Fußballstadien. Es ist der Sound der Vuvuzelas, der südafrikanischen Fantröten. 90 Minuten lang dröhnen die Plastikinstrumente beim Confed-Cup in den Ohren der Fans und Spieler, die spanische Nationalmannschaft verlangt bereits ein Verbot für die WM im kommenden Jahr. Dieser Forderung darf der Fußball-Weltverband Fifa aber keinesfalls nachgeben.

Wird uns eine wochenlange Vuvuzela-Beschallung im nächsten Sommer nerven? Selbstverständlich! Schon jetzt, nach wenigen Tagen vor dem Fernseher, schmerzt der Kopf. Der penetrante Krach betäubt das Gehirn, es ist unmöglich, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Noch schlimmer ist allerdings die Vorstellung einer globalisierten, weichgespülten Fußball-Pop-Musik, die jedes Stadion der Welt in den gleichen fröhlichen Soundbrei hüllt.

Schon frühere Weltmeisterschaften hatten einen eigenen Sound. Das „Heja, Heja“ der gastgebenden Schweden brachte das deutsche Team 1958 im Halbfinale dermaßen aus dem Konzept, dass der Titelverteidiger mit 1:3 ausschied. 2002 schrien Japaner und Südkoreaner immer wieder in völlig unpassenden Situationen hysterisch auf. Auch die Geräuschkulisse eines Turniers verankert es im kollektiven Fußball-Gedächtnis.

Wer die WM nach Afrika vergibt, muss auch afrikanische Fankultur zulassen. Und über das allgegegenwärtige Surren von Franz Beckenbauers Hubschrauber hat sich 2006 auch niemand beschwert.

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